Lange war Alain Berset (49) sehr zurückhaltend, mit allzuviel Optimismus in die Zukunft zu blicken. Doch nun gibt es für den Gesundheitsminister wenig Grund mehr für Zurückhaltung. «Es ist das erste Mal, dass ich so etwas sage: Die Perspektiven sind gut», erkläre Berset am Freitagnachmittag an einer Medienkonferenz mit dem Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (55). Der Zeitpunkt für Lockerungen sei gekommen. «Der Ausstieg ist ein Prozess. Aber der Prozess kann sehr schnell gehen», so der Bundesrat.
Vor dem Gang vor die Medien hatten Berset und Gallati eine Grossbäckerei und das Kantonsspital in Aarau besucht. Knapp ein Jahr ist es her, seit Berset zuletzt auf Einladung der Aargauer Regierung im Kanton zu Gast war.
Bald wieder ohne Zertifikat in die Beiz?
Seither habe sich viel verändert, führte Berset vor den Medien aus. Inzwischen hat die Schweiz drei weitere Corona-Wellen erlebt. Inzwischen seien fast in allen Altersklassen um die 90 Prozent oder sogar noch mehr immun – also geimpft oder genesen. Die Fallzahlen steigen und steigen im Moment wegen Omikron zwar. Doch das Gesundheitswesen wird dieses Mal von der Welle weniger belastet.
Nun müsse und wolle man die Corona-Massnahmen lockern, sagte Berset. Konkret könne man aus seiner Sicht die Aufhebung der Quarantäne diskutieren. Und auch die Umwandlung der Homeoffice-Pflicht in eine Empfehlung liegt laut dem Gesundheitsminister drin. Als weitere mögliche Lockerungen nennt er die Aufhebung der Einschränkungen für private Treffen und das mögliche Ende für das Covid-Zertifikat im Inland. Für Reisen hingegen werde das Zertifikat wohl noch länger ein wichtiges Instrument bleiben, erklärte Berset.
«Das bedeutet nicht, dass die Pandemie vorbei ist»
Noch vor anderthalb Monaten habe er nicht gedacht, dass man sich Ende Januar in einer solch guten Ausgangslage befinde, so Berset. Er stellte aber klar: «Das bedeutet nicht, dass die Pandemie vorbei ist.» Die Schweiz wisse inzwischen, wie man sich schütze. Eigenverantwortung sei weiterhin sehr wichtig.
Der Bundesrat entscheidet am Mittwoch über die nächsten Schritte. Einzelne Kantone haben derweil bereits gehandelt. Mehrere Kantonsregierungen haben in den vergangenen Tagen die Maskenpflicht an Schulen aufgehoben. Auch im Aargau macht man einen ersten kleinen Schritt und erlaubt im Aussenbereich von Restaurants, Clubs oder an Veranstaltungen ab heute wieder das Essen und Trinken im Stehen.
Eben, es sind kleine Schritte. Die grossen sollen auf nationaler Ebene bald folgen. (lha)
