Berns Regierung hat bei E-Prix Kompetenzen überschritten
Nause räumt Fehler ein

Das Formel-E-Rennen am Samstag in Bern hat viele begeistert – und massive Kritik hervorgerufen. Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause räumt jetzt Fehler ein. Er bedauert die Unannehmlichkeiten für die Anwohner.
Publiziert: 24.06.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:05 Uhr
Das Berner E-Prix-Rennen war ein sportlicher Erfolg. Auch für den Schweizer Sébastien Buemi, der aufs Podest fuhr. Doch neben der Rennstrecke ...
Foto: Keystone
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Auch heute rollt der ÖV in der Stadt Bern noch nicht rund. Touristen, die vom Museum Paul Klee zum Zytglogge wollen, müssen auf den Bus verzichten. Grund: Die Abbauarbeiten fürs Formel-E-Autorennen vom Samstag dauern an.

Der Bus 12, der seit Tagen nicht mehr durch die Innenstadt fährt, ist noch das geringste Übel in der erheblichen Kritik am Formel-E-Rennen. Denn am Wochenende gabs für viele Bewohner im Umfeld der Rennstrecke kein Durchkommen mehr. Sie mussten ihr Auto – manchmal unverhofft – mitten auf dem Heimweg stehen lassen.

Auch das Gewerbe, das in der unteren Altstadt durch den Event litt, und die Einwohner des als «tief freisinnig» geltenden Obstberg-Quartiers, durch das die E-Boliden donnerten, muckten auf.

Mitbestimmung nur auf dem Papier

Schliesslich waren die Anwohner von ihrer linksgrünen Stadtregierung nie gefragt worden, ob sie den E-Prix-Event wollen. Dabei hat sich Bern die Bürgerbeteiligung gross auf die Fahne geschrieben. Dass Berns Einwohner beim E-Prix schliesslich rein gar nichts mitzubestimmen hatten, ist Teil der Kritik, die Regierung habe ihre Kompetenzen überschritten.

Ein weiterer: Mit den Umweltauflagen hätten es Stadt und Veranstalter nicht so genau genommen. Die Pflicht, Mehrweggeschirr zu verwenden, schien bei der Formel E nicht zu gelten. Zudem sind Kritiker der Meinung, die Stadtregierung habe die Finanzkompetenz nicht besessen, um den Event zu bewilligen – und tat es doch.

Hinstehen wollen nur wenige. Zwar ist die SP im Stadtparlament eine Macht, doch die Parteifreunde in der Regierung will man nicht kritisieren. Schuld sei sowieso Sicherheitsdirektor Reto Nause (48, CVP), der zusammen mit Stadtpräsident Alec von Graffenried (56, GFL) den Event durchgedrückt habe. Dass ausgerechnet Nause in der Kritik steht, ist kaum Zufall – er hat im rot-grünen Bern keine Hausmacht.

Juristisches Nachspiel

Der Sicherheitsdirektor räumt denn auch ein: «Es sind Fehler passiert, das bedaure ich.» Zudem gesteht er: «Die Anwohnenden des Rennquartiers und die Geschäfte in der unteren Altstadt sind kurz vor dem Event nicht ausreichend informiert worden.» Entschuldigen will er sich dafür aber explizit nicht.

Er wertet den E-Prix als Erfolg. «Wir hatten rund 130'000 Besucherinnen und Besucher, oft Familien, in der Stadt», sagt er. Die Bilder von der Berner Altstadt im Grün innerhalb der Aareschlaufe seien – auch wegen des Rennunterbruchs nach einem leichten Unfall – um die Welt gegangen.

Ausgestanden aber ist die Sache noch nicht: Das grüne Berner Urgestein Luzius Theiler (78) reicht eine Beschwerde gegen die Bewilligung des E-Prix wegen mutmasslicher Kompetenzüberschreitung ein. Er glaubt im rot-grünen Bern juristisch eher an einen Erfolg als politisch. Nause weist die Kritik der Kompetenzüberschreitung zurück.

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