Bei Regen und Nebel unbrauchbar?
Kritik an geplanter Boden-Luft-Abwehr der Armee

Publiziert: 14.02.2016 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:15 Uhr
Christoph Lenz

Vor zwei Jahren spottete die Welt über die Schweizer Armee. Grund: Eine Entführung eines Passagierflugzeugs der Ethiopian Airlines zeigte, dass die Schweizer Luftwaffe nur während den Bürozeiten einsatzfähig ist.

Nun droht eine weitere Armee-Panne am Himmel. Nach dem Gripen-Absturz treibt der Bundesrat den Kauf einer neuen Boden-Luft-Verteidigung energisch voran. Das 1-Milliarde-Franken-Projekt «Bodluv 2020» soll es ermöglichen, bei jedem Wetter jedes Flugobjekt vom Himmel zu holen, von der Drohne bis zum Lenkflugkörper. Die Reichweite soll 15 Kilometer (Höhe) und 40 Kilometer (Distanz) betragen.

Trifft nicht bei Regen oder Nebel: Trotzdem will die Armee das Boden-Luft-System IRIS-T kaufen.

Doch die beiden Lenkwaffen, die nun gekauft werden sollen, erfüllen die Anforderungen nicht, wie die «Zentralschweiz am Sonntag» mit Bezug auf Kritiker berichtet. Das Produkt «Iris-T» des deutschen Herstellers Diehl sei nicht in der Lage, bei schlechtem Wetter zu treffen. Die Lenkwaffe «CAMM-ER» des Rüstungskonzerns MBDA wiederum schiesse «nicht hoch und vor allem auch nicht weit genug». «CAMM-ER» kommt nur auf eine Reichweite von 20 Kilometer.

Die Armee will das Boden-Luft-Abwehrsystem «CAMM-ER» kaufen, auch wenn die Reichweite nicht den Anforderungen entspricht.

Bei der Armasuisse lässt man sich von diesen Unzulänglichkeiten nicht beirren. «Es braucht beide Lenkwaffen, um die militärischen Anforderungen voll zu erfüllen», sagt Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert zur «Zentralschweiz am Sonntag».

SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz hat «grösste Bedenken» beim geplanten Boden-Luft-Abwehrprojekt.
Foto: KEY

Umso deutlicher fällt die Kritik von Sicherheitspolitikern aus. SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz sagt: «Ich helfe nicht mehr Rüstungsgüter zu beschaffen, die nicht praxiserprobt sind, mit denen die Schweiz hohe Risiken eingeht und deren Kosten explodieren.» Er vertritt die Meinung, dass Boden-Luft-Systeme berücksichtigt werden müssten, die sich in der Praxis bereits bewährt haben.

Die Kontroverse zeigt: Schon nach einem Monat im Amt ist die Schonzeit für Neo-Armeeminister Guy Parmelin abgelaufen. Morgen wird sich der Waadtländer Weinbauer in der Sicherheitskommission kritischen Fragen stellen müssen.

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