Befürworter neuer Kampfjets lancieren unmilitärische Kampagne
«Frauen sind eine wichtige Zielgruppe»

Die Befürworter neuer Flugzeuge lancieren eine unmilitärische Kampagne. Denn am 27. September müssen sie bei Frauen, Welschen und im urbanen Milieu punkten.
Publiziert: 20.06.2020 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2020 um 12:46 Uhr
Simon Marti

Top Gun war gestern – wir sind eigentlich ganz normale Dienstleister: Die neue Plakatkampagne des Komitees für die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge zeigt keinen testosteronstrotzenden Angeber in Fliegeruniform. Nicht einmal ein Flugzeug ist auf dem Plakat zu sehen. In der Mitte des Plakats steht vielmehr eine Pilotin – gezeichnet im Stil einer Graphic Novel. Umgeben wird die Frau von einem Polizisten, einer Notärztin, einem Zivilschützer und einem Feuerwehrmann.

Die Luftwaffe, so die WerbeBotschaft, ist eine Organisation im Dienste der Sicherheit des Landes. Armee und Luftwaffe erscheinen damit als ganz all­täglicher Bestandteil des Staatsapparats. Mehr noch: Hilfsorganisationen haben in den Wochen der Corona-Pandemie deutlich an Prestige gewonnen – dieses Prestige soll nun auf die Luft­waffe abfärben.

«Die Luftwaffe, ein Teil unserer Sicherheit»

«Wir wollen nicht martialisch daherkommen, sondern die Luftwaffe zeigen, wie sie ist. Nämlich als ein Teil unserer Sicherheit», sagt Thierry Burkart (44, FDP), Aargauer Ständerat und Präsident das Ja-Komitees. «Die Frauen sind eine wichtige Zielgruppe unserer Kampagne, sie haben vor sechs Jahren eher Nein gesagt zum Gripen.» Und ­ergänzt seinen Hinweis auf die Niederlage bei der Kampfjet-Abstimmung von 2014: «Wir haben dieses Nein genau analysiert und erwarten die gleichen Konfliktlinien.» Die Romandie könne beim Urnengang vom 27. September erneut der «entscheidende Faktor» sein. 2014 verwarfen Westschweizer Kantone den Kauf des schwedischen Fliegers klar. Damals fehlte den Be­fürwortern zugleich die Zustimmung von urbanen Regionen der Deutschschweiz.

Sujet der Befürworter: «Nicht martialisch daherkommen.»
Foto: SVP
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Das Ja-Komitee hat darum nun auf die Dienste einer Marketingagentur aus Lausanne zurückgriffen. Laut Burkart ist es wichtig, die Sicherheit in der Luft als Teil eines grossen Ganzen zu zeigen. «Unsere Sicherheit wird durch ­einen ganzen Verbund gewährleistet: Ambulanz, Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz und auch die Armee als letzte Sicherheitsreserve auf dem Boden und in der Luft.» Ein Glied aus dieser Kette zu nehmen, würde bedeuten, den gesamten Sicherheitsverbund zu schwächen.

Bedrohungslage in den Entscheid miteinbeziehen

Doch die Corona-Pandemie spielt auch den Kampfjet-Gegnern in die Karten und liefert ­ihnen ein zentrales Argument: die massiv gestiegene Verschuldung. In dieser wirtschaftlichen Lage eine ­milliardenteure Anschaffung zu verteidigen, wird heikel.

«Falsch», wehrt Burkart ab. «Für die Beschaffung wird nur das Armeebudget verwendet und kein Geld an einem anderen Ort fehlen.» Zudem zeige die Krise, dass niemand weiss, wie sich die Bedrohungslage in dreissig oder vierzig Jahren darstelle. Deshalb gelte es für jede Situation an den richtigen Schutz zu denken. Zumal sich ausgerechnet jene Parteien gegen den Kauf positionierten, die für gewöhnlich nicht durch übertriebene Haushaltsdisziplin auffielen.

Übrigens: Es gibt in der Schweizer Luftwaffe tatsächlich eine einzige Pilotin. Fanny Chollet (29) sieht der gezeichneten Fliegerin allenfalls entfernt ähnlich.

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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