Banken setzen Sanktionen um
Russen haben etwa 200 Milliarden in der Schweiz

Die Schweizer Banken setzen die nationalen und internationalen Sanktionsmassnahmen gemäss der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) konsequent um. Der Verband schätzt die Summe der russischen Vermögen in der Schweiz auf 150 bis 200 Milliarden Franken.
Publiziert: 15.03.2022 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2022 um 19:01 Uhr

Die Vermögen von russischen Kunden in den Schweizer Banken dürften laut Schätzung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) einen «tiefen einstelligen Betrag» der grenzüberschreitenden Vermögen ausmachen. Das könnte einer Grössenordnung von 150 bis 200 Milliarden Franken entsprechen, sagte SBVg-Präsident Marcel Rohner an der Jahresmedienkonferenz des Branchenverbands.

Keine Schätzungen wollte Rohner dazu abgeben, wie hoch der Betrag der wegen der Russland-Sanktionen bei den Schweizer Banken blockierten Gelder ist. Möglicherweise wird dies im Sommer klarer werden: Die hiesigen Finanzinstitute müssen die bei ihnen blockierten Gelder bis Anfang Juni beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) melden, wie Rohner sagte. Neben der Blockade der Gelder russischer Personen auf der Sanktionsliste dürfen Schweizer Banken auch keine Einlagen mehr von russischen Kunden über mehr als 100'000 Franken annehmen.

Guten Ruf bewahren

Er unterstütze die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Massnahmen und des Abwehrdispositivs gegen Geldwäscherei, betonte der Branchenverband am Dienstag an seiner Jahresmedienkonferenz. Es gelte, die gute Reputation und die Integrität der Banken und des Schweizer Finanzplatzes in der Schweiz und im Ausland langfristig zu bewahren.

Braver Paradeplatz: Gemäss der Schweizerischen Bankiervereinigung setzen die hiesigen Banken die nationalen und internationalen Sanktionsmassnahmen konsequent um. (Symbolbild)
Foto: GAETAN BALLY

Im Februar war der Schweizer Finanzplatz wegen der «Suisse Secrets»-Enthüllungen international in die negativen Schlagzeilen geraten – der Credit Suisse wurde dabei vorgeworfen, über Jahre Autokraten, Drogendealer oder mutmassliche Kriegsverbrecher als Kunden akzeptiert zu haben.

Mit der Zinswende und den inflationären Tendenzen sowie den Folgen des Ukraine-Kriegs stehe die Weltwirtschaft herausfordernden Zeiten gegenüber, so die Bankiervereinigung weiter: Der international ausgerichtete Finanzplatz Schweiz sei direkt betroffen. Allerdings seien die Banken resilient.

Reformen nötig

Insgesamt sieht der Verband die Banken heute aber stabil und positiv unterwegs. «Nach den Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise und dem Verarbeiten regulatorischer Grossprojekte stehen die Zeichen im Bankensektor auf Wachstum.» Allerdings brauche es attraktive Rahmenbedingungen, damit der Bankensektor nachhaltig wachsen könne. So bleibt für den SBVg die Steuerpolitik mit der Reform der Verrechnungssteuer auch nach der Abstimmung über die Stempelsteuer im Fokus.

Um eine führende Position des Schweizer Finanzplatzes im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft zu erreichen, schlägt die Bankiervereinigung einen Massnahmenplan mit Selbstregulierungen der Branche vor. So will der Verband für seine Mitglieder einen Mindeststandard definieren. Dabei formuliere er konkret verpflichtende Vorgaben für die Beratungsprozesse auf der Anlage- und Finanzierungsseite. Bezüglich der Nachhaltigkeit der Finanzprodukte trage die SBVg die Standards der Asset Management Association Switzerland (AMAS) mit.

Zudem empfiehlt der Verband seinen Mitgliedern, internationalen Netto-Null-Allianzen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im Bankbereich beizutreten. Der SBVg selbst strebe den Supporter-Status bei der Net-Zero-Banking-Alliance an. Des Weiteren setzt sich der Verband zum Ziel, dass alle Kundenberaterinnen und Kundeberater über entsprechende Kenntnisse im Bereich ESG verfügen und im Beratungsprozess einsetzen.

(SDA)

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