Aus Angst vor Energiekrise
Schweizer horten jetzt Brennholz

Drohten uns aufgrund der Gas-Knappheit im Winter kalte Wohnungen? Viele Schweizer sorgen vor und besorgen sich darum Holz für Cheminée und Schwedenofen.
Publiziert: 27.07.2022 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2022 um 16:35 Uhr

In der Corona-Pandemie hamsterten die Schweizerinnen und Schweizer WC-Papier. Nun sind sie wegen der drohenden Energiekrise heiss auf Brennholz. Wie die «Tagesschau» berichtete, spürt die Holzindustrie gerade eine grosse Nachfrage.

«Wir beobachten so etwas wie einen Klopapier-Effekt beim Brennholz», bestätigt Florian Landolt (39) Sprecher von WaldSchweiz gegenüber der «Tagesschau». Die Menschen würden jetzt vorsorgen für den Fall, dass sie plötzlich kein Gas oder kein Heizöl mehr kriegen.

Normalerweise würden meisten ihre Holzbestellungen erst im Herbst vornehmen, dieses Jahr seien die Bestellungen schon im Sommer eingegangen, so Landolt.

Viele Privatpersonen besorgen sich dieses Jahr besonders früh Brennholz.
Foto: Blick
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Bund befürwortet Cheminées-Reserve

Die Gründe dürften in der befürchteten Energiekrise liegen. Denn der Bund befürchtet, dass diesen Winter weniger Gas aus Russland kommt. Und ob das Ausland der Schweiz wie bisher im Winter Strom liefern kann, ist unklar.

Das Risiko einer Strommangellage sei real und gross, sagte Michael Frank, Direktor des Verbands der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) erst kürzlich an einer Medienkonferenz. Deshalb müssten schon heute alle einen Beitrag leisten und weniger Strom verbrauchen. «Jede Kilowattstunde zählt», so Frank damals.

Der Bund weist zudem darauf hin, dass es immer vorteilhaft sei, einen gewissen Vorrat zu haben. «Wer es sich leisten kann und will, trotzdem eine Heizreserve etwa in Form eines Schwedenofens und des dafür nötigen Holzes anzuschaffen, kann dies tun», sagte Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie zu Blick.

Ferienhäuser mit Holz beheizen

Auf diesen Rat scheinen die Besitzer von Cheminées und Schwedenöfen anscheinend zu hören. Die bestehenden Holzlager würden aufgrund der hohen Nachfrage zurzeit nicht aufgefüllt, sondern vorzu verkauft, sagt Landolt zu Blick.

Beispielsweise für die Beheizung von Ferienwohnungen und Chalets sei dieses Jahr die Nachfrage nach Holz für die Heizung hoch. «Zudem hören wir auch von Kunden, die dieses Jahr zum ersten Mal Holz zum Heizen ihrer Öfen beschaffen.» Aufgrund der erhöhten Nachfrage sei es sicherlich gut, sich nun Gedanken zu machen, wie man sein Holz beschaffen wolle, so Landolt. Noch sei aber genügend Holz verfügbar.

Rund 480'000 Wohnraumheizungen wie Cheminées und Schwedenöfen gebe es hierzulande, berichtet SRF. Bislang waren nur etwa 70'000 davon in Betrieb. Diese Anzahl dürfte diesen Winter wegen befürchteten Energielage und den allenfalls hohen Nebenkosten steigen und damit die Nachfrage weiter erhöhen. (sie)

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