Aufstand in der SVP – Nationalrat Giezendanner verärgert
«Wir sind nicht Blochers Untertanen»

Er wagt es, Parteivordenker Christoph Blocher zu widersprechen: Nationalrat Benjamin Giezendanner macht klar, dass er das SVP-Parteiprogramm für verstaubt hält und sich von Blocher nicht überall reinreden lassen will.
Publiziert: 16.01.2024 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 11:28 Uhr

Schon sein Vater war ein Charakterkopf. Nun schickt sich der SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner (41) an, es dem einstigen Nationalrat Ulrich Giezendanner (70) gleichzutun. Denn er legt sich mit Parteivordenker Christoph Blocher (83) an.

Giezendanner Junior will, dass sich die SVP für mehr Kita-Plätze auf dem Land einsetzt. Angefragt, ob Blocher dem Plan viel abgewinnen könne, bügelte dieser die Idee gegenüber der «SonntagsZeitung» mit den Worten ab: «Nein.» Aber der Aargauer Nationalrat könne ja einen Antrag stellen fürs Parteiprogramm.

Programm «verstaubt»

Das war eine Retourkutsche Blochers. Denn Benjamin Giezendanner hatte das SVP-Programm zuvor in Teilen als «verstaubt» bezeichnet. «In der Familienpolitik, im Gesundheitsbereich und in der Energiepolitik müssen wir uns der Zeit anpassen, sonst nehmen uns jüngere Wähler nicht mehr ernst», erklärte der Nationalrat in der «SonntagsZeitung».

SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner legt sich mit ...
Foto: keystone-sda.ch
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Nach der Kritik Blochers reagiert Giezendanner nun: «Hier im Aargau hat alt Bundesrat Blocher das Parteiprogramm nicht mitzubestimmen, aber er kann sich gerne demokratisch einbringen», sagte er gegenüber CH Media. «Wir sind nicht seine Untertanen.» Blocher dürfe ja seinerseits gerne in den Aargau ziehen und einen Antrag stellen, wenn er mitbestimmen wolle.

Positive Rückmeldungen

Für Giezendanner muss auch die Wirtschaft ihren Teil dazu beitragen, dass das Arbeitskräftepotenzial im Inland besser ausgeschöpft wird. Letztlich profitierten die Unternehmen davon. «Wir können nicht auf der einen Seite über die starke Zuwanderung jammern und auf der anderen Seite das grosse Potenzial für Firmen von Frauen oder Zweitverdienenden unterbinden», so der Nationalrat. Auch im Gewerbeverband gebe es Unterstützung für seinen Ansatz, sagt Giezendanner, der auch Präsident des Aargauischen Gewerbeverbands ist.

Er habe viele positive Rückmeldungen auf seinen Vorschlag erhalten – aus der Bevölkerung wie der Partei –, erklärt Giezendanner. Es gebe viele Familien, in denen beide Elternteile arbeiten. Das nehme zu. «Es braucht Lösungen.» Aus Sicht des Parlamentariers lässt sich dieses Problem nicht einfach wegreden. «Kitas auf dem Land werden die SVP beschäftigen – ob dies Christoph Blocher will oder nicht.» (pt)

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