«Aufgrund sprachlicher, sprachpolitischer und rechtlicher Probleme»
Nein zum Genderstern auf höchster Ebene

Die Bundeskanzlei sagt auf höchster Ebene Nein zum Genderstern. Die Zürcher SVP-Politikerin Susanne Brunner plant einen weiteren Vorstoss.
Publiziert: 21.01.2024 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2024 um 22:52 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Der Bundesrat hat seine eigenen Sprachpäpste. Sie arbeiten für die «Zentralen Sprachdienste» der Bundeskanzlei und wachen darüber, dass Gesetze und Verwaltungsdokumente korrekt formuliert sind. 

Ein Vertreter dieser Abteilung ist sogar Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung, der höchsten Orthografie-Instanz in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol.

Bund bezieht Stellung

Bislang war nicht bekannt, wie sich der Bund dort zum Reizthema Genderstern verhält. Nun zeigen Blick-Recherchen: Bern stimmte im Rechtschreibrat gegen das genderneutrale Symbol mitten im Wort: «Der Schweizerische Bundesrat hat wiederholt festgehalten, dass er die Verwendung von Sonderzeichen zur Markierung der Geschlechtsidentität aufgrund sprachlicher, sprachpolitischer und rechtlicher Probleme für nicht geeignet hält, das Anliegen einer inklusiven Sprache in den Texten des Bundes umzusetzen.» So steht es in einem Dokument, das Blick unter Berufung auf das Öffentlichkeitsgesetz einsehen konnte.

Der Bundesrat setzt sich auf höchster Ebene gegen den Genderstern ein.
Foto: keystone-sda.ch
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Konkret geht es neben dem Sternchen (Bürger*innen) um den Genderdoppelpunkt (Bürger:innen) und den entsprechenden Unterstrich (Bürger_innen). Laut den Schweizer Sprachschützern führten solche Schreibweisen zu «grammatischen Folgeproblemen». Die Bundeskanzlei betont: «Wir lehnen die Aufnahme dieses Passus in das Regelwerk deshalb ab: Er schafft bei einem stark politisierten Thema zusätzliche Verwirrung.»

Mehrere SVP-Vorstösse im Kanton Zürich

Die SVP-Politikerin Susanne Brunner (52) dürfte es freuen. Ihre Heimatstadt Zürich wirbt auf Abfalleimern etwa mit dem Spruch: «Sie treffen ja wie ein*e Weltmeister*in.»

Letztes Jahr reichte Brunner die Initiative «Tschüss Genderstern!» ein. Nächsten Monat wird der Stadtrat beschliessen, ob er der Initiative zustimmt oder sie ablehnt.

Auf kantonaler Ebene will Brunner ebenfalls aktiv werden. Nach Informationen von Blick prüft die SVP einen Vorstoss, der die Gender-Leitfäden der Hochschulen und der Uni im Kanton Zürich untersuchen soll. 

Auch die Sprachpäpste des Rechtschreibrats kritisieren das akademische Gendern. «Inwieweit den Hochschulen das Recht zusteht, von der amtlichen deutschen Rechtschreibung abzuweichen, ist strittig», teilte der Rat im Dezember mit. Manche deutsche Bundesländer wollen das Gendern in staatlichen Institutionen mittlerweile sogar verbieten. 

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