Auch bei Ja zu Konzern-Initiative
Glencore bleibt in der Schweiz

Der CEO des Zuger Rohstoffkonzerns Glencore Ivan Glasenberg befürchtet höhere Kosten bei einer Annahme der Konzernverantwortungs-Initiative. Das Unternehmen würde aber die Schweiz nicht verlassen.
Publiziert: 12.11.2020 um 14:45 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 08:58 Uhr

Sollte die Konzernverantwortungs-Initiative am 29. November angekommen werden, so müsste der Zuger Rohstoffkonzern Glencore viel Zeit mit Rechtsfällen verbringen. Das sagt CEO Ivan Glasenberg in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der «NZZ». «Jeder könnte dann mit seinem Fall in die Schweiz kommen.» Allerdings würde sich nichts daran ändern, wie Glencore seine Minen betreibe, ergänzt er.

Mit den höheren Kosten und der Beanspruchung von Managementkapazitäten könnte Glencore aber leben. «Kleinere und mittlere Unternehmen dürfte es härter treffen», meint Glasenberg. Glencore sei seit fast 50 Jahren im Kanton Zug, betont der CEO. «Wir sind stolz darauf, in der Schweiz zu sein.»

«Unsere Aktivitäten sind nicht geheimnisvoll»

Der Glencore-Chef bedauert, dass sein Unternehmen in der Schweiz so schlecht wahrgenommen werde. Schliesslich sei Glencore «eines der besten Bergbauunternehmen der Welt». Vielleicht sei das Unternehmen auch nicht proaktiv genug beim Erklären, warum es gebraucht werde. «Unsere Aktivitäten sind nicht geheimnisvoll.»

Glencore ist ins Visier der Konzernverantwortungs-Initiative geraten.
Foto: Manuel Geisser
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Darum geht es bei der Konzernverantwortungs-Initiative

Am 29. November stimmt die Schweiz über die Konzernverantwortungs-Initiative ab. Sie will, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz dafür haften, wenn sie, ihre Tochterfirmen oder andere kontrollierte Unternehmen im Ausland gegen Menschenrechte oder Umweltstandards verstossen. Im Rahmen einer Sorgfaltsprüfung müssen Unternehmen künftig mögliche Risiken erkennen und geeignete Massnahmen dagegen ergreifen. Diese Sorgfaltspflicht gilt für alle Unternehmen in der Lieferkette.

Dagegen sind Bundesrat und Parlament. Sie argumentieren, dass ein Ja ein Alleingang der Schweiz wäre, der vor allem dem Wirtschaftsstandort schaden würde. Dem Nein-Lager gehören CVP, FDP und SVP an, dazu kommen die Wirtschaftsverbände, allen voran der Dachverband Economiesuisse. Sie befürchten eine Schwächung der Schweizer Unternehmen, den Rückzug von KMU aus Entwicklungsländern, zu viel Bürokratie und erpresserische Klagen.

Dafür sind neben den über hundert Nichtregierungsorganisationen, welche die Initiative ergriffen haben, SP, Grüne, GLP, EVP und BDP. Dazu kommt ein bürgerliches Komitee mit Vertretern von CVP und FDP.

BLICK beantwortet hier die wichtigsten Fragen zur Initiative.

Am 29. November stimmt die Schweiz über die Konzernverantwortungs-Initiative ab. Sie will, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz dafür haften, wenn sie, ihre Tochterfirmen oder andere kontrollierte Unternehmen im Ausland gegen Menschenrechte oder Umweltstandards verstossen. Im Rahmen einer Sorgfaltsprüfung müssen Unternehmen künftig mögliche Risiken erkennen und geeignete Massnahmen dagegen ergreifen. Diese Sorgfaltspflicht gilt für alle Unternehmen in der Lieferkette.

Dagegen sind Bundesrat und Parlament. Sie argumentieren, dass ein Ja ein Alleingang der Schweiz wäre, der vor allem dem Wirtschaftsstandort schaden würde. Dem Nein-Lager gehören CVP, FDP und SVP an, dazu kommen die Wirtschaftsverbände, allen voran der Dachverband Economiesuisse. Sie befürchten eine Schwächung der Schweizer Unternehmen, den Rückzug von KMU aus Entwicklungsländern, zu viel Bürokratie und erpresserische Klagen.

Dafür sind neben den über hundert Nichtregierungsorganisationen, welche die Initiative ergriffen haben, SP, Grüne, GLP, EVP und BDP. Dazu kommt ein bürgerliches Komitee mit Vertretern von CVP und FDP.

BLICK beantwortet hier die wichtigsten Fragen zur Initiative.

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Sobald ein Unternehmen in einem Entwicklungsland tätig ist, stehe es in Europa unter dem Verdacht, die Situation auszunutzen und tiefere Standards anzuwenden. «Wir haben jedoch in all unseren Produktionsstätten die gleich hohen Standards», betont Glasenberg.

Glencore bringe den Entwicklungsländern viel Gutes

Der Glencore-Chef zeigt sich überzeugt, dass das Unternehmen den Entwicklungsländern viel Gutes bringt: «In Kongo-Kinshasa haben wir beispielsweise über 7 Milliarden Dollar investiert. Seit 2014 hat Glencore dort gut 3,5 Milliarden Dollar an Steuern bezahlt, wir beschäftigen dort rund 8000 Personen.» Um eine Mine aufzubauen, müsse man «Milliarden an Dollar» investieren.

An der Kohlenförderung will Glencore trotz der Kritik von Umweltaktivisten und nachhaltigen Investoren festhalten. Offenbar werde Kohle weiterhin noch gebraucht. Glencore behalte die Kohleminen und lasse sie auslaufen.

Wechsel an der Spitze wird ausgeschlossen

Wegen des Kohlegeschäfts habe Glencore nur wenige Investoren verloren, so der CEO. Das Unternehmen tausche sich mit seinen Investoren zum Thema Kohle aus: «Sie sind sich bewusst, dass Kohle Teil unseres Geschäfts ist und dass Kohle auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Energiemixes sein wird.»

Einen Wechsel an die Spitze des Verwaltungsrats schliesst Glasenberg, der bereits vor einiger Zeit den Rücktritt als CEO in Aussicht gestellt hatte, derweil aus. Das sei zwar bei Schweizer Firmen möglich: «Doch Glencore ist eine in Grossbritannien kotierte Gesellschaft, und dort sind die Börsenregeln anders.» Der nächste Konzernchef solle aber auch «keinen Schatten über sich haben». (SDA)

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