Entgleisungen in sozialen Medien
Meldezentrale verpfeift Facebook-Sünder

Immer häufiger sind Politiker von links bis rechts von Facebook-Sperren betroffen. Verpfiffen werden sie meist nicht von politischen Gegnern, wie viele meinen, sondern von der noch unbekannten Eidgenössischen Meldezentrale.
Publiziert: 01.02.2018 um 23:39 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:05 Uhr
Andrea Willimann

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner (55) wettert gegen Meinungszensur auf Facebook. Dies, nachdem der amerikanische Social-Media-Gigant seinen Account zum wiederholten Mal blockiert hat. Und im neuesten Fall sogar vorzeitig entsperren musste, wie BLICK berichtete. Schuld an der jüngsten Sperrung sei die von ihm kritisierte Gewerkschaft Unia, argwöhnte Glarner. «Die machen den ganzen Tag ohnehin nicht viel und haben Zeit für so etwas.»

Was Glarner nicht weiss: Sein Facebook-Account gehört längst zum täglichen Newsfeed der Eidgenössischen Meldezentrale. Dahinter steht eine noch unbekannte Gruppierung von freiwilligen Frauen und Männern, die zum Ziel hat, «das Netz von Hasskram freizuhalten», wie ihr Sprecher, der anonym bleiben will, erklärt. Mit dem Bund hat die Meldezentrale nichts zu tun.

Weit über 2000 Sperrungen ausgelöst

«Wir wollen etwas gegen die Raserei, gegen den Rassismus, gegen Fäkalsprache auf Facebook unternehmen. Widerrede führt nur zu ideologischen Schlachten. Daher melden wir Facebook unsere Beobachtungen direkt.» Und das sind viele: Seit ihrer Gründung Ende Oktober hat die Eidgenössische Meldezentrale bereits weit über 2000 Löschungen von Kommentaren und Dutzende Löschungen von Profilen oder Seiten erreicht.

Die Eidgenössische Meldezentrale hat sich auf ihrem Profil eine «satirische Note» verpasst, wie ihr Sprecher sagt. Auf dem Logo prangt ein Eidgenosse mit Schweizerkreuz auf der Brust, Apfel auf dem Haupt und Tells Pfeil im Kopf.
Foto: zVg
1/4

Eine solche Sperrung beginnt mit einer Meldung ans Sicherheitsteam von Facebook. Ist dieses ebenfalls der Ansicht, dass ein Post gegen ihre Richtlinien verstösst, wird der Inhalt entfernt und der Verfasser verwarnt. Beim zweiten Verstoss wird eine eintägige Sperrung verhängt, später eine dreitägige, dann eine noch längere, bis zur vollständigen Löschung eines Accounts. In ganz schweren Fällen erfolgt sofort eine Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden.

«Kundenkreis» von rechts bis rechts

Die Mitglieder der Eidgenössischen Meldezentrale bleiben anonym, weil sie als «Petzer» mit Vergeltungen rechnen müssen. Die Meldestellen-Betreiber sind gemäss eigenen Angaben unparteiisch.

«Wir filtern einfach alles heraus, was Menschen herabsetzt sowie Stimmung gegen Ausländer, Flüchtlinge und Homosexuelle schürt.» Das liest sich dann etwa so wie «Heil Schweiz!» oder «Jetzt wird die Selbstschussanlage montiert».

Zum «Kundenkreis» gehören aber nicht nur einschlägig verdächtige rechtsextreme Gruppierungen wie Pnos und Pegida. Die Eidgenössische Meldezentrale liess beispielsweise auch das Video einer Rede von Ex-SVP-Präsident Adrian Amstutz (64) wegen Hasssprache entfernen – oder eben Posts von Nationalrat Glarner.

Facebook will noch interessanter werden

Cupertino (USA) – Facebook-Chef Mark Zuckerberg (33) will sein Online-Netzwerk «wertvoller» für die weltweit 2,13 Milliarden Nutzer machen. Seine neue Strategie: Nutzer sollen statt Nachrichten und Inhalten von Facebook-Seiten mehr Beiträge von Verwandten und Freunden zu sehen bekommen. Auch reduzierte Facebook die Zahl der Videos auf seiner Plattform.

Folge: Im letzten Quartal hätten Nutzer deswegen täglich 50 Millionen Stunden weniger bei Facebook verbracht, sagt Zuckerberg. «Den Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen, ist wichtiger, als die Nutzungszeit zu verlängern», sagt Zuckerberg. Das werde auf lange Sicht auch Facebooks Zukunft sichern.

Cupertino (USA) – Facebook-Chef Mark Zuckerberg (33) will sein Online-Netzwerk «wertvoller» für die weltweit 2,13 Milliarden Nutzer machen. Seine neue Strategie: Nutzer sollen statt Nachrichten und Inhalten von Facebook-Seiten mehr Beiträge von Verwandten und Freunden zu sehen bekommen. Auch reduzierte Facebook die Zahl der Videos auf seiner Plattform.

Folge: Im letzten Quartal hätten Nutzer deswegen täglich 50 Millionen Stunden weniger bei Facebook verbracht, sagt Zuckerberg. «Den Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen, ist wichtiger, als die Nutzungszeit zu verlängern», sagt Zuckerberg. Das werde auf lange Sicht auch Facebooks Zukunft sichern.

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?