Amherd will Pflicht-Infotag
Frauen, antreten!

Das Verteidigungsdepartement will mehr auf Frauen setzen. Bundesrätin Viola Amherd bekräftigt daher ihre Pläne für einen Pflicht-Infotag. So will sie verhindern, dass Arbeitgeber und das Umfeld junge Frauen davon abhalten.
Publiziert: 23.05.2023 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2023 um 17:32 Uhr

Die Schweizer Armee klagt schon seit Jahren: Ihr gehen die Soldaten aus. Immer weniger Schweizer leisten Dienst. «Am Ende des Jahrzehnts wird uns rund ein Viertel der Bestände fehlen!», sagte Armeechef Thomas Süssli (56) im Blick-Interview – rund 30'000 Soldaten.

Schon länger werkelt der Bundesrat darum an einer neuen Dienstpflicht herum. Zwei Varianten stehen noch zur Debatte: Bei der einen würden der Zivildienst und der Zivilschutz zusammengelegt, bei der anderen die Dienstpflicht auf Frauen ausgeweitet. Bis 2024 sollen konkrete Pläne vorliegen.

«Dann ist klar: Frauen gehen auch»

Egal, auf welche es hinauslaufen wird: Verteidigungsministerin Viola Amherd (60) will Frauen auf jeden Fall zu einem obligatorischen Orientierungstag verknurren. Das hatte die Mitte-Bundesrätin bereits im letzten Herbst vor dem Ständerat angekündigt. Und das hat sie nun in der SRF-Sendung «Eco Talk» nochmals bekräftigt. Heute ist der Infotag nur für Männer Pflicht.

Armeechef Thomas Süssli und Verteidigungsministerin Viola Amherd wollen den Frauenanteil in der Armee deutlich steigern.
Foto: keystone-sda.ch
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Junge Frauen, die sich für die Armee interessierten, hätten fast Hemmungen, sich Zeit für einen freiwilligen Anlass freizuschaufeln, begründet Amherd den Pflicht-Infotag. Zwar gebe es durchaus Arbeitgeber, die positiv reagierten und dies unterstützten. Aber es gebe auch andere. Und es gebe das Umfeld, wo es heisse: «Du musst doch nicht, also mach doch das nicht!»

«Wenn es hingegen obligatorisch ist, ist klar: Frauen gehen auch», sagt Amherd. Dann würden sie auch sehen, welche interessanten Möglichkeiten es in der Armee gebe.

Von gesetzten Zielen meilenweit entfernt

Seit ihrem Amtsantritt hat sich die Mitte-Bundesrätin die Frauenförderung auf die Fahne geschrieben. Armeechef Süssli hatte sogar das Ziel verkündet, bis 2030 einen Frauenanteil von 10 Prozent erreichen zu wollen. Davon aber ist man nach wie vor meilenweit entfernt: Zwar ist der Anteil seit 2019 gestiegen – allerdings von 0,7 auf gerade einmal 1,4 Prozent.

Ein solches Obligatorium für Frauen steht schon lange zur Debatte. SVP-Bundesrat Guy Parmelin (63) hatte es schon 2016 als damaliger Verteidigungsminister vorgeschlagen. Und bereits damals waren die Pläne umstritten. So äusserten sich etwa die kantonalen Militärdirektoren dagegen, weil wegen des Obligatoriums extra die Bundesverfassung geändert werden muss. Von heute auf morgen lasse sich denn auch ihr neuer Anlauf nicht umsetzen, räumt Amherd ein.

Im Parlament heftig umstritten

Im Parlament sind die VBS-Pläne umstritten. FDP-Sicherheitspolitikerin Maja Riniker (45) wäre sogar für eine allgemeine Dienstpflicht, wie sie Blick im Herbst erklärte. Es sei aber richtig, erst einen solchen kleinen Schritt zu machen. Ähnlich tönte es von Mitte-Nationalrätin Ida Glanzmann (64): «Frauen müssen deswegen noch lange nicht ins Militär. Für sie bleibt die Armee freiwillig.»

Kritisch bleibt die Ratslinke. Frauen könnten schon heute in die Armee, wenn sie das wollen, so Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter (42): «Man kann sich ja auch mal die Frage stellen, warum das kaum eine macht.» Das VBS wolle die Armee für Frauen attraktiver machen. «Weil das offenbar nicht klappt, sollen Frauen nun gezwungen werden», legte SP-Sicherheitspolitikerin Franziska Roth (56) nach. «Es wirkt, als gebe Bundesrätin Amherd vorzeitig auf.» (dba)

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