Amherd unterstützt Winterspiele
Wird der Schweizer Olympia-Traum diesmal wahr?

Die Wintersportverbände wollen erneut Olympische Spiele in der Schweiz austragen. Sportministerin Viola Amherd unterstützt die Pläne. Stellt sich die Frage: Ziehen Finanzpolitiker und Bürger diesmal mit?
Publiziert: 21.07.2023 um 20:04 Uhr
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Sermîn FakiPolitikchefin

Die Schweiz soll einen weiteren Anlauf nehmen. Bei Swiss Olympic, sozusagen das nationale Olympische Komitee, laufen Vorbereitungen für eine erneute Kandidatur für Olympische Winterspiele. Und sie haben eine prominente Fürsprecherin erhalten: Viola Amherd (61). Die Sportministerin sei überzeugt, Olympische Spiele könnten nachhaltige Impulse für Gesellschaft und Wirtschaft geben, bestätigte ihr Sprecher Renato Kalbermatten am Freitag einen Bericht der Tamedia-Zeitungen.

Es wäre bereits der 16. Anlauf der Schweiz – 13 scheiterten bisher, sieben davon schon in der Schweiz: weil das Stimmvolk Nein sagte oder niemand eine Defizitgarantie abgeben wollte.

Bislang war es meist zu teuer

Die Kosten sind jeweils der Grund für die gescheiterten Olympia-Träume der Schweiz. Für den letzten ernsthaften Versuch «Graubünden 2022» waren Kosten von rund vier Milliarden Franken veranschlagt, der Bund sollte eine Milliarde davon stemmen. Das war dann doch zu viel: zuerst für die Finanzkommission des Nationalrats, die sich querstellte und dann auch für die Bündner, die die Kandidatur am 3. März 2013 bachab schickten.

Sportministerin Viola Amherd unterstützt die Pläne für Winterspiele in der Schweiz.
Foto: keystone-sda.ch
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Darum soll beim 14. Versuch alles anders sein. Stattfinden, so die Idee der Wintersportverbände, sollen die Spiele im ganzen Land statt nur in einer Region. Also Bobrennen in St. Moritz, Herrenabfahrt am Lauberhorn, Super-G der Damen im Wallis, Skispringen in Engelberg und Eishockey in den Stadien in Bern, Zürich oder Rapperswil SG.

Weniger Kosten, weil dezentral

Damit müssten kaum neue Sportstätten gebaut werden, womit Kosten gespart werden könnten. Wie viel günstiger solche Spiele kämen, will Swiss Olympic allerdings nicht verraten. «Zu den eventuellen Kosten lässt sich noch nichts Gesichertes sagen», so Sprecher Fabio Gramegna. Die Kosten seien eine zentrale Frage in der aktuellen Machbarkeitsstudie, die bis im Herbst laufe. «Erst danach entscheiden wir, ob das aktuelle Projekt für eine mögliche Austragung 2030 oder später weiterverfolgt wird.»

Das dürfte ganz im Sinn der Politik sein. So schreibt Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (45) auf Twitter: «Jetzt muss das Internationale Olympische Komitee Farbe bekennen: Entweder gibt es Spiele in bestehenden Infrastrukturen oder irgendwann keine Spiele mehr. Eigentlich simpel.»

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Auch der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser (62) befürwortet gegenüber der Nachrichtenagentur SDA eine kostengünstige Austragung. Und Amherd wird es allgemein zugetraut, eine mehrheitsfähige Allianz zu schmieden, damit der 16. Anlauf der dritte erfolgreiche wird.

Bund erwartet «massive Defizite»

Eine Person wird Amherd besonders umgarnen müssen: Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59), die seit Monaten vor roten Zahlen und schwarzen Löchern im Finanzplan warnt. Die St. Gallerin arbeitet schon fleissig an Sparprogrammen. Da stellt sich die Frage, ob Olympische Spiele wirklich drinliegen.

SP-Finanzpolitikerin Sarah Wyss (34) sagt, dass es solche Grossanlässe angesichts der «massiven Defizite», mit denen der Bund rechnet, sicher nicht leicht haben. Sie sei aber der Meinung, dass eine solche Chance, die sich mit Winterspielen biete, nicht am Geld scheitern dürfe. Und sich ja dann auch verschiedene Kantone beteiligen müssten. «Was aber nicht geht: Geld für Olympia zu sprechen und gleichzeitig die Witwenrenten zu kürzen. Hier müssten die Bürgerlichen Hand bieten und die Schuldenbremse reformieren.»

Ganz so einfach werden es die Bürgerlichen der Linken aber kaum machen. So sind erneut heisse Finanz-Diskussionen zu erwarten. Zum achten Mal.

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