Heute schreitet der Post-Verwaltungsrat zur Tat
Wird heute über das Schicksal von Susanne Ruoff entschieden?

Heute treffen sich die neun Mitglieder des Verwaltungsrats der Post AG. Über das wichtigste Traktandum muss nicht gerätselt werden: der Postauto-Bschiss. Sie haben es in der Hand, Postchefin Susanne Ruoff freizustellen.
Publiziert: 13.02.2018 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:46 Uhr
Der Post-Hauptsitz in Bern war Sitzungsort des Verwaltungsrates der Post AG am 14. Februar.
Foto: Thomas Meier
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Andrea Willimann

Post-Präsident Urs Schwaller (65) hat für heute seine acht Verwaltungsrats-Kolleginnen und -Kollegen einbestellt. Deren Posten waren auch schon gemütlicher. Gilt es doch, das Postauto-Schlamassel aufzuarbeiten – und negative Folgen für die Post abzuwenden (siehe auch BLICK-Dossier).

Nur wenig bekannte Gesichter

Während die ganze Schweiz spätestens seit vergangener Woche Post-Konzernleiterin Susanne Ruoff (60) kennt, ist auf Verwaltungsratsebene für die meisten wohl nur Präsident Urs Schwallers Gesicht bekannt. 2009 lachte der damalige Freiburger Ständerat aus allen Schweizer Zeitungen und Heftli. Die CVP hatte ihn zu ihrem Bundesratskandidaten gekürt. Genützt hats nichts: Didier Burkhalter (FDP, 57) stach ihn aus.

2015 verzichtete Schwaller nach 25 Jahren als aktiver Politiker auf eine Wiederwahl in den Ständerat. Das Altenteil mit ein paar kleineren VR-Mandaten bedeutete dies aber nicht. 2016 sorgte CVP-Weggefährtin Doris Leuthard (54) im Bundesrat dafür, dass der promovierte Jurist auf den Post-Posten gehievt wurde.

Die ausserordentliche Post-Verwaltungsratssitzung wird Post-Präsident Urs Schwaller (65) leiten.
Foto: Thomas Meier

Bunt gemischt nach Region, Alter, Geschlecht oder Beruf

Sein Rechtswissen kann Schwaller noch gut gebrauchen. Denn unter den übrigen vom Bundesrat jeweils für zwei Jahre gewählten Verwaltungsräten gibt es ansonsten eine wilde Auswahl aller Berufsgattungen – von A wie Archäologe bis Z wie Zentralsekretär.

Die beiden Vizepräsidenten bringen vor allem unternehmerische Erfahrungen mit. Andreas Schläpfer (71) war in diversen Funktionen weltweit für Nestlé unterwegs. Adriano P. Vassalli (63) ist Unternehmens- und Bankenberater sowie Wirtschaftsprüfer und nicht zuletzt der Tessiner im VR.

Vertreter der Romandie ist – neben dem perfekt zweisprachigen Schwaller – der Pharmazeut Philippe Milliet (54). Der Westschweizer bringt ebenfalls Erfahrungen aus diversen Führungsfunktionen (unter anderem beim Pharma-Grosshändler Galenica) mit.

Zu den weiteren älteren Mitgliedern gehören Marco Durrer (65), ein Banker, sowie Mirjam Meyer (55), ehemalige CEO von Ruag Aerospace und heute selbständige Profi-Verwaltungsrätin (u.a. Lufthansa Technik AG).

Jüngstes Mitglied ist Nadja Lang mit 44 Jahren. Die Betriebsökonomin war Geschäftsleiterin der Max-Havelaar-Stiftung. Sie hat ebenfalls bereits verschiedene Verwaltungsratsmandate inne.

Schliesslich nehmen an der morgigen VR-Sitzung die Personalvertreter teil: Susanne Blank (45), 2008 sehr jung in den VR gewählt, ist Co-Chefredaktorin des Magazins «Die Volkswirtschaft» des Staatssekretariats für Wirtschaft. Zuvor leitete die Wirtschaftswissenschaftlerin mehrere Jahre die Wirtschaftspolitik von Travailsuisse. Dem gewerkschaftlichen Dachverband gehört die Gewerkschaft Transfair an, was das Mandat von Blank bei der Post erklärt.

Ihr Kollege Michel Gobet (63) ist ebenfalls Gewerkschafter. Er war früher einmal als Archäologe tätig und führt Tätigkeiten als Zentralsekretär bei der PTT-Union sowie bei der Gewerkschaft Medien und Kommunikation in seinem Lebenslauf.

Vermutlich tagt der Post-Verwaltungsrat am Hauptsitz in Bern. Aber bestätigt ist dies nicht.
Foto: Thomas Meier

Zusammen haben die Verwaltungsratsmitglieder 1 Million verdient

Diese neun haben den Postauto-Skandal letztlich strategisch zu verantworten. Zusammen haben sie gemäss dem jüngsten Post-Geschäftsbericht von 2016 Honorare und Nebenleistungen in der Höhe von gut 1 Million Franken kassiert. 250'000 Franken flossen an den Verwaltungsratspräsidenten. Schwaller, der im Frühling 2016 Hasler ablöste, dürfte für die neun Monate knapp 190'000 Franken erhalten haben.

Dafür ist nun am heutigen Schicksalstag Leistung gefordert. Die Vorgänge bei der Postauto AG sollen vollständig aufgearbeitet werden. Gut möglich, dass man sich da auch nochmals an die früheren Verwaltungsratspräsidenten erinnert, vorab an Schwallers Vorgänger Peter Hasler (71) von 2010 bis 2016.

Auch im Bundesrat dürfte der Post-Bschiss am 14. Februar Thema sein.

Die Post ist heute Abend Thema bei TalkTäglich. BLICK-Chefredaktor Christian Dorer diskutiert um 18.30h auf TeleZüri, TeleM1 und TeleBärn u.a. mit FDP-Nationalrat Thierry Burkart über den Postauto-Bischiss und seine Folgen.

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