Alt Bundesrat Pascal Couchepin über die Walliser Wahlen
«Freysinger hat als Staatsrat überhaupt nicht überzeugt»

Der Walliser alt FDP-Bundesrat Pascal Couchepin hat die Wahlen in seinem Kanton mit Spannung verfolgt. SVP-Mann Oskar Freysinger habe so schlecht abgeschnitten, weil er «als Staatsrat überhaupt nicht überzeugt hat».
Publiziert: 06.03.2017 um 18:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:31 Uhr
Ruedi Studer

Bei den Walliser Staatsratswahlen setzte es gestern eine faustdicke Überraschung ab: SVP-Haudegen Oskar Freysinger wurde mit dem sechsten Platz abgestraft. Im zweiten Wahlgang droht ihm die Abwahl. Sein Widersacher Christophe Darbellay (CVP) hingegen schaffte in der ersten Runde das Bestresultat, obwohl er wegen der Affäre um sein uneheliches Kind unter Druck geraten war.

Alt FDP-Bundesrat Pascal Couchepin hat die Wahlen mit Spannung verfolgt. «Ich habe gedacht, dass Darbellay das beste Resultat erzielt», sagt er zu BLICK. Darbellay sei eine Persönlichkeit. 

«Man versteht die Schwächen der Menschen»

Dass er mitten im Wahlkampf einen Seitensprung mit Folgen beichten musste, konnte dem Ex-CVP-Chef im tiefkatholischen Wallis nichts anhaben. Dafür hat Couchepin eine besondere Erklärung: «Ich bin kein Experte für Barmherzigkeit, aber in katholischen Ländern versteht man die Schwächen der Menschen.»

Alt FDP-Bundesrat Pascal Couchepin zu den Walliser Wahlen: «Ich habe gehofft, dass Freysinger auf sein Niveau herunterfällt. Das hat sich bestätigt.»
Erbitterte Kontrahenten: CVP-Kandidat Christophe Darbellay (l.) und SVP-Staatsrat Oskar Freysinger am Sonntag in Sitten.
Foto: Keystone

So habe das Wahlvolk denn auch nicht geschätzt, dass von Darbellays Gegnern «mit dieser Frage gespielt wurde». Damit spricht Couchepin das rechtskonservative Lager um Freysinger an. 

Auch der SVP-Staatsrat selbst habe in den letzten Jahren das Klima vergiftet, dafür sei er nun abgestraft worden. Freysinger sei mit bedenklichen Voten aufgefallen. «Seine Bewunderung für Putin bringt ihm hier keinen Applaus.»

Couchepin macht aus seinem Herzen denn auch keine Mördergrube: «Ich habe gehofft, dass Freysinger auf sein Niveau herunterfällt. Das hat sich bestätigt.»

Den Hauptgrund für Freysingers Niederlage sieht der Ex-Magistrat trotzdem anderswo: «Er hat als Staatsrat überhaupt nicht überzeugt.» 

«Zwei SP-Sitze sind undenkbar»

Trotzdem: Im zweitem Wahlgang am 19. März werden die Karten neu gemischt. Ob Freysinger die Wiederwahl schafft, hängt vom restlichen Kandidatenfeld ab.

Etwa auch davon, ob die SP erneut mit ihren beiden überraschend starken Kandidaten Esther Waeber-Kalbermatten und Stéphane Rossini antritt oder sicherheitshalber doch nur mit einer Kandidatur. Das wird die SP heute Abend entscheiden.

Für Couchepin ist klar, dass die SP auf eine einzige Kandidatur setzen sollte. «Das Wallis steht politisch rechts vom Zentrum. Einen SP-Sitz goutieren auch viele Bürgerliche, zwei SP-Sitze sind undenkbar.» Träten beide SP-Kandidaten wieder an, profitiere nur Freysinger davon. Der Abstand zwischen Rossini und Freysinger sei mit knapp 2000 Stimmen Unterschied gering.

Couchepin hofft auf CVP-FDP-Absprache

Im zweiten Wahlgang werde die Haltung der CVP, die erneut mit ihrem Erfolgstrio antreten wird, entscheidend sein. So hofft Couchepin, dass seine FDP den Freysinger-Sitz erobern kann.

«Mit einer Absprache zwischen CVP und FDP wird eine proportionalere Sitzverteilung mit drei CVP-Vertretern und je einem SP- und FDP-Vertreter möglich», analysiert er. «Ein FDP-Vertreter anstelle von Freysinger würde für eine stabilere Regierung sorgen.»

Voide ohne Einfluss

Und was ist mit CVP-Sprengkandidat Nicolas Voide, der auf Freysingers rechtsbürgerlicher Liste gegen Darbellay kandidiert hat? Freysinger hat bereits angetönt, dass Voides Rückzug eine Option sei. 

«Ob Voide antritt oder nicht, hat keinen Einfluss mehr», urteilt Couchepin, denn gemäss Kantonsverfassung darf nur eine Person pro Bezirk in der Regierung sitzen. «Da Voide im selben Bezirk wie Darbellay kandidiert, ist er sowieso aus dem Rennen.»

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