Alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey rät beim EU-Deal zur Geduld
«Lassen wir Grossbritannien Schneepflug spielen»

Die ehemalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey rät dem Bundesrat jetzt nicht nach Brüssel zu rennen. Sondern abzuwarten, was Grossbritannien nach dem Brexit mit der EU aushandelt.
Publiziert: 26.07.2016 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:30 Uhr

Die Brexit-Abstimmung habe für die Schweiz eine völlig neue Situation geschaffen, die man nun genau analysieren sollte, sagte die ehemalige Aussenministerin, Micheline Calmy-Rey im Interview mit der «NZZ». «Wir sollten jetzt nicht nach Brüssel rennen, sondern schauen, was Grossbritannien aushandelt. Also ich sage: «Wait and see!» Lassen wir Grossbritannien den Schneepflug spielen.»

Die Masseneinwanderungs-Initiative der SVP muss gemäss Initiativtext im Februar 2017 umgesetzt sein. Dennoch versteht Genferin die Eile nicht; der Bundesrat könne – sofern dann noch kein Gesetz vorliege – eine Verordnung verabschieden.

Und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit seinen eigenen Waffen schlagen. «Wir sollten die Juncker-Strategie anwenden», rät Calmy-Rey. «Als Juncker luxemburgischer Premierminister war, wartete er zu und schaute, was die Schweiz bei der Zinsbesteuerung mit der EU aushandelt. Und dann stürzte er sich in die Bresche.»

Foto: KEY

«Wait and see» hiesse allerdings nicht, nichts zu tun. Die Schweiz sollte einen Konsens über die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative hinbekommen. Dies könnte über einen Gegenvorschlag zur Rasa-Initiative geschehen. Denn der Bundesrat habe keine gute Verhandlungsposition, wenn sich in seinem Rücken niemand einig sei. «Die Umsetzung sollte aber EU-kompatibel sein, denn wir sollten die Europäische Union nicht unnötig provozieren.» (nmz)

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