AKW-GAU auch in der Schweiz möglich
Erschüttert das Erdbeben in Japan den Schweizer Atomausstieg?

Die Welt zitterte vor einem erneuten AKW-GAU in Fukushima. Gut möglich, dass das neuerliche Erdbeben in Japan die Atomausstiegs-Abstimmung in der Schweiz entscheidet.
Publiziert: 22.11.2016 um 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:57 Uhr
Mehrere Tsunamis überrollen Japans Ostküste
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Nach heftigem Erdbeben:Mehrere Tsunamis überrollen Japans Ostküste
Nico Menzato

Es waren bange Stunden. Menschen rund um den Globus fürchteten sich während der Nacht auf heute vor einer Katastrophe ähnlich der vom März 2011 in Fukushima. 

Damals wurde Japan von einem schweren Beben und einem gewaltigen Tsunami heimgesucht. Rund 18’500 Menschen starben. In den Atomreaktoren von Fukushima kam es zum GAU – Kernschmelze! Kurz darauf beschloss der Bundesrat, mit der Energiestrategie 2050 aus der Atomkraft auszusteigen.

Erneut Fukushima

Und nun, fünfeinhalb Jahre später, zitterte die Welt erneut. Doch das Erdbeben samt Tsunami ging glimpflich aus – es gab offenbare keine grösseren Schäden und auch keine Verletzten. Und: Die anfänglich durch die Erschütterung abgeschaltete Kühlung in einem Abklingbecken des Atomkraftwerks Fukushima lief rasch wieder.

Dennoch könnten die Erinnerungen an 2011 und die Angst vor einer AKW-Katastrophe in Europa die Atomausstiegs-Initiative der Grünen am kommenden Sonntag entscheiden. Die letzten Unentschlossenen könnten ins Ja-Lager wechseln, und die Befürworter eines raschen Ausstiegs dürften zusätzlich Zulauf erhalten.

Gegner und Befürworter liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, der Ausgang könnte ultraknapp werden. Laut GFS-Umfrage sind 48 Prozent für den Ausstieg, 46 Prozent dagegen.

«Erdbeben jederzeit auch in der Schweiz möglich» 

«Das erneute Erdbeben in Japan ist eine Ermahnung an die Welt und die Schweiz, den Tsunami und die Atomkatastrophe von 2011 nicht zu vergessen. Und es zeigt einmal mehr, dass es keine absolute Sicherheit geben kann», sagt Grünen-Präsidentin Regula Rytz.

Foto: EQ Images

Sie verfolgt die Entwicklungen in Japan mit Sorge. Der havarierte Reaktor in Fukushima stelle weiterhin eine grosse Gefahr dar. In seiner Umgebung stünden zudem unzählige Tanks mit radioaktiv verseuchtem Kühlwasser. «Deshalb kann man sich nur wünschen, dass aufgrund des neuen Erdbebens keine zusätzlichen Schäden an den Anlagen entstanden sind», so Rytz.

«Jedes Erdbeben ist tragisch und erinnert daran, dass ein solches jederzeit auch in der Schweiz auftreten kann – mit nicht absehbaren Auswirkungen», sagt auch SP-Nationalrat Eric Nussbaumer.

Foto: KEY

Als Energiepolitiker denke er stets an dieses Restrisiko. Deshalb sei die Aussage, unsere AKW seien sicher, ein «gefährlicher Trugschluss».

Ausgestanden ist die Gefahr in Japan nicht: Die Behörden warnten, dass es in den sieben nächsten Tagen zu weiteren Beben von ähnlicher Intensität kommen könne.

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