Schweizer Filmemacher warnen vor «No Billag»
«Wir wären zurück beim Stummfilm»

Eine Annahme der No-Billag-Initiative würde das Ende des Schweizer Films bedeuten, gibt die heimische Filmszene zu bedenken.
Publiziert: 01.12.2017 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:58 Uhr
Eine Annahme der No-Billag-Initiative würde das Ende von Schweizer Filmen wie «Die göttliche Ordnung» bedeuten, warnen die Schweizer Filmschaffenden.
Foto: zVg
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Patricia Broder

Die Schweizer Filmszene zittert vor «No Billag»: Bei einer Annahme der Initiative stünde nicht nur das öffentlich-rechtliche Fernsehen, sondern auch der Schweizer Film vor dem Aus. «Findet die No-Billag-Initiative eine Mehrheit, wird es keine Schweizer Fernseh- und Kinofilme und keine Schweizer Filmstars mehr geben», sagt Casterin Corinna Glaus (60) zu BLICK. Die Top-Casterin des Landes hat Filmstars wie Joel Basman oder Marie Leuenberger entdeckt.

Doch ist der Schweizer Film tatsächlich so stark von den Billag-Fördergeldern abhängig? Wie die Recherche von BLICK zeigt, ist er das: Rund 40 bis 50 Millionen Schweizer Franken investiert die SRG pro Jahr in die hiesige Filmbranche. Das ist beinahe doppelt so viel, wie das Bundesamt für Kultur beisteuert – nämlich jährlich rund 30 Millionen Franken.

«Ohne die Gebührengelder wären unsere Filme bloss leere Landschaftsaufnahmen ohne Menschen»

«Schweizer Kino-Hits wie ‹Heidi›, ‹Die göttliche Ordnung› oder aktuell auch ‹Papa Moll› hätten wir ohne die SRG gar nicht produzieren können», sagt Lukas Hobi (41), Filmproduzent und Mitinhaber von Zodiac Pictures. «550'000 Franken, also rund 20 Prozent des Budgets von ‹Die göttliche Ordnung›, stammen aus dem Billag-Topf.» Das entspreche in etwa den Gagen der Schauspieler. «Man muss sich das so vorstellen: Ohne die Gebührengelder wären unsere Filme bloss leere Landschaftsaufnahmen ohne Menschen.» Schauspieler, Statisten und Stuntleute könnten ohne die SRG gar nicht bezahlt werden.

Wird der SRG-Geldhahn zugedreht, würden wir ein grosses Stück Schweizer Kultur und Identität verlieren, ist Hobi überzeugt. «Die Film-Fördergelder von bis zu 50 Millionen Franken kann kein privates Unternehmen tragen. Das Medium Film ist einfach zu teuer, um es über Werbung finanzieren zu können.» Die Folgen wären sehr wenige, staatlich finanzierte Schweizer Kinofilme pro Jahr und lokale Filmschaffende, die ins Ausland abwandern. «Grosse Kino-Kracher in Mundartsprache wird es dann aber nicht mehr geben», so Hobi.

«Bei einer Annahme von No Billag würde alles zusammenstürzen»

Jungregisseur Timo von Gunten (27), der für seinen Kurzfilm «La femme et le TGV» dieses Jahr für einen Oscar nominiert wurde, fasst es so zusammen: «Bei einer Annahme von No Billag würde alles, was wir in den letzten Jahren mit Hilfe der SRG aufgebaut haben, zusammenstürzen. Das Schweizer Filmschaffen wäre dann zurück beim Stummfilm.»

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