Was wurde aus den «6 Kummerbuben»?
«Viele Schul-Gspänli waren neidisch»

Die Hauptdarsteller des legendären Films «Die sechs Kummerbuben» sagen, was aus ihnen geworden ist – und wie sie sich an die Dreharbeiten vor 50 Jahren erinnern.
Publiziert: 11.08.2018 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:41 Uhr
Vier der sechs Kummerbuben beim BLICK-Fototermin vor dem Film-Elternhaus (v. l.): Urs Welsch, Urs Hofmann, Ulrich Hager und Beat Schenk.
Foto: Peter Gerber
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Tom Wyss

Sie kehren zurück! Sonntagabend (20.05 Uhr) kommt es im SRF zum Wiedersehen mit den «6Kummerbuben». BLICK traf vier der Hauptdarsteller des legendären Films aus dem Jahr 1968 an einem der Originalschauplätze bei Burgdorf BE.

Aus den Buben von damals sind gestandene Männer geworden, einige von ihnen sind bereits Grossvater. Ihren Enkeln würden sie alle sehr gerne von damals erzählen, betonen die einstigen Kinderstars. «Das war eine spannende Zeit», sagt Urs Hofmann (65), der den Hermann spielte. «Es war immer etwas los. Oft musste ich morgens schon um 6 Uhr zum Schminken erscheinen.»

Den Unterricht geschwänzt

Ulrich Hager (59) alias Peterli fügt an: «Wir hatten eine echt gute Zeit zusammen. Das Beste war, dass wir für die Dreharbeiten die Schule schwänzen durften.» Sie seien jeweils mit dem VW-Bus direkt bei der Schule abgeholt worden, erinnert sich Urs Welsch (58) alias Paul

Dennoch habe ihr Sonderstatus auch seine Schattenseiten gehabt, gibt Jürg Dreier (62, Hänsel) zu. «Viele Schul-Gspänli waren neidisch. Doch damit lernten wir umzugehen. Rückblickend hat es hat uns sogar stärker gemacht.»

Trotz des Erfolgs von damals ist von den sechs Jungs keiner Schauspieler geworden. «Das hat sich zu dieser Zeit einfach nicht geziemt», so Dreier. Seine Eltern hätten verlangt, dass er eine Lehre mache. Er sei schliesslich Automechaniker geworden.

Urs Welsch wiederum ist in der Blechbearbeitung tätig, Ulrich Hager arbeitet als Verkehrsplaner bei den SBB und Ex-Lehrer Urs Hofmann ist pensioniert. Beat Schenk (63), der im Film den Fritz darstellte, hatte später zwar noch einige Modelaufträge – «für schicke Konfirmationsanzüge», wie er erzählt.

Die 6 Kummerbuben
14:28
Making Of:Die 6 Kummerbuben

Schul-Lücken wegen Film

«Von Beruf bin ich aber selbstständiger Gestalter geworden. Ideen, Text und Design sind meine Leidenschaft», schwärmt er. Dennoch gibt er zu: «Am liebsten wäre ich Pfarrer geworden, hätte gerne das Gymi gemacht. Doch beim schulischen Unterricht gabs durch die Filmerei halt doch ein paar entscheidende Lücken.»

Heute mache ihm dies aber keinen Kummer mehr. Er ist zufrieden mit seinem Leben – genauso wie der sechste Kummerbube, den es von allen am weitesten weggezogen hat: Heinz Hiltbrunner (62), der Fred von damals, lebt heute als Grafiker in Deutschland. Aus dem Berner Kummergiel ist ein Münchner Bua geworden.

Die «6 Kummerbuben» erzählen

Urs Hofmann (65), pensionierter Lehrer, verheiratet, 2 Kinder, 6 Enkelkinder

«Für mich war diese Zeit einfach toll. Sehr bereichernd waren auch die vielen interessanten Gespräche, die in den zum Teil langen Einrichtungspausen stattfanden. Die vielen Erfahrungen und Kontakte mit äusserst interessanten Persönlichkeiten haben mich ganzheitlich geprägt und weitergebracht. Und der Rummel war riesig, es gab jede Menge Fanpost und ich wurde beim Einkaufen oder auf der Strasse ständig erkannt. Viele Schulkameraden haben aber voller Neid darauf reagiert, dass ich für die Dreharbeiten oft vom Unterricht befreit worden bin. Und auch bei den Lehrern gab es negative Äusserungen. Einer meinte: Du wirst schon sehen, wohin dich das führt! Doch davon habe ich mich nie beirren lassen.» 

Ulrich Hager (59), Verkehrsplaner, verheiratet, 2 Kinder, 2 Katzen

«Wenn ich an den ganzen Rummel damals zurückdenke, kommen mir vor allem die Premieren des Films in den Sinn, bei denen wir dabei sein konnten, die vielen Zeitungsberichte sowie die Fragen der Leute und die Gespräche mit ihnen. Ich erinnere mich noch extrem gut. Regisseur Franz Schnyder war wie ein Dirigent und etwas kauzig mit seiner Zipfelmütze. Zu uns Jungs war er sehr nett. Dass ich nicht Schauspieler geworden bin, bereue ich nicht. Auf der Bühne stehe ich dennoch ab und zu, ich spiele in einer Countryband. Die Musik ist mein grösstes Hobby!»

Beat Schenk (63), Gestalter, geschieden, frisch liiert

«Es war natürlich besonders schmeichelhaft, so bekannt zu sein. Allerdings machte es mich etwas einsam, wenn ich die gleichaltrigen Mädchen tuscheln hörte: Doch nicht mit dem! Aber das gehört wohl zur Kehrseite eines Kinderstars. Dass ich nicht Schauspieler wurde, bereue ich überhaupt nicht. Vor gut 10 Jahren habe ich aber das Singen wieder entdeckt. Ein Überbleibsel von Ehrgeiz aus der Kummerbubenzeit, doch noch im Rampenlicht zu stehen? Zudem bin ich dran, ein Kummerbuben-Buch mit tollen Aufnahmen von Sigfried Kuhn zu machen, dem bekannten Fotografen von Ringier, der die Dreharbeiten immer wieder fotografisch festhielt.»

Urs Welsch (58), Produktionsleiter, verheiratet, 2 Kinder, 1 Enkelkind

«Ich war damals in der ersten Klasse, und viele meiner Gspänli hätten ebenfalls gerne mitgemacht. Sie wollten immer wissen, wie das alles abläuft beim Film. Am meisten wurde ich beneidet, weil ich die Schule während des Unterrichts für den Dreh verlassen durfte. Die Zeit auf dem Set war ein unvergessliches Erlebnis. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Dreharbeiten auf dem Niesen, für die wir wegen schlechten Wetters dreimal anreisen mussten – und das für eine eigentlich kurze Szene. Auch sonst denke ich gerne an die Zeit zurück. Zur Schauspielerei fühlte ich mich aber nie hingezogen. Ich glaube auch nicht, das dies in der Schweiz zu dieser Zeit und in diesem Alter möglich gewesen wäre.»

Jürg Dreier (62), Automechaniker, geschieden, 3 Kinder, 4 Enkelkinder

«Es war für mich ein einmaliges Erlebnis, hinter die Kulissen zu schauen und zu sehen, wie aufwändig und streng solche Aufnahmen sind, bis es der Regie passt. Ich erinnere mich auch heute noch sehr gerne daran und werde auch bis heute noch darauf angesprochen. Ich erinnere mich aber noch, dass der Vater gar keine Freude hatte, als ich heimkam und sagte, dass ich in einem Film mitmache. Er hatte Berührungsängste zum Film, das war damals noch etwas sehr Spezielles. Als die TV-Ausstrahlung bevorstand, wollte er das Werk dann aber doch unbedingt sehen, und er hat sogar eigens den ersten Fernseher unseres Haushalts gekauft. Vater war sehr stolz, als er mich im Film sah.»

Heinz Hiltbrunner (62), Grafiker, verheiratet, 2 Kinder

«Ich habe zwar nach dem Film noch einen TV-Spot gedreht und war einige Jahre bei der Niederdorfoper in Zürich als Bühnenarbeiter tätig, habe aber keine Lust auf die Schauspielerei bekommen. Die Filmerei für die Kummerbuben war mir zu Beginn sogar etwas peinlich. Alle haben mich angeschaut. Aber der Rummel hatte natürlich auch seine positiven Seiten: Der Dreh an sich und sich später dann im Kino zu sehen, das war wie im Traum. Es gab Briefe aus der ganzen Schweiz! Mädchen wollten mich sogar treffen und kennenlernen.» (wyt)

Urs Hofmann (65), pensionierter Lehrer, verheiratet, 2 Kinder, 6 Enkelkinder

«Für mich war diese Zeit einfach toll. Sehr bereichernd waren auch die vielen interessanten Gespräche, die in den zum Teil langen Einrichtungspausen stattfanden. Die vielen Erfahrungen und Kontakte mit äusserst interessanten Persönlichkeiten haben mich ganzheitlich geprägt und weitergebracht. Und der Rummel war riesig, es gab jede Menge Fanpost und ich wurde beim Einkaufen oder auf der Strasse ständig erkannt. Viele Schulkameraden haben aber voller Neid darauf reagiert, dass ich für die Dreharbeiten oft vom Unterricht befreit worden bin. Und auch bei den Lehrern gab es negative Äusserungen. Einer meinte: Du wirst schon sehen, wohin dich das führt! Doch davon habe ich mich nie beirren lassen.» 

Ulrich Hager (59), Verkehrsplaner, verheiratet, 2 Kinder, 2 Katzen

«Wenn ich an den ganzen Rummel damals zurückdenke, kommen mir vor allem die Premieren des Films in den Sinn, bei denen wir dabei sein konnten, die vielen Zeitungsberichte sowie die Fragen der Leute und die Gespräche mit ihnen. Ich erinnere mich noch extrem gut. Regisseur Franz Schnyder war wie ein Dirigent und etwas kauzig mit seiner Zipfelmütze. Zu uns Jungs war er sehr nett. Dass ich nicht Schauspieler geworden bin, bereue ich nicht. Auf der Bühne stehe ich dennoch ab und zu, ich spiele in einer Countryband. Die Musik ist mein grösstes Hobby!»

Beat Schenk (63), Gestalter, geschieden, frisch liiert

«Es war natürlich besonders schmeichelhaft, so bekannt zu sein. Allerdings machte es mich etwas einsam, wenn ich die gleichaltrigen Mädchen tuscheln hörte: Doch nicht mit dem! Aber das gehört wohl zur Kehrseite eines Kinderstars. Dass ich nicht Schauspieler wurde, bereue ich überhaupt nicht. Vor gut 10 Jahren habe ich aber das Singen wieder entdeckt. Ein Überbleibsel von Ehrgeiz aus der Kummerbubenzeit, doch noch im Rampenlicht zu stehen? Zudem bin ich dran, ein Kummerbuben-Buch mit tollen Aufnahmen von Sigfried Kuhn zu machen, dem bekannten Fotografen von Ringier, der die Dreharbeiten immer wieder fotografisch festhielt.»

Urs Welsch (58), Produktionsleiter, verheiratet, 2 Kinder, 1 Enkelkind

«Ich war damals in der ersten Klasse, und viele meiner Gspänli hätten ebenfalls gerne mitgemacht. Sie wollten immer wissen, wie das alles abläuft beim Film. Am meisten wurde ich beneidet, weil ich die Schule während des Unterrichts für den Dreh verlassen durfte. Die Zeit auf dem Set war ein unvergessliches Erlebnis. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Dreharbeiten auf dem Niesen, für die wir wegen schlechten Wetters dreimal anreisen mussten – und das für eine eigentlich kurze Szene. Auch sonst denke ich gerne an die Zeit zurück. Zur Schauspielerei fühlte ich mich aber nie hingezogen. Ich glaube auch nicht, das dies in der Schweiz zu dieser Zeit und in diesem Alter möglich gewesen wäre.»

Jürg Dreier (62), Automechaniker, geschieden, 3 Kinder, 4 Enkelkinder

«Es war für mich ein einmaliges Erlebnis, hinter die Kulissen zu schauen und zu sehen, wie aufwändig und streng solche Aufnahmen sind, bis es der Regie passt. Ich erinnere mich auch heute noch sehr gerne daran und werde auch bis heute noch darauf angesprochen. Ich erinnere mich aber noch, dass der Vater gar keine Freude hatte, als ich heimkam und sagte, dass ich in einem Film mitmache. Er hatte Berührungsängste zum Film, das war damals noch etwas sehr Spezielles. Als die TV-Ausstrahlung bevorstand, wollte er das Werk dann aber doch unbedingt sehen, und er hat sogar eigens den ersten Fernseher unseres Haushalts gekauft. Vater war sehr stolz, als er mich im Film sah.»

Heinz Hiltbrunner (62), Grafiker, verheiratet, 2 Kinder

«Ich habe zwar nach dem Film noch einen TV-Spot gedreht und war einige Jahre bei der Niederdorfoper in Zürich als Bühnenarbeiter tätig, habe aber keine Lust auf die Schauspielerei bekommen. Die Filmerei für die Kummerbuben war mir zu Beginn sogar etwas peinlich. Alle haben mich angeschaut. Aber der Rummel hatte natürlich auch seine positiven Seiten: Der Dreh an sich und sich später dann im Kino zu sehen, das war wie im Traum. Es gab Briefe aus der ganzen Schweiz! Mädchen wollten mich sogar treffen und kennenlernen.» (wyt)

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