Nur schon die Leistung des deutschen Schauspielers Hanno Koffler macht diesen «Tatort» sehenswert. Mit waidwund-blauäugigem Blick spielt er Lars Baumann, einen versehrten Ex-Soldaten, der von einem Afghanistan-Einsatz kriegstraumatisiert nach Köln zurückgekehrt ist. Kriegstraumatisiert bedeutet in seinem Fall: Er hat psychische Aussetzer, im Bett mit seiner über alles geliebten Frau klappt nichts mehr, und seinen Job als Aussendienstmitarbeiter in einem renommierten Architekturbüro hat er von einem alten Kollegen auch nur aus Mitleid bekommen.
Als Baumanns Frau verschwindet, gerät seine Welt noch stärker aus den Fugen, als sie es bereits ist. Kommt hinzu: Im Hotel, in dem seine Frau mit einem anderen Mann war, ist am selben Tag eine Frau vom Balkon gefallen respektive gefallen worden. Baumann gerät in den Fokus von Ballaufs und Schenks Ermittlungen – und Schauspieler Koffler schafft es, den Zuschauer bis fast zur letzten Minute auf die Folter zu spannen: Ist dieser Lars Baumann nun eher eine tragische Figur oder eine tickende Zeitbombe?
So ambivalent wie die Figur des Lars Baumann ist auch der Plot der ganzen Folge. Im Architekturbüro, das Baumann und seine Frau beschäftigte, ist eine ganze Menge faul, insbesondere im Umgang mit finanzkräftigen Kunden. Baumanns Gattin hat zudem so einige Geheimnisse der unanständigeren Art. Wie beides unglückselig zusammenspielt und sich ergänzt, wie Lars Baumann agiert und zwischen dubiose Fronten gerät, wie sich die Geschichte stets überraschend, aber unaufhaltsam entwickelt, das ist richtig grosse Drehbuch-Schreibkunst.
«Tatort – Bausünden», 20.05 Uhr, SRF 1, Silvia Tschui verleiht dem Fall fünf von fünf Sternen.