Frauen können so blutrünstig sein wie Männer. Das beweist die US-Krimiautorin Karin Slaughter («Gemetzel» oder «Schlachten», ihr wirklicher Name) mit jedem Buch aufs Neue – und jedes Mal mit Erfolg: Ihre rasanten Mischungen aus brutalsten Fällen, Charakteren mit komplexen Hintergründen, Grossstadt-Verbrechen, Methlabor/Alkoholismus/Drogenelend der Landbevölkerung, Religiosität und Liebesgeschichten, die fast alle im südlichen Bundesstaat Georgia und seiner Hauptstadt Atlanta spielen, haben sich, in 37 Sprachen übersetzt, bereits über 35 Millionen Mal in diversen Ländern verkauft. Netflix adaptiert einen ihrer Romane als Serie, ihre «Grant County»- und «Will Trent»-Reihen sind bei verschiedenen US-Fernsehstationen als Serien in Entwicklung.
«Will Trent» – ein versehrter Antiheld
Bevor man das Ganze aber auf Netflix sehen kann, erscheint im kommenden Monat ein neues Buch in ihrer beliebten «Will Trent»-Serie. Trent ist ein Kriminalkommissar mit gleich mehreren Handicaps: Er wurde als Kind in einer Mülltonne gefunden und wuchs im Kinderheim in Atlanta auf – mit den ganzen Misshandlungen, die mit so einem Start in der Regel einhergehen. Aus dieser Zeit stammt eine mental ziemlich instabile Ex-Frau, welche Trent regelmässig das Leben schwer macht. Trent ist zudem schwer legasthenisch, kann also kaum lesen, hat es aber geschafft, durch seinen ansonsten überscharfen Verstand Strategien zu entwickeln, um dies weitgehend zu verbergen. Zeichen für Slaughters Können: Nur schon aus diesem Spannungsfeld entsteht Grandioses – noch bevor überhaupt ein Fall zu lösen ist.
Karin Slaughter: «Die verstummte Frau», Harper Collins,
560 Seiten, Fr. 36.90, erscheint am 28. Juli.