SRF-Streamingplattform Play Suisse wird bald aufgegeben
Missverständnis oder teurer Umweg?

Während Play Suisse soeben die Millionen-User-Grenze geknackt hat, arbeitet die SRG schon an einer neuen Mega-Plattform mit dem Projekttitel Play Next. Diese Doppelstrategie wirft Fragen auf.
Publiziert: 10.06.2024 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2024 um 21:01 Uhr
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Es war das Lieblings-Steckenpferd des im Herbst abtretenden SRG-Generaldirektors und passionierten Reiters Gilles Marchand (62): die Streaming-Plattform Play Suisse. In einem Blick-Interview im September 2020 schwärmte er: «Das ist mein Herzensprojekt! Play Suisse ist die neue Idée Suisse. Wir nutzen damit die Digitalisierung und die neue Welt. Unser gesamtes Angebot an Sendungen, Dokfilmen, Reportagen oder Serien wird neu ganz einfach verfügbar sein. Wir haben für diese Plattform gespart und reinvestieren hier einen Teil der eingesparten 100 Millionen.»

Damals herrschte bei den internationalen Streaming-Portalen noch Goldgräberstimmung. Von diesem Schub wollte auch die SRG profitieren. Zudem arbeitete auch die private Schweizer Konkurrenz an ähnlichen Angeboten, weshalb Eile geboten war. Im November 2020 war Play Suisse online, nach dreieinhalb Jahren Betriebszeit wurde unlängst die Abo-Millionengrenze geknackt.

Doch der muntere Galopp wird nun gebremst respektive der Parcours neu ausgesteckt. Seit vier Monaten arbeitet die SRG hinter den Kulissen am neuen Projekt Play Next, wie das Branchenportal «persoenlich.com» berichtet. Darin werden die parallel zu Play Suisse laufenden verschiedenen sprachregionalen Player wie Play SRF oder Play RTS mit Play Suisse zu einer Mega-Plattform vereint.

Die im Herbst 2020 gestartete Streaming-Plattform Play Suisse erreichte im Frühjahr 2024 erstmals über eine Million registrierte Userinnen und User.
Foto: KEYSTONE
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Play Next soll im Herbst 2025 reif sein

Mit Play Next hat die SRG Grosses vor, wie Sprecher Nik Leuenberger gegenüber Blick sagt: «Jetzt können wir in die nächste Phase eintreten: die Integration der überregionalen Erfahrung von Play Suisse und der starken Reichweite der regionalen Player, die zusätzlich Live- und Nachhol-TV anbieten. So können wir künftig ein starkes, gebündeltes Service-public-Angebot zur Verfügung stellen.»

Bis Ende 2024 soll eine erste Version stehen. Das Ziel ist für Herbst 2025 festgelegt. Was jedoch die Frage aufwirft, weshalb dafür der «Umweg» über Play Suisse eingeschlagen wurde, statt direkt Play Next anzupeilen.

«Play Suisse musste von Anfang an eine gut sichtbare Identität, ein Nutzererlebnis auf dem Niveau der grossen Streaming-Plattformen und eine kurze Entwicklungszeit haben. Mit einer Integration in die regionalen Player hätten diese Ziele nicht erreichen werden können», sagt der SRG-Sprecher. «Wichtig war auch, die Produktionen aus allen Regionen aufzuwerten und mit Untertiteln in den Landessprachen zugänglich zu machen.» Mit über 3000 Titeln, einer Million registrierter User und 40 Prozent überregionaler Nutzung seien diese Ziele erreicht worden.

Schwierige Kostenfrage

Ob der «Umweg» über Play Suisse im Endeffekt höhere Kosten verursachte, lässt sich nur schwer beurteilen. Sagen lässt sich jedoch, dass das bisher investierte Geld nicht einfach verloren ist.

«Die verschiedenen Player haben einen ausreichend soliden Reifegrad erreicht, sodass wir unseren Nutzern das Beste aus beiden Angeboten bieten können: nämlich den Zugang zu allen von der SRG produzierten Inhalten auf einer einzigen Plattform, wobei die jeweiligen regionalen Identitäten selbstverständlich erhalten bleiben», so Leuenberger.

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