SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky wieder frei
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In Minsk verhaftet:SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky wieder frei

SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky spricht über ihre Festnahme
«Im Minibus warteten Sondereinheiten mit Schlagstöcken und Elektroschockern»

Für drei Stunden wurde SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky von der Polizei in Belarus festgehalten. Im TV erzählt sie von den Vorkommnissen.
Publiziert: 01.02.2021 um 10:27 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2021 um 08:44 Uhr

Es war ein Schock für SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky (29): Am Sonntagmorgen wurde sie aus dem Nichts in Minsk (Belarus) festgenommen. Stunden später berichtet sie in der «Tagesschau» vom Vorfall. «Kurz nach Mittag, um 12 Uhr, war ich unterwegs in ein Café mit einer Freundin und ihrem Mann. Wir haben vor einer Ampel auf grünes Licht gewartet, da hielt ein kleiner, schwarzer Minibus vor uns», so die SRF-Frau.

Schwarz maskierte Männer seien aus dem Wagen gesprungen, die sie und ihre Bekannten in das Fahrzeug zerrten. «Darin warteten Sondereinheiten mit Schlagstöcken und Elektroschockern», schildert Tschirky. Ihnen sei weder erklärt worden, warum sie festgenommen wurden, noch wohin sie gebracht werden. Schliesslich seien sie auf einer Polizeistation gelandet.

«In grosser Sorge um meine Bekannten»

Mehrere Stunden hat Tschirky dort verbracht, bis sie vom Leiter der Polizeistation auf freien Fuss gesetzt wurde, nachdem sich das Aussendepartement eingeschaltet hat. «Ich wollte meine Bekannten nicht alleine lassen und habe gefordert, dass sie mit mir mitkommen dürfen. Man hat mir gesagt: ‹Das sind Bürger der Republik Belarus. Um die kümmern wir uns noch›», sagt Tschirky. Schliesslich fuhr sie alleine mit dem Taxi zur Schweizer Botschaft. «Ich bin nach wie vor in grosser Sorge um meine Bekannten.»

In der «Tagesschau» vom Sonntag berichtet Luzia Tschirky von der Festnahme am Sonntag in Minsk.
Foto: Screenshot SRF
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Auf die Frage hin, wie es ihr gehe, meint die SRF-Korrespondentin: «Es ist die völlige Absenz eines Rechtsstaates, die einem doch ein Gefühl einer Ohnmacht gibt. Ich persönlich versuche mich dadurch nicht einschüchtern zu lassen, sondern meine Arbeit so fortzusetzen, wie ich das bisher getan habe – in der grossen Hoffnung, dass die Menschen, die sich in diesem Land noch trauen mit mir zu sprechen, keine negativen Konsequenzen zu tragen haben.»

Kritik von SRF-Mitarbeitern

Tschirkys Festnahme löst auch bei ihren Arbeitskollegen Entsetzen aus. So richtet sich etwa «10vor10»-Moderator Arthur Honegger (42) auf Twitter an Aussenminister Ignazio Cassis (59): «Hoffe sehr, dass das eine diplomatische Intervention nach sich zieht.»

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Klare Worte findet auch SRF-Auslandschef Reto Gerber (49): «Wir sind befremdet, dass unsere Korrespondentin auf offener Strasse und ohne Grund verhaftet worden ist und verurteilen dieses Vorgehen der Behörden von Belarus aufs Schärfste.» SRF-Kulturchefin und Ex-«10vor10»-Moderatorin Susanne Wille (46) erinnert sich auf Instagram an eine gemeinsame Reportage mit der «mutigen Reporterin». «Ihre heutige, vorübergehende Festnahme in Minsk wirft ein Licht auf die Lage in Belarus», meint Wille.

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Bekannte noch immer nicht frei

Auch Tschirky meldete sich in der Nacht von Sonntag auf Montag auf den sozialen Medien zu Wort. Sie schreibt auf Twitter: «Schlechte Neuigkeiten. Meine Bekannte und ihr Mann wurden mehr als 6 Stunden festgehalten und ins ‹Zentrum für Gesetzesbrecher› gebracht. Im selben Gebäude wurden im August Menschen gefoltert. Morgen werden sie vor Gericht gestellt. Unfassbar.» (bnr)

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