SRF-Frau kraxelt mit Türi Cengiz durch die Alpen
Dahinden schwärmt von «kräftigem» Kletter-Kumpel

Sabine Dahinden ist im diesjährigen «Schweiz aktuell»-Sommerspecial drei Wochen in den Alpen unterwegs. Im Interview spricht sie über die Vorbereitungen, ihre Ängste und schwärmt von ihrer Seilschaft.
Publiziert: 22.07.2018 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:40 Uhr
Sabine Daninden mit ihrer Seilschaft: Türi Cengiz (l.), Fredi Bosshard (h. r.) und Bergführerin Sabrina Fischer.
Foto: SRF
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Interview: Jean-Claude Galli

Das diesjährige «Schweiz aktuell»-Sommer-Special heisst «Die Alpenreise» und läuft bis zum 3. August. Zusammen mit Publikumsteilnehmern und Führern erlebt Moderatorin Sabine Dahinden (49) die Anfänge und aktuellen Trends des Bergsteigens.

Seit Jahren sind Sie arbeitsmässig den Sommer über besetzt. Verspüren Sie nie Lust, auf Mallorca am Strand zu liegen?
Sabine Dahinden:
Ich glaube, am Strand wäre es mir zu heiss, und es würde mir schnell zu langweilig. Ich brauche Bewegung, Höhenluft, Abenteuer.

Sie sind zurzeit für das «Schweiz aktuell»-Sommerspecial unterwegs. Welche Rolle haben Sie innerhalb der Seilschaft und wie sehen Sie Ihre Bergkameraden?
Unsere Seilschaft hat mir auf schöne Art gezeigt, wie man in welcher Lebensphase denkt und fühlt. Sabrina Fischer ist noch unbeschwert. Carla Jaggi, die Bergführerin, zeigt Führungsstärke und Herzlichkeit. Türi Cengiz ist kräftig, freundlich, ein richtiger Gentleman. Fredi Bosshard ist hilfsbereit, erfahren, stark. Für mich persönlich war Peter Kimmig, der Walliser Bergführer, besonders wichtig. Ihm konnte ich vertrauen wie meinen beiden leider verstorbenen älteren Bergfreunden, mit denen ich viele Jahre lang unterwegs war und die stets gut auf mich aufgepasst haben. Ich bin auf der Höhentour nicht als Moderatorin dabei, sondern wirklich als Teilnehmerin, mit der Aufgabe, ab und zu die richtigen Stichworte und Fragen einzuwerfen.

Sie waren für das SRF bereits auf dem Mönch. Wo sehen Sie Ihre Grenzen?
Gute Bergführer bei sich zu haben, denen man sich anvertrauen kann, finde ich enorm wichtig. Das Wort Sichern hat für mich auf diesen Touren eine grosse Bedeutung erhalten: Da ist einer, der auf dich achtgibt, einer, der sich in Sachen Tempo und Herausforderung deinen Möglichkeiten anpasst. Es geht mir in den Bergen nicht um die grosse Leistung, sondern darum, Wind und Wetter zu erleben, die gewaltige Natur zu sehen, die eigene Kraft zu spüren.

Wie steht Ihr Mann zu solchen Expeditionen? Macht er sich nicht manchmal Sorgen?
Er kennt diese Welt auch, da wir ab und zu zusammen in den Bergen sind. Bei den Hochtouren und beim Klettern waren professionelle Bergführer dabei. Wir waren also jederzeit in guten Händen. Und auch eine Handy-Nachricht mit einem schönen Panoramafoto vertreibt allfällige Sorgen.

Gab es in der Vergangenheit schon heikle Situationen?
Vor zwei Jahren kam ich am Urirotstock in einem stotzigen Feld mit feinem Schotter vom Bergweg ab. Einen kurzen Moment lang fand ich im beweglichen Gestein keinen Halt mehr. Das war eine Schrecksekunde, die mir wieder bewusst machte: In den Bergen muss man immer sehr konzentriert sein.

Wie haben Sie sich jetzt konkret vorbereitet?
Dass ich bei diesen strengen Höhentouren mithalten konnte, habe ich wohl dem Glück zu verdanken, dass ich im Kanton Uri aufgewachsen bin. Ich durfte über Jahrzehnte immer wieder hinter Bergfreunden hermarschieren, Schritt für Schritt. Von diesen Bergkameraden lernte ich auch durchzuhalten, wenn es garstig wird oder streng.

Begleitet Sie Ihr Mann regelmässig bei Ihren Berggängen und Trainings?
Mein Mann wird im Sommer wieder mit mir Bergtouren machen. Normalerweise fährt er Rennvelo, er ist dabei so stark, dass ich nicht mit ihm mithalten kann. Ich selber setze lieber auf «Fitness im Alltag» und Waldläufe.

Wie steht es mit Höhenangst? Und mit der Angst abzustürzen?
Das Wichtigste ist und bleibt, einen guten, erfahrenen Führer bei sich zu haben. Jemanden, der einen sichert. Ich hatte zu unseren Bergführern absolutes Vertrauen. Eine gesunde Angst zu haben – im Sinne von Respekt vor dem Berg und vor der Natur –, ist gut.

Haben Sie andere Ängste oder Phobien?
Nein, ich besitze ein grosses Urvertrauen. Spinnen zum Beispiel finde ich schöne und faszinierende Wesen. Und auch sonst kann man mich nicht so leicht ängstigen.

Wie waren Sie eigentlich als Kind?
Ich war – und bin noch immer – ein ruhiger, ausgeglichener Mensch. Trotzdem war ich mit meinen drei jüngeren Geschwistern immer gerne für Abenteuer zu haben. Manche Leute denken, dass jemand, der – wie ich – introvertiert ist, scheu sei. Das stimmt nicht. Wir Introvertierten hören einfach lieber zu, als dass wir reden, und können dafür gut zuhören. Wir denken nach, bevor wir etwas sagen. Und die Welt ist uns oft zu laut. Das heisst: Ich bin häufig gerne alleine oder mit wenigen, ausgewählten Menschen zusammen.

Arbeitskollegen von Ihnen sagen, dass Fernsehen schon beinahe süchtig machen kann und ähnlich wie eine Droge wirkt. Wie sehen Sie das?
Fernsehmachen ist wie viele andere Berufe: streng und fordernd. Wenn das Publikum stets sieht, was man macht, braucht das starke Nerven und viel Durchhaltekraft – genau wie am Berg!

Betrachten Sie sich als öffentliche Person? Und wenn ja, spielen Sie eine Art Rolle oder können Sie stets Sie selber sein?
Eine Fernsehmoderatorin ist keine Schauspielerin, das heisst, man ist ganz man selbst. In Projekten wie der «Alpenreise» ist das noch verstärkt der Fall: Das Publikum sieht mich so, wie ich bin. Ungefiltert. Das braucht Kraft und Mut. Es ist nicht immer einfach, denn dadurch liefert man sich dem Publikum mit Haut und Haaren aus.

Sie sind ein absoluter Publikumsliebling. Gibt es Momente, in denen Sie Ihre Privatsphäre schützen müssen?
Gespräche mit mir Unbekannten ergeben sich unterwegs fast täglich. Am meisten freut es mich, wenn mich jemand anlächelt oder grüsst, dann weiss ich: Sie oder er hat Freude an der Sendung. Vor der Kamera ist man ja allein, es ist schön zu sehen, wer auf der anderen Seite zuhört oder beim Bergsteigen mitfiebert.

Welches war das berührendste Lob, das Sie je von einem Zuschauer bekommen haben? Welches das herzigste Fangeschenk?
Einmal schrieb jemand, ich sei eine Mischung aus «Fee und Lausbub», das hat mich richtig angespornt, ich sah das dann als eine Art «Zielvorgabe», so möchte ich gerne sein! Und eine Frau in Bern sagte mir auf der Strasse: «Oh, Dir sit ja d Frou mit de schöne Chirschi-Ouge!»

Sie werden im Sommer 50-jährig. Keine Angst vor einer Midlife-Crisis?
Mein Motto: Das beste Alter ist immer das, in dem man gerade ist.

Biobox Sabine Dahinden

Sabine Dahinden wurde am 14. August 1968 in Altdorf geboren. Sie studierte an der Uni Bern Germanistik und schloss 1994 mit dem Sekundarlehrerpatent ab. Den Einstieg in die Medienwelt realisierte sie 1994 bei Radio Sunshine in Zug. Seit 1995 ist sie für das Schweizer Fernsehen tätig, aktuell als Moderatorin und Redaktorin der Sendung «Schweiz aktuell». 2016 wurde Dahinden mit dem Prix Walo als Publikumsliebling ausgezeichnet. Seit September 2010 ist sie mit dem bekannten Herzchirurgen Thierry Carrel (58) verheiratet.

Sabine Dahinden wurde am 14. August 1968 in Altdorf geboren. Sie studierte an der Uni Bern Germanistik und schloss 1994 mit dem Sekundarlehrerpatent ab. Den Einstieg in die Medienwelt realisierte sie 1994 bei Radio Sunshine in Zug. Seit 1995 ist sie für das Schweizer Fernsehen tätig, aktuell als Moderatorin und Redaktorin der Sendung «Schweiz aktuell». 2016 wurde Dahinden mit dem Prix Walo als Publikumsliebling ausgezeichnet. Seit September 2010 ist sie mit dem bekannten Herzchirurgen Thierry Carrel (58) verheiratet.

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