Comedian Michael Elsener mit «Late Update» im Quotentief
SRF im Sonntagsdilemma

Seit der Premiere von «Late Update» Ende Januar hat Satiriker Michael Elsener massiv Zuschauer verloren. Das Hauptproblem: Moderator und Sendung lassen kalt und polarisieren nicht. SonntagsBlick hat sich in der Unterhaltungsbranche umgehört.
Publiziert: 16.03.2019 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2019 um 16:20 Uhr
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Ach, war das aufregend, als FDP-Nationalrätin Christa Markwälder (43) gegen Michael Elsener (33) vom Leder zog und klagte, sie habe «Late Update» nicht lustig gefunden. Wer in diesen Tagen herumfragt, hat das Gefühl: Kaum jemand zappt beim Zuger mit der Ulkfrisur noch rein und regt sich auf. Dabei wäre eine Dauerwelle der Empörung gerade das, was der SRF-Satiriker jetzt bräuchte: Der Marktanteil hat sich von 29,3 Prozent auf 17,8 Prozent fast halbiert.

«Mit mehr Comedy aufpeppen»

«‹Late Update› gehört nicht zu den Sendungen, die ich regelmässig schaue», sagt Charles Lewinsky (72), der mit «Fascht e Familie» ein Millionenpublikum zum Lachen brachte. Walter Andreas Müller (73), der in der Sitcom mitspielte, meint höflich: «Der Michi könnte das schon. Er sollte nur nicht so in den Teleprompter starren. Und man müsste die Show mit mehr Comedy aufpeppen.»

Elsener will sich erst nach Abschluss der ersten Staffel äussern. Unklar ist, wie es mit ihm bei SRF weitergeht. Ab 31. März versucht es der Sender zwischenzeitlich mit Dominic Deville (44). Der Ex-Kindergärtner weiss, dass das kein Sandkastenspiel wird – er muss sich erst aus Elseners Quotenloch strampeln.

«Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an»: Michael Elsener im Satiremagazin «Late Update», das seit Ende Januar jeweils sonntags nach dem «Tatort» auf SRF 1 läuft.
Foto: SRF/Oscar Alessio
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«Humor ist Geschmackssache»

Komiker Beat Schlatter (57) hat diesbezüglich keine Bedenken. «Ich glaube nicht, dass sich Elsener und Deville negativ beeinflussen oder ‹beissen›, sondern eher ergänzen und gut aneinander vorbeikommen.» Zu Elsener sagt Schlatter: «Kommen Leute in ein Theaterprogramm, wollen sie genau jenen Künstler und finden ihn a priori gut. Am TV-Bildschirm schauen viel mehr zu und reden mit. Und weil Humor schlussendlich Geschmackssache ist, fallen die Urteile so unterschiedlich und zum Teil vernichtend aus.»

Branchenkollege Peach Weber (66) meint: «Wenn mich Michael fragen würde, was er besser machen könnte, wäre es der Tipp, er solle seine leicht missionarische Art, den Leuten etwas beibringen zu wollen, sanft zurückschrauben. Ausserdem ist es meistens das bessere Konzept, wenn die Moderation aus zwei Leuten besteht, die sich den Ball zuspielen.»

Lüftet Wappler jetzt durch? 

Musterbeispiel dafür waren «Giacobbo/Müller». Mit einem Mix aus Politsatire und Klamauk begeisterten sie über Jahre hinweg. Doch inzwischen hat sich die TV-Landschaft verändert. «Ich würde den Sonntag mit etwas Leichterem ausklingen lassen», rät Ex-SRF-Unterhaltungschef Max Sieber (75). Elsener sei als Bettmümpfeli zu anstrengend. «Ein süffiger Film wäre passender.» Generell gingen die Schweizer dann früher ins Bett – «und das wollen sie nicht mit rauchendem Kopf». Vielleicht kann ja die neue Chefin Nathalie Wappler (51), die seit Freitag im Hause ist, schon mal ein bisschen durchlüften.

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