«Samschtig-Jass» ohne Abstand
Anstecken ist Trumpf

Bei den aktuellen Corona-Fallzahlen ist Jassen ohne schlechtes Gewissen kaum mehr möglich. Beim «Samschtig-Jass» sind gemäss den aktuellen Bildern aber noch immer weder Abstand noch Maske Trumpf.
Publiziert: 25.10.2020 um 02:18 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2020 um 13:21 Uhr
Michel Imhof

Im SRF-«Rundschau»-Beitrag «Corona, na und?» präsentierte sich am Mittwoch ein irritierendes Bild: Obwohl die Corona-Fallzahlen rasant steigen, wird in der ländlichen Schweiz fröhlich weitergejasst. «Ich kenne all diese Leute am Tisch, die haben alle kein Corona», meint ein Teilnehmer des Jassturniers in Biberbrugg SZ. Bilder im Beitrag zeigen, wie kaum einer eine Maske trägt und alle 15 Minuten der Tisch gewechselt wird.

Wenige Tage nach der «Rundschau» reiben sich SRF-Zuschauer erneut verwundert die Augen: Obwohl die Schwyzer Jassgruppe von der «Rundschau»-Moderatorin für ihre Sorglosigkeit an den Pranger gestellt wurde, zeigt sich in der 900. Folge des «Samschtig-Jasses» gestern Samstag ein ähnliches Bild: Moderatorin Fabienne Bamert (32) jasst mit ihren Ski-Gästen Maria Walliser (57), Silvano Beltrametti (41) und Marc Berthod (36) weder auf Distanz, noch tragen sie Masken oder sitzen zwischen Trennwänden.

Cerny rät vom Jassabend im Verein ab

«Dabei besteht beim Jassen ohne Maske ein sehr hohes Ansteckungsrisiko», kritisiert Andreas Cerny, Epidemiologe der Universität Bern. Man sitze längere Zeit zusammen, die Distanz sei meist nicht garantiert, man spreche laut und nehme zudem noch die Karten, die andere berührt hätten, in die Hand. «Dass man dabei oft noch den Finger leckt, erhöht das Ansteckungsrisiko noch weiter!» Cerny rät deswegen ab von gemütlichen Jassabenden im Verein. In der Familie dürfe hingegen weiter Karten gespielt werden.

Noch am Mittwoch wurde in der SRF-«Rundschau» ein Jassabend in Biberbrugg genau unter die Lupe genommen.
Foto: Screenshot SRF
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SRF erklärt die irritierende Ausstrahlung des «Samschtig-Jasses» mit der Aufzeichnung von Anfang September. Die damals geltenden Schutzmassnahmen seien bis auf die Distanz beim Jasstisch umgesetzt worden, so Sprecherin Natalie Blasi. «Zudem gab es keine Mitspieler aus Risikogruppen, vor und nach jeder Jassrunde mussten sich alle die Hände desinfizieren, und wenn nicht gejasst wurde, so bei Gesprächen, sind alle Jasser etwas mit dem Stuhl zurückgerückt.»

Maria Walliser fühlte sich stets sicher

Maria Walliser stellt SRF ein gutes Zeugnis aus. «Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt», sagt sie. Die Maskenpflicht habe mit Ausnahme des Jasstischs auf dem ganzen Areal gegolten. «Sogar beim Schminken haben wir Masken getragen. Es wurde genaustens auf alles geachtet.»

Noch bis Mitte November werden die im September aufgezeichneten Folgen mit entsprechendem Hinweis ausgestrahlt. Danach wird SRF neue Episoden mit neu angepasstem Schutzkonzept aufnehmen. Andreas Cerny sieht den Fernsehsender in der Pflicht: «Die Sendung ist sehr populär, gerade auch bei der älteren Generation», meint er. «Ich hoffe sehr, dass das SRF seine Vorbildfunktion ernst nimmt. Alles andere wäre aus meiner Sicht fahrlässig.»

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