Am Donnerstag geht Gjon's Tears für die Schweiz als Mit-Favorit ins ESC-Rennen
«Mein Grossvater ist mein grösster Fan»

Gjon's Tears vertritt die Schweiz beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Rotterdam. Der junge Freiburger verrät uns, woher sein Künstlername kommt und was seine Welt bewegt.
Publiziert: 16.05.2021 um 09:50 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2021 um 11:02 Uhr
Michel Imhof

Diese Woche gilt es ernst: Nach der abgesagten Ausgabe von 2020 kämpft Gjon's Tears (22) am Donnerstag (21 Uhr, SRFzwei) um die Finalqualifikation der Schweiz am Eurovision Song Contest (ESC) in Rotterdam. Mit dem französischen Titel «Tout l'univers» gilt Gjon Muharremaj, wie Gjon's Tears mit bürgerlichem Namen heisst, bereits als einer der heissen Favoriten auf den Sieg und könnte somit das letzte ESC-Glanzresultat von Luca Hänni (26) wiederholen. Vor seinem Auftritt am grössten Musikwettbewerb der Welt präsentiert der welsche Newcomer SonntagsBlick seine Welt.

Meine Herkunft

«Mein Vater ist aus dem Kosovo, meine Mutter ist Albanerin. Ich bin in der Schweiz geboren und hier aufgewachsen und habe auch den Schweizer Pass. Als Kind fühlte ich mich, egal wo ich war, immer ein wenig fremd. In der Schweiz fragte man mich, woher ich komme, bei meinen Verwandten im Balkan war ich immer ‹der Schweizer›. Die Frage, wer man ist, beschäftigt einen so umso mehr. Ich finde: Man soll zu sich selbst stehen und auf das stolz sein, was man ist.»

Meine schweizerischste Eigenschaft

«Ich liebe es zu essen. Vor allem Käse und Schokolade. Ich bin direkt neben der Cailler-Fabrik in Broc aufgewachsen. Und wenn eine Kaltfront im Anmarsch war, roch es im ganzen Dorf nach Schoggi. Das ist schrecklich, wenn man auf Diät ist oder mal etwas gesünder essen will.»

Gjon's Tears tritt am diesjährigen Eurovision Song Contest mit «Tout l'univers» für die Schweiz an.
Foto: EBU / ANDRES PUTTING
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Meine Liebe zur Musik

«In der dritten Klasse hielten wir alle einen Vortrag über unsere Passion. Und meine Mitschüler sprachen alle über so aussergewöhnliche Sachen wie Tauchen oder Reiten.
Auch ich wollte etwas Besonderes haben. Also probierte ich zuerst Karate, weil mein Vater diesen Sport ausübte, und später Eiskunstlauf – was beides nicht funktionierte. Mein magischer Moment war, als ich mich schliesslich ans Klavier setzte. Da hat es Klick gemacht.»

Die Geschichte hinter dem Namen Gjon's Tears

«Mein grösster Fan ist mein 77-jähriger Grossvater Hamit. Als ich ihm als kleiner Bub auf meinem Keyboard etwas vorspielen wollte, kam ich aus Versehen auf den Knopf, der automatisch ‹Can't Help Falling in Love› von Elvis Presley abspielte. Auf seinen Wunsch hin übte ich das Lied inklusive Gesang. Und als ich ihm das Gelernte präsentierte, rührte es ihn zu Tränen. Ich fühlte mich, als hätte ich Superkräfte, weil ich bei ihm diese Emotionen wecken konnte. Darum ist heute mein Künstlername Gjon's Tears, also Gjons Tränen. Mit meiner Musik möchte ich die Menschen berühren.»

Mein Liebesleben

«Ich bin Single und so mit meiner Musik beschäftigt, dass mich eine Beziehung aktuell gar nicht interessiert. Und es ist mir auch ganz wichtig, dass dies meine Privatsache bleiben darf. Grundsätzlich gilt für mich aber, dass ich Menschen mag, wie sie sind, und sie nie in eine Schublade stecken würde. Dasselbe wünsche ich mir auch für mich.»

Meine erste ESC-Erfahrung

«2011 wollte ich gemeinsam mit meinem Bruder und Cousin einen Film schauen, deshalb haben wir durchs TV-Programm gezappt. Wir blieben beim Eurovision Song Contest hängen und haben den Sieg von Aserbaidschan mitverfolgt. Seither war es ein Traum von mir, dort auf der Bühne zu stehen.»

Meine Fernsehvergangenheit

«Als ich mit zwölf in der albanischen Show von ‹Das Supertalent› antrat, war mir deren Wichtigkeit gar nicht bewusst. Hinter den Kulissen waren viele Berühmtheiten, aber meine Aufmerksamkeit galt eher dem Buffet. Ähnlich war es auch bei ‹Die grössten Schweizer Talente› ein Jahr später. Heute bin ich fokussierter und selbstbewusster. Und freue mich, mit dem von mir geschriebenen Song auf der grossen ESC-Bühne zu stehen. Das bedeutet mir unglaublich viel.»

Mein Beruf

«Meine Eltern waren manchmal etwas besorgt, ob ich als Musiker wirklich über die Runden kommen würde. Deswegen startete ich eine Ausbildung zum Lehrer, die ich dann aber wegen meiner Teilnahme bei ‹The Voice› in Frankreich unterbrach. Mittlerweile sehen sie das Ganze nicht mehr so streng. Deshalb weiss ich gar nicht, ob ich die restlichen drei Jahre noch weiterstudiere. Im Moment konzentriere ich mich auf die Musik.»

Meine Locken

«Ich liebe es, luftige und flauschige Haare zu haben. Aber die brauchen viel Pflege. Weil sie unglaublich schnell wachsen, muss ich jede dritte Woche zum Coiffeur. Manchmal frage ich mich, wie mein Leben verlaufen würde, wenn ich zum Beispiel blonde, glatte Haare hätte: Wären mir andere Sachen passiert, hätte ich anders entschieden, wären die Menschen anders zu mir? Ich bin jemand, der viel nachdenkt und solchen gedanklichen Spielereien nachgeht.»

Meine Narbe zwischen den Augenbrauen

«Als ich sechs Jahre alt war, baute ich mit meinem Bruder einen Parcours mit verschiedenen Gegenständen auf. Als ich vom einen zum nächsten Bett springen wollte, fiel ich runter auf einen spitzen Gegenstand. Daraufhin musste ich ins Spital und die Wunde sogar nähen lassen.»

Mein Hobby

«Ich liebe es, Filme zu schauen, und führe ein Buch darüber, welche ich schon gesehen habe, wer mitgespielt hat und wie sie mir gefallen haben. Mein Favorit ist ‹Die Klavierspielerin› von Michael Haneke, da er gleichzeitig aufwühlend und berührend ist. Nach einem guten Film bin ich übrigens immer wahnsinnig inspiriert und schreibe Songs.»

Mein Idol

«Ein wirkliches Vorbild habe ich nicht. Als ich acht war, zeigte mir mein Grossvater Céline Dion im Fernsehen. Und er meinte: ‹Du sollst mal so gross sein wie sie.› Sie ist zwar kein Idol von mir, trotzdem ist es sehr speziell, 33 Jahre nach ihr für die Schweiz zum ESC zu fahren.»

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