Foto: DPA

Tom Kummer bei Schawinski
Der Fälscher ist jetzt ein Experte

Vor knapp 20 Jahren flog Tom Kummer mit seinen frisierten Interviews auf. «Bad Boy Kummer», wie er in einem Dokfilm heisst, ist heute Montag Gast in Roger Schawinskis Talkshow (SRF 1, 22. 55 Uhr). Thema sind die gefälschten «Spiegel»-Texte von Claas Relotius.
Publiziert: 14.01.2019 um 00:26 Uhr
Jean-Claude Galli

Nun hat der Fall Claas Relotius (33) auch das Schweizer Fernsehen erreicht. Roger Schwawinksi (73) thematisiert den Fall des preisgekrönten «Spiegel»-Reportage-Fälschers heute in seiner Talksendung (SRF 1, ab 22.55 Uhr). Gast ist mit Tom Kummer (57) ein Mann, der sich mit Grenzüberschreitungen zwischen Realität und Fiktion ebenfalls auskennt.

Der Berner Autor flog vor knapp 20 Jahren mit frisierten Prominenten-Interviews auf, die in deutschen Magazinen und Schweizer Printtiteln erschienen. Rückblickend sagt er zu seinen Kapriolen: «Ich bin nie als Journalist angetreten, immer als Schriftsteller.» Kummer ist überzeugt: «Es liegt in der Natur der Menschheit, Wirklichkeit unwahr zu vermitteln.»

Die «Kunst des Kopierens»

Ansätze von Reue darüber, Leser und Auftraggeber hinters Licht geführt zu haben, zeigte er bisher nicht. Bei einem Treffen mit BLICK am Rande eines Kunstprojekts 2017 auf dem Berner Europaplatz sagte er: «Meine Texte sahen bloss aus wie Journalismus, waren es aber nicht. Ich bin halt von der Egomanie nie weggekommen.»

Jeden Montagabend empfängt Roger Schawinski (r.) prominente Gäste, hier bei der 100. Sendung 2013 «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz.
Foto: SRF/Oscar Alessio
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Die Verantwortung für sein Handeln gab er munter weiter. «Ich habe stets ausserhalb der moralischen Begriffe gearbeitet und nie einen journalistischen Kodex unterschrieben», sagte er. «Die Leute wollten mit mir arbeiten, nicht ich mit ihnen.» Auch bei seiner jüngsten grösseren Arbeit, dem stark autobiografisch gefärbten Roman «Nina & Tom», kam es zu Unstimmigkeiten – Kummer schrieb dafür zu kleinen Teilen aus anderen Werken ab. «Ich nenne es die Kunst des Kopierens», rechtfertigt er sich.

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