Foto: SRF/Sava Hlavacek

«Tatort»-Regisseurin Viviane Andereggen
Ganz schön unbequem

Der neue Schweizer «Tatort» aus Zürich ist fest in Frauenhand, nicht nur bei den beiden Kommissarinnen. Regie hat auch in der zweiten Folge «Schoggiläbe» Viviane Andereggen geführt. Die Filmemacherin erzählt, warum sie besonders gerne Krimis dreht.
Publiziert: 28.02.2021 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2021 um 21:47 Uhr
Katja Richard

Frisches Blut beim neuen Schweizer «Tatort» gibts auch hinter der Kamera. Nach der Premiere «Züri brännt» führte bei «Schoggiläbe» (heute SRF 1, ab 20.05 Uhr) wiederum die Zürcherin Viviane Andereggen (35) Regie. Krimi ist ein Genre, das sie besonders mag. «Jeder einzelne Fall ist wieder eine Herausforderung. Die Frage ist: Wo sind die wichtigsten Spannungsmomente, wie kann man die Erwartungen möglichst lange halten und dann brechen?»

Den Reiz vom Verbrechen am Bildschirm erklärt die junge Filmemacherin so: «Spannung, Action und das Mitraten, wer der Täter ist, das hat schon immer fasziniert, sei es bei Agatha Christie oder Sherlock Holmes. Wenn dann am Ende die Auflösung kommt, hat das etwas Erleichterndes.» Andereggen freut sich, dass sie bei den ersten beiden Folgen im Regiesessel sitzt. «Es ist aufregend, frisch anzufangen und seine eigene Vision dieser neuen Welt mit einzubringen.»

Freude am Erzählen

Regie führen hat für sie mit der Freude am Geschichtenerzählen zu tun. Das habe sie von ihren Grosseltern mitbekommen: «Sie waren jüdische Ungarn und haben den Holocaust erlebt. Ich erinnere mich gut an ihre Erzählungen.» Andereggen hätte mit ihrer Erscheinung wohl auch als Schauspielerin Chancen gehabt. Doch das interessierte sie weniger: «Man muss das verfolgen, was einem Freude macht und auf Resonanz stösst.»

Die Zürcherin Viviane Andereggen führt bei den ersten beiden «Tatort»-Krimis aus Zürich Regie.
Foto: Clemens Porikys
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«Schoggiläbe» greift ein Schweizer Klischee auf, das man bewusst gewählt hat. Andereggen spielt damit. «Es geht ja nicht primär um Schokolade, sondern um die Frage von Reichtum und um die Abhängigkeiten, die daraus entstehen.» Für sie ein Abbild der Schweiz, wo es auf engstem Raum viel Wohlstand, aber eben auch Menschen am Rand der Gesellschaft gibt.

Vom Punk zur Regisseurin

Andereggen ist immer wieder Feuer und Flamme, wenn es um gesellschaftliche Themen geht, so auch bei der ersten Folge «Züri brännt». Dort führten die Ermittlungen in das bewegte Zürich der 1980er-Jahre, das sie gut kennt. «Ich war in jungen Jahren ein Punk, trug eine knallrote Irokesenfrisur und habe das WAF (World Anarchists Forum, Anm. d. Red.) mitgegründet, ein Gegenforum zum WEF in Davos.» Das kritische Hinterfragen und die Betrachtung der Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln sind ihr wichtig. «Unbequem sein dürfen», nennt sie das.

Wichtige Chance für Frauen

Das hat ihr wohl auch den Weg auf den Regiestuhl geebnet, noch immer eine Männerdomäne: «In der Ausbildung sind über die Hälfte Frauen. Wichtig ist, dass sie nachher im Job auch eine Chance bekommen.» Nach ihrem Filmstudium in Hamburg debütierte sie mit ihrem Erstling «Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut», einer jüdischen Komödie, die für grosse Aufmerksamkeit sorgte. Mit ihrem ZDF-Krimi «Rufmord» gewann sie diverse Auszeichnungen und war dreimal für den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis nominiert. Zuletzt war ihr Jung-Detektivinnen-Abenteuer «Die drei !!!» im Kino zu sehen.

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