Zuger Elvis-Imitator fordert wegen Corona Mindesteinkommen für Künstler
«Sonst gibt es in der Schweiz bald keine Kultur mehr»

Thomas Meyenberg hat genug. Der Kleinkünstler verdient mit seinem Beruf seit Monaten kein Geld. Wegen der erneuten Corona-Massnahmen des Bundes und weil deswegen auch in naher Zukunft Auftritte wegfallen, fordert er jetzt Entschädigungen für sein Gewerbe.
Publiziert: 22.10.2020 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2021 um 14:07 Uhr
Manuel Kellerhals

Thomas Meyenberg (49) ist verzweifelt. Im Gespräch mit BLICK zittert seine Stimme. Man merkt, dass ihm die Situation zusetzt. «Die neuen Massnahmen sind praktisch ein Berufsverbot für alle Künstler», sagt der Zuger. «Es gibt keine Hochzeiten mehr, keine Firmenfeiern, keine Geburtstagsfeste – ich weiss nicht mehr, wie es weitergehen soll.»

Meyenberg verdient sein Geld eigentlich als Elvis-Imitator. Unter dem Künstlernamen Tommy King imitiert er die Rock-and-Roll-Ikone und begeistert damit das Publikum. Das macht der Kleinkünstler so erfolgreich, dass er sogar schon an der Weltmeisterschaft der Elvis-Imitatoren in Las Vegas teilnehmen konnte. Seit der Corona-Krise sind diese Tage allerdings vorbei: «Seit sechs Monaten lebe ich nur von meinem Ersparten, aber nun ist beinahe nichts mehr übrig.»

«Wir haben jahrelang unsere Steuern bezahlt»

Auf einen einmaligen Erwerbsersatz vom Bund habe er fünf Monate lang warten müssen. Viel sei das nicht gewesen, weil dieser nur die tatsächlich abgesagten Auftritte deckt. Die ausbleibende Nachfrage sei aber nicht darin eingeplant. Für den Sänger ist klar, dass das Kleinkunstgewerbe mehr Hilfe vom Bund braucht: «Wir haben jahrelang unsere Steuern bezahlt, da kann es nicht sein, dass man uns jetzt nicht unter die Arme greift.»

Bei seinen Auftritten hatte Thomas Meyenberg alias Tommy King früher keine Angst vor Körperkontakt.
Foto: Zvg
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Der Elvis-Imitator hat deshalb nun auf der Schweizer Kampagnenplattform Campax eine Initiative ins Leben gerufen, in der er 4000 Franken Grundeinkommen für Künstler fordert. Diese finanzielle Sicherung soll gelten, bis sich «die Lage wieder normalisiert hat und die Nachfrage an Unterhaltung wieder einen normalen Lauf nimmt». Innerhalb von anderthalb Tagen konnte die Initiative bereits über 2300 digitale Unterschriften (Stand: 22.10.) sammeln.

Almi hat unterzeichnet

Unter den Befürwortern sind auch Prominente, wie etwa der Basler Komiker Patrick «Almi» Allmandinger (54). «Ich höre von den Beamten immer wieder, dass wir Künstler halt Geduld haben müssen», sagt Almi dazu. «Aber kein Wunder haben die gut reden, die haben ja ihren Lohn.»

Für Meyenberg ist das starke Echo ein Zeichen, dass die Lage wirklich prekär ist: «Künstler sind sehr stolze Leute. Sie gestehen sich nicht gerne ein, dass sie am Boden sind. Aber genug ist genug, die Kultur geht den Bach runter.»

Der Elvis-Imitator betont, dass er keinesfalls ein Corona-Leugner ist und Verständnis für die Massnahmen habe. «Aber die Ausfälle, die dadurch entstehen, müssen irgendwie ausgeglichen werden», hält Meyenberg fest. «Ansonsten gibt es in der Schweiz bald keine Kultur mehr.»

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