«Es ist unglaublich, was das Instrument durchgemacht hat»
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Star-Geigerin Ilva Eigus:«Es ist unglaublich, was das Instrument durchgemacht hat»

Zürcher Star-Geigerin Ilva Eigus (16)
Sie ist der Schweizer Stern am Geigenhimmel

Geigerin Ilva Eigus erobert international die grossen Konzertbühnen. Uns hat die Zürcherin verraten, wie sie den Spagat zwischen Teenager und Wunderkind schafft und warum sie bald mit ihrem Vater auf Tournee geht.
Publiziert: 15.10.2023 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2023 um 06:41 Uhr
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Patricia BroderRedaktorin People

Wenn Ilva Eigus (16) über ihre Geige spricht, leuchten nicht nur ihre Augen, auch ihr Körper bewegt sich zu einem feinen, für andere nicht hörbaren Takt. «Es ist wunderschön, sie öffnet sich mit jedem Konzert mehr», schwärmt Eigus. Mit «sie» ist die über 300 Jahre alte Stradivari gemeint, die die Zürcherin in ihrem Geigenkoffer mitgebracht hat. Die Stradivari-Stiftung Habisreutinger hat dem jungen Ausnahmetalent das antike Instrument für mehrere Jahre zur Verfügung gestellt.

Eine Ehre, die Ilva Eigus mehr als gebührt: Mit erst 16 Jahren gehört sie zu den vielversprechendsten Talenten der internationalen Klassikszene. Bereits als Kleinkind beeindruckte sie mit ihrem virtuosen Geigenspiel im polnischen Fernsehen die Zuschauer. Kurz vor ihrem vierten Geburtstag begann Eigus mit dem Geigenunterricht an der renommierten Zakhar Bron School of Music in Zürich. Seither hatte das hochbegabte Nachwuchstalent zahlreiche Auftritte im In- und Ausland und wurde mit mehreren nationalen und internationalen Preisen für junge Musiker ausgezeichnet.

Vor drei Jahren gewann die Tochter des international erfolgreichen Schweizer Pianisten Nik Bärtsch (52) zudem zwei wichtige russische Musikwettbewerbe: den internationalen «Nussknackerwettbewerb» und die populäre Talentshow «Blauer Vogel». «Jahrelang habe ich mir diese Shows im Fernsehen angeschaut», erklärte die Musikerin Blick damals. Dass sie sie nun beide gewinne, sei ein «wahr gewordener Traum».

Die 16-Jährige Ilva Eigus spielt auf einer über 300 Jahre alten Stradivari.
Foto: Siggi Bucher
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«Politik hat mich schon immer interessiert»

Ein Erlebnis, das rückblickend noch unwirklicher scheint. «In der heutigen Zeit wäre die Teilnahme an diesen Wettbewerben undenkbar», sagt Eigus im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Der Krieg hat die Tochter der lettischen Mathematikerin Tatjana (58) tief betroffen gemacht. Gleichzeitig hat er sie angeregt, sich mehr mit Politik auseinanderzusetzen. An ihrem neuen Onlinegymnasium, das sie in drei Jahren mit einem deutschen Abitur abschliessen will, hat sie als Hauptfach auch Ethik belegt. «Psychologie und Politik haben mich schon immer interessiert», sagt Eigus bestimmt. «Nur weil man gut in einem Bereich ist, darf man die anderen nicht vernachlässigen.» Doch Musik hat die grösste Bedeutung für sie. «Sie verbindet alle Menschen, das spüre ich auch immer an Konzerten. Sie schafft eine Energie, die Trost und Kraft spendet und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl auslöst.»

Neben einer neuen Onlineschule hat Ilva Eigus, welche die vergangenen zwölf Jahre bei Liana Tretiakova (46) in Zürich studiert hat, seit diesem Jahr auch einen neuen Geigenlehrer. «Ich habe die Aufnahmeprüfung am Conservatoire royal de Liège in Belgien bestanden und bin nun Jungstudentin bei Professor Marc Bouchkov. Ein aufregendes neues Kapitel.» Ein- bis zweimal im Monat fährt Eigus für den Unterricht zum 32-jährigen Starmusiker nach Belgien. Die restlichen Lektionen finden online statt.

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Joggen und fotografieren

Legt sie ihre Stradivari zur Seite, widmet sich die Zürcherin einem ihrer vielen Hobbys. «Ich gehe sehr gern joggen. Als Geigerin soll man auf seine mentale und physische Gesundheit sehr viel Acht geben, weil unser Körper unglaubliche Dinge leisten muss. Wenn man als Musiker fit und entspannt ist und die Kontrolle über seinen Körper hat, ist man umso mehr in der Lage, alles aus seinem Instrument zu holen.» 

Auch was ihre Zukunftspläne anbelangt, hat die Violinistin klare Vorstellungen: «Musik ist, was mich durch mein ganzes Leben führt – das weiss ich. Aber ich fotografiere auch sehr gern. Ich habe eine professionelle Kamera, die ich auf Reisen immer dabeihabe.»

Für ihr perfektes Spiel übt Ilva Eigus vier bis acht Stunden am Tag. Trotzdem hat die 16-Jährige Zeit, ihr Leben als Teenager zu geniessen. «Ich habe tolle Freunde aus verschiedenen Bereichen in meinem Leben. Zusammen gehen wir gern ins Kino.» Bei ihren diversen Veranstaltungen und Meisterkursen treffe sie zudem viele Musikerinnen und Musiker in ihrem Alter. «Da hat man automatisch viele Themen und Gemeinsamkeiten. Und das Tolle ist: Ich lerne Leute aus der ganzen Welt kennen.»

Auftritt in der Zürcher Tonhalle

Um die ganze Welt bringt Ilva Eigus auch das Geigenspiel. Nächste Woche steht allerdings ein grosser Auftritt in ihrer Heimat an. Sie spielt am 17. Oktober zum ersten Mal das grosse Tschaikowski-Konzert in der Zürcher Tonhalle, begleitet von der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz unter der Leitung von Gabriel Venzago (33). «Ich freue mich sehr», verrät Eigus. «Ich habe immer davon geträumt, Tschaikowski mit einem Orchester spielen zu dürfen.»

Ein weiteres Projekt liegt Ilva Eigus besonders am Herzen: Ende Oktober steht sie gemeinsam mit ihrem Vater Nik Bärtsch als Duo am Enjoy Jazz Festival in Heidelberg (D) vor Publikum. «Ich freue mich ganz besonders darauf, an der Seite meines Vaters aufzutreten. Aus zeitgenössischer Musik, Jazz und Klassik lässt sich ein spannendes Programm zusammenstellen. Das wird bestimmt eine tolle Erfahrung für mich.» 

Die Agenda der Zürcher Stargeigerin ist auch in Zukunft prall gefüllt. Im November gibt Ilva Eigus gleich ein weiteres Konzert in der Zürcher Tonhalle, als Gewinnerin des Swiss Charity Awards. «Zudem habe ich viele weitere Projekte, die mich nächstes Jahr erwarten, sogar eine Einladung aus dem Nahen Osten», sagt Eigus. «Meine Konzerttermine reichen bis ins Jahr 2026.» 

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