Wörterseh-Verlegerin Gaby Baumann (53) hat in 10 Jahren über eine halbe Million Bücher verkauft
«Jedes Buch ein Baby»

Mit Büchern wie «Platzspitz­baby» schaffte es Gabriella Baumann-von Arx zur Verlagskönigin.
Publiziert: 28.11.2014 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:33 Uhr
Von Cinzia Venafro (Text), Geri Born (Foto)

Wenn diese Frau ruft, kommen alle: von Ex-Nationaltrainer Köbi Kuhn (71) über Professor Nils Jent (52) und TV-Star Röbi Koller (57) bis zu «Platzspitzbaby» Michelle Halbheer (29). «Dank Gaby konnten wir ein Tabu brechen und Tausenden Lesern mit unseren Geschichten Mut machen», sagt Halbheer beim Jubiläums-Shooting mit einigen der Wörterseh-Autoren, die es in die Top 10 der Bestsellerliste geschafft haben.

Vor exakt zehn Jahren schlug die ehemalige Arztgehilfin und Stewardess Gabriella Baumann-von Arx (53), die einst selbst Bücher über Aids-Helferin Lotti Latrous (60) schrieb, die erste Seite ihrer Erfolgsgeschichte auf. «Als ich den Verlag gründete, war ich extrem unsicher, ob ich das Wagnis eingehen soll», so die Frau von Starwerber Frank Baumann (57). «Aber genau in dem Moment, wo ich mich fragte, obs richtig ist, erleichterte sich ein Spatz über mir und traf mich genau auf den Kopf.» Dies habe sie als Signal gesehen: «Ich wusste, mehr Zeichen von oben kriege ich nie mehr.»

Seither lag die Mutter zweier erwachsener Kinder 57-mal in den Wehen: «Jedes Buch ist ein Baby. Und wenn es dann da ist, kommt das Wochenbett, die Zeit, bis man weiss, ob es laufen lernt oder nicht.»

Nützt Baumann-von Arx mit ihrer Betroffenheitsliteratur, die sich insgesamt 550 000-mal verkaufte, das Schicksal anderer aus? «Meine Protagonisten sind keine Opfer», betont sie. «Im Gegenteil, es sind Sieger und Helden, die sich ihrem Leben stellen.»

Zwischen 30 000 und 50 000 Franken investiert die Zürcherin in jedes Werk: «Längst nicht alle rentieren. Aber wenn eines auch nur ein paar Hundert Menschen hilft, will ich es rausbringen.» Das könne sie, da sich die Bücher querfinanzierten.

Doch woher weiss sie, dass eine Story zwischen Buchdeckel gehört und nicht nur vor einen Psychiater? «Ich lehne sehr viele Geschichten ab und würde niemals eine Abrechnung verlegen, die jemandem schadet», sagt sie. «Meine Protagonisten müssen mit ihrem Gesicht und ihrem Namen hinstehen, Pseudonyme gibt es nicht.» Nur dann stelle sich beim Leser der Effekt ein, der die Verlegerin von Buch zu Buch treibt. «Jeder soll nach der Lektüre denken: Wenn der das kann, schaffe ich es auch.»

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