Viktor Giacobbo (noch 69) über Bühnenrituale, moralinsauren Humor und sein Lebensziel
«Ich würde dem Herrgott gerne mal meine Meinung sagen»

Mit wem würde Viktor Giacobbo gerne im Lift stecken bleiben? Wer war der Held seiner Kindheit und weshalb mag er keine Geschenke? Anlässlich seines 70. Geburtstags beantwortet er 70 schnelle Fragen.
Publiziert: 28.01.2022 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2022 um 15:58 Uhr
Interview: Flavia Schlittler

«Puffmutter des Schweizer Humors» ist ein Kompliment für den Satiriker Viktor Giacobbo, der auch Komiker, Unternehmer, Moderator, Regisseur, Filmemacher, Produzent, Schauspieler, Imitator und Autor ist. Der Sammler von Berufsbezeichnungen ist genauso vielseitig, was seine bekanntesten Rollen betrifft: vom Zuhältertypen Harry Hasler über den obdachlosen Kiffer Fredi Hinz, den indischen Händler Rajiv Prasad oder die naive Debbie Mötteli bis hin zur Modedesignerin Donatella Versace. Am 6. Februar wird der Winterthurer mit italienischen Wurzeln 70 Jahre alt. Blick beantwortet er dazu 70 schnelle Fragen.

1. In welche Rolle sind Sie am liebsten geschlüpft und weshalb?
In jene des Verwaltungsratspräsidenten des Casinotheaters, weil ich in unserem Restaurant die Getränke umsonst kriege.

2. Die Darstellung des Inders Rajiv Prasad wäre heute politisch nicht mehr korrekt, auch Debbie Mötteli würde als ungebildete, naive Frau mehr Shitstorm auslösen als Applaus. Was sagen Sie dazu?
Ich spiele einige Figuren nicht mehr, weil sie nicht mehr aktuell sind oder mich selber langweilen. Alle Figuren waren nur sich selbst verantwortlich und standen für keine Bevölkerungsgruppe. Das Klischee der jeweiligen Figur war immer weniger wichtig als der Inhalt des jeweiligen Sketches.

Am 6. Februar wird der grosse Schweizer Satiriker 70 Jahre alt.
Foto: Mario Heller
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3. Für Ihren Geburtstag wünschen Sie sich weder Geschenke noch Reden. Was ist so schlimm daran?
Die geballte Aufmerksamkeit.

4. Was ist das schlimmste Geschenk, das Sie je bekommen haben?
Ein Teller gekochtes Knorpelfleisch von einem Massai in Tansania. Und ich musste es in seiner Gegenwart aus Höflichkeit essen.

5. Welches Ihrerseits ist überhaupt nicht gut angekommen?
Ein Stehpaddelbrett für Mike Müller.

6. Welches Buch hat Sie geprägt?
Es gibt kein einzelnes Buch, sondern viele. Diese hier: viktorgiacobbo.ch/info

7. In welchem Schulfach waren Sie als Kind besonders gut?
Geschichte.

8. In welchem miserabel?
Mathematik.

Vom Schriftsetzer zum Kult-Komiker

Ein Kiffer, der alle um einen Stutz bittet, eine naive Hausfrau und ein Zuhältertyp mit Goldkette und weisser Lederjacke: Viktor Giacobbo erschuf Kultfiguren wie Fredi Hinz, Debbie Mötteli und Harry Hasler. Der «Satiriker der Nation» erlangte mit ihnen und sich selbst in den Sendungen «Viktors Programm» und «Viktors Spätprogramm» (1990 bis 2002) schweizweite Bekanntheit. Von 2008 bis 2016 moderierte er mit Komiker Mike Müller (58) die Politsatire-Show «Giacobbo/Müller». 2006 tourte er alleine mit dem Circus Knie, 2019 mit Mike Müller zusammen. Heute ist Viktor Giacobbo Verwaltungsratspräsident des Casinotheaters Winterthur. Am 6. Februar wird er 70 Jahre alt.

Viktor Giacobbo in der Rolle der naiven Hausfrau Debbie Mötteli.
Stefan Borher, Heinz Stucki

Ein Kiffer, der alle um einen Stutz bittet, eine naive Hausfrau und ein Zuhältertyp mit Goldkette und weisser Lederjacke: Viktor Giacobbo erschuf Kultfiguren wie Fredi Hinz, Debbie Mötteli und Harry Hasler. Der «Satiriker der Nation» erlangte mit ihnen und sich selbst in den Sendungen «Viktors Programm» und «Viktors Spätprogramm» (1990 bis 2002) schweizweite Bekanntheit. Von 2008 bis 2016 moderierte er mit Komiker Mike Müller (58) die Politsatire-Show «Giacobbo/Müller». 2006 tourte er alleine mit dem Circus Knie, 2019 mit Mike Müller zusammen. Heute ist Viktor Giacobbo Verwaltungsratspräsident des Casinotheaters Winterthur. Am 6. Februar wird er 70 Jahre alt.

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9. Was halten Sie von der Gendersprache?
Viel. Ich gendere aber schriftlich nicht mit *, sondern mit -. Der Bindestrich verbindet die Geschlechter und er braucht keine Umschalttaste.

10. Was ist das Schöne daran, Single zu sein?
Die autonome Wahl der Netflix-Serie.

11. Was vermissen Sie?
Im Winter die Wärme.

12. Berge oder Strand?
Regenwald!

13. Ihr Lieblingszitat?
E = mc².

14. Haben Sie ein Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Ein kleines Gläschen Weisswein. Aber keinen Tropfen mehr.

15. Wie kann man Sie verwöhnen?
Leider mit Süssigkeiten.

16. Womit überraschen?
Mit Unerwartetem.

17. Mit wem möchten Sie lieber essen gehen: Joe Biden oder Herzogin Meghan und weshalb?
Mit Joe Biden. Weil mir mit ihm der Gesprächsstoff nicht nach zwei Minuten ausgehen würde.

18. Salz oder Zucker?
Umami.

19. Was halten Sie von Marco Rima?
Ein sehr lustiger Komiker. Leider hat er zur Populärvirologie gewechselt.

20. Wovor haben Sie Angst?
Vor der nächsten Theaterpremiere.

21. Wann haben Sie das letzte Mal gelacht?
Gerade jetzt.

22. Wann und weshalb geweint?
Bei der letzten Folge von Ricky Gervais' «After Life», weil sich dort Komik und Trauer perfekt verbinden.

23. Was ist Mike Müller für Sie?
Einer, der bei Freundschaft nicht zwischen privat und beruflich unterscheidet.

24. Hatten Sie schon einmal Probleme mit der Polizei?
Ja, weil ich bei Rot über die Strasse ging. Ich bezahlte die Busse auf der Stelle, mit einem gemeinsamen Selfie.

25. Was lesen Sie gerade?
«Vernichten» von Michel Houellebecq.

26. Mit wem würden Sie gerne im Lift stecken bleiben?
Mit dem Papst.

26. Was vermissen Sie in Ihrem Leben?
Den Nobelpreis für Mathematik.

27. Haben Sie Erfahrungen mit Drogen?
Die habe ich an Fredi Hinz delegiert.

28. Winterthur ist ...
Überhaupt nicht Zürich!

29. Wie hat sich der Humor in den letzten Jahren verändert?
Er ist engagierter und bestimmter geworden, kränkelt zurzeit aber an einer gewissen Moralisiererei, was wohl glücklicherweise mit der nächsten Welle wieder verschwindet.

30. Was bringt Sie zum Lachen?
Jemand, der auf einer glatten Fläche ausrutscht.

31. Was wollten Sie als Kind werden?
Erwachsen.

32. Wer war in Ihrer Kindheit Ihr Held?
Donald Duck.

33. Nochmals Circus Knie wäre ...
... verlockend. Aber sagen Sie das nicht Géraldine Knie!

34. Wo hört Humor für Sie auf?
Wenn ich es nicht mehr lustig finde.

35. Kim Kardashian ist für Sie ...
Ein uninteressanter Berufs-Promi.

36. Eine Band, die Sie noch heute gerne hören?
Mink Deville.

37. Snoop Dog oder Rachmaninow?
Ich lasse beide in Ruhe.

38. Dieses Musikinstrument beherrschen Sie ...
Blockflöte, aber nur beim Kamelreiten im Zirkus.

39. Wo werden Sie am liebsten berührt?
Im Herzen.

40. «Bachelor» oder «Tatort»?
«Tatort».

41. Sie mischen sich auf Twitter in das politische Tagesgeschäft ein. Was bezwecken Sie damit?
Ich mische mich in gar kein Geschäft ein. Twitter ist für mich eine politische Spielwiese, auf der ich meinen Standpunkt zeige.

42. Was können Frauen besser als Männer?
Zuhören.

43. Was Männer besser als Frauen?
Erklären.

44. Ihr peinlichster Moment.
Bei der Ankündigung des Talkgastes in meiner Sendung fiel mir wegen eines kurzen Blackouts der Name nicht ein. Ich habe dann so viele gewundene Sätze gemacht, bis mir der Name gerade noch rechtzeitig einfiel. Ausser meinem Team merkte es niemand ...

45. Das schönste Kompliment an Sie?
«Sie sehen aus wie Leonardo DiCaprio.»

46. Hat die Corona-Krise auch etwas Gutes?
Ja, sie erinnert uns daran, dass Viren offenbar die Krone der Schöpfung sind.

47. Wann haben Sie das letzte Mal gebetet?
Bei meiner Konfirmation.

48. Wann zum letzten Mal Liebeskummer?
Am 3. April 1953.

49. Ihr bisheriges Highlight 2022?
Die Premiere des «Bundesordners» im Casinotheater, weil hier die Künstler-innen das vergangene Pandemiejahr mit Witz und Angriffslust kommentierten.

50. Ihre härteste Lebenslektion?
Eine Reise nach Burkina Faso, wo ich hautnah mitkriegte, wie die Ärmsten dieser Welt um jeden weiteren Tag kämpfen. Einzige Zuversicht: die Mädchenschule Nasmod, das private Hilfswerk von Bea Petri.

51. Was essen Sie am liebsten?
Pasta.

52. Wovor ekeln Sie sich?
Tierquälerei.

53. Glauben Sie an Gott?
Ja, und zwar an das Flying Spaghetti Monster.

54. An ein Leben nach dem Tod?
Das werde ich Ihnen postum beantworten.

55. Wo ist die Welt am schönsten?
Im Onsen des Hotels Shiroyama im japanischen Kagoshima – mit Blick auf den rauchenden Vulkan Sakurajima.

56. Fleisch oder Vegi-Burger?
Pasta.

57. Welche Macken haben Sie?
Viele, und sie würden diese 70 Fragen sprengen.

58. Klavier oder Violine?
Blockflöte.

59. Was bedeutet Ihnen Geld?
Wenn ich genug habe, nichts – wenn ich keines habe, alles.

60. Welches Tier passt zu Ihnen?
Dumbo.

61. Welches Gemüse können Sie nicht ausstehen?
Gekochten Fenchel.

62. Was halten Sie von Greta Thunberg?
Als junge, engagierte Frau hat sie schon vieles erreicht – und sie besitzt das schöne Talent, alte, konservative Männer zum Durchdrehen zu bringen.

63. Ein Wunsch, den Sie sich noch erfüllen möchten?
Einen?!

64. Ein Satz für Ihre Eltern ...
Sie haben mich bemerkenswert unaufgeregt erzogen, waren beide berufstätig und haben mir dadurch schon früh eine kreative Selbständigkeit ermöglicht.

65. Ihr Lebensmotto?
Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur (das aber getanzt und gesungen!).

66. Wem würden Sie gerne Ihre Meinung sagen und weshalb?
Dem Herrgott wegen der vielen menschlichen Mängel, für die er sich nie entschuldigt hat. Weil ich aber nicht mehr bete, hört er mir nicht zu.

67. Was nervt Sie momentan?
Dass die 70 Fragen immer noch nicht zu Ende sind.

68. Wie beschreiben Sie sich mit einem Satz?
Er weiss immer zu unterscheiden zwischen dies und das.

69. Angenommen, Sie wären für einen Tag Bundesrat – was würden Sie machen?
Bis zum nächsten Tag warten.

70. Auf welche Frage würden Sie gerne antworten, die Ihnen noch nicht gestellt wurde?
Was darf Satire?

Viktor Giacobbo ist am heutigen 28. Januar um 20 Uhr zu Gast bei Blick TV.

Vom Schriftsetzer zum Kult-Komiker

Ein Kiffer, der alle um einen Stutz bittet, eine naive Hausfrau und ein Zuhältertyp mit Goldkette und weisser Lederjacke: Viktor Giacobbo erschuf Kultfiguren wie Fredi Hinz, Debbie Mötteli und Harry Hasler. Der «Satiriker der Nation» erlangte mit ihnen und sich selbst in den Sendungen «Viktors Programm» und «Viktors Spätprogramm» (1990 bis 2002) schweizweite Bekanntheit. Von 2008 bis 2016 moderierte er mit Komiker Mike Müller (58) die Politsatire-Show «Giacobbo/Müller». 2006 tourte er alleine mit dem Circus Knie, 2019 mit Mike Müller zusammen. Heute ist Viktor Giacobbo Verwaltungsratspräsident des Casinotheaters Winterthur. Am 6. Februar wird er 70 Jahre alt.

Viktor Giacobbo in der Rolle der naiven Hausfrau Debbie Mötteli.
Stefan Borher, Heinz Stucki

Ein Kiffer, der alle um einen Stutz bittet, eine naive Hausfrau und ein Zuhältertyp mit Goldkette und weisser Lederjacke: Viktor Giacobbo erschuf Kultfiguren wie Fredi Hinz, Debbie Mötteli und Harry Hasler. Der «Satiriker der Nation» erlangte mit ihnen und sich selbst in den Sendungen «Viktors Programm» und «Viktors Spätprogramm» (1990 bis 2002) schweizweite Bekanntheit. Von 2008 bis 2016 moderierte er mit Komiker Mike Müller (58) die Politsatire-Show «Giacobbo/Müller». 2006 tourte er alleine mit dem Circus Knie, 2019 mit Mike Müller zusammen. Heute ist Viktor Giacobbo Verwaltungsratspräsident des Casinotheaters Winterthur. Am 6. Februar wird er 70 Jahre alt.

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