«What’s New Pussycat? – whoa oh oh!» Die Schnulzen des ehemaligen Köngs von Las Vegas heulten früher aus jeder Jukebox, Ohrwürner wie «Delilah» werden noch heute gerne von Guggenmusiken durchgenudelt.
Doch «Tiger» Tom Jones (79) ist schlau wie ein Fuchs: Der einstige Staubsaugerverteter aus Wales gab sich am Dienstag in Montreux als authentischer Repräsentant von Rock, Rhythm & Blues und Gospel – und jubelt und seine einstigen Gassenhauer als Klassiker unter. Bringt dazu Coverversionen wie John Lee Hookers «Burn in Hell», oder greift mit «Soul of a Man» von Solomon Burke auf die Wurzeln zurück. Dabei wird er unterstützt von einer Band, die sich offenbar auf Altbewährtes besinnt und sich allen neuen Musik-Mödeli verwehrte. Hits wie «It’s Not Usual» und «Sex Bomb» bringt er im Unplugged-Stil dar, das sie so archetypisch wirken wie Louis Armstrongs «It’s a Wonderful World», dass er voller Leidenschaft rüberbringt.
Tom Jones betört die Fans
79 Jahre und kein bisschen greise: Nur die weiss gewordene Haarpracht zeigt an, dass Tiger Tom in die Jahre gekommen ist – auch viel jüngere Fans mag er nach wie vor zu betören. Wenn halt heute nicht mehr ganz so viele Damenslips wie in seinen saftigsten Tagen auf die Bühne fliegen. Mit seiner glasklaren Stimme, an der sich Grönemeyer mal ein Vorbild nehmen könnte, und einer präzis durchdramatisierten Gestik zeigt sich der routinierte Entertainer. Keine Spur von Müdigkeit, auch beim obligaten Prince-Cover «Kiss» nach über 100 Minuten nicht. Sir Thomas, der nach Adelung durch Queen Elisabeth II. so angesprochen werden soll, hat noch lange nicht fertig, wie er zu später Stunde froh gelaunt verkündet: «Einmal mehr hat mit Montreux Spass gemacht – und wenn ich nochmal kommen soll, lasst es mich einfach wissen!»