«Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin (56) ist heute «Talk am Grill»-Gastgeber
«Es ist authentischer als im Studio»

In der SRF-Sommerserie «Talk am Grill» ist heute «Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin Gastgeber und empfängt seine prominente Runde in Bern. «Reizvoll ist die Natürlichkeit der Situation. Während des Grillierens und Essens ergeben sich Gespräche wie automatisch.»
Publiziert: 07.07.2019 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2019 um 07:29 Uhr
Peter Padrutt/Jean-Claude Galli

«Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin (56) lädt heute Abend in Bern zum «Talk am Grill» (SRF 1, 21 Uhr). Seine Gäste auf einer Wiese an der Aare direkt unterhalb des Bundeshauses sind die Moderatorin Andrea Jansen (39), der Werber Peter Brönnimann (53) und Mujinga Kambundji (27), die schnellste Frau der Schweiz.

Herr Fischlin, was mögen Sie lieber: Bratwurst/Cervelat oder ein teures Filetstück? Oder eher Fisch? Oder sind Sie Vegetarier? Und wie stehen Sie zu Fleischersatzprodukten? Schon mal einen dieser jetzt völlig im Trend liegenden Beyond-Meat-Burger getestet? 
Franz Fischlin: Nein, getestet noch nie, würde ich aber gern. Ich esse Fleisch, Fisch, Gemüse und auch Käse vom Grill. Eigentlich alles. Aber bei mir gilt: Freunde und Familie um den Tisch – alles andere ist Beilage.

Warum glauben Sie, dass in den meisten Haushaltungen Männer den Grill bedienen? Schlägt hier der Höhlenbewohner durch? Und der Hang der Männer zum Archaischen?
Seit uns Männern das Jagen abgeht, bleibt uns zumindest noch die Zubereitung des Fleisches. Nein, Spass beiseite: Bei uns in der Nachbarschaft wird ziemlich ausgeglichen grilliert. Die Frauen haben den Grill längst erobert. 

Franz Fischlin (r.) mit seinen drei Gästen Andrea Jansen, Peter Brönnimann und Mujinga Kambundji (v. l.) auf einer Aarewiese direkt unterhalb des Bundeshaus. Bloss das Wetter spielte nicht mit, wie die Regenschirme beweisen.
Foto: SRF
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Die Sendung ist ja schon aufgezeichnet. Was macht den Reiz aus, seine Gäste an einer Feuerstelle zu interviewen?
Reizvoll ist die Natürlichkeit der Situation. Während des Grillierens und nachher während des Essens ergeben sich Gespräche wie automatisch.
 
Und der Rauch beisst nicht in den Augen?
Nein, zu Tränen rührte höchstens die eine oder andere persönliche Geschichte. 

Spricht man am Lagerfeuer eher aus dem Nähkästchen als in einem nüchternen TV-Studio?
Ja, das glaube ich schon. Die Situation ist persönlicher und authentischer als in einem Studio. Dort kann man Kameras und Scheinwerfer nie ganz ausblenden.

Der News-Mann

Franz Fischlin wurde am 3. November 1962 in Bern geboren. Nach einer Ausbildung zum Fotografen und einem Journalistik-Studium in Freiburg kam er im Jahr 2000 zum Schweizer Fernsehen. Zuerst am Mittag zu sehen, übernahm Fischlin 2004 als Nachfolger von Charles Clerc die Hauptausgabe. Der News-Mann ist mit «10 vor 10»-Moderatorin Susanne Wille (45) verheiratet, die beiden haben eine Tochter und zwei Söhne. Zwei Töchter stammen aus einer früheren Ehe.

Franz Fischlin wurde am 3. November 1962 in Bern geboren. Nach einer Ausbildung zum Fotografen und einem Journalistik-Studium in Freiburg kam er im Jahr 2000 zum Schweizer Fernsehen. Zuerst am Mittag zu sehen, übernahm Fischlin 2004 als Nachfolger von Charles Clerc die Hauptausgabe. Der News-Mann ist mit «10 vor 10»-Moderatorin Susanne Wille (45) verheiratet, die beiden haben eine Tochter und zwei Söhne. Zwei Töchter stammen aus einer früheren Ehe.

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Wie wird die Sendung eigentlich aufgezeichnet? Haben Sie bei der Auswahl der Grillstellen ein Wörtchen mitgesprochen – wo drehten Sie genau?
Wir drehten auf meinen Wunsch hin in Bern, wo ich viele Jahre lang gelebt und gearbeitet habe. Bern ist mir immer noch sehr nah, eine Art Heimat. Wir grillierten in der Nähe des schweizweit bekannten Marzilibades. Mit Blick auf das Bundeshaus und gleich neben der Aare. Also Natur und städtische Umgebung in einem.

In welchem Turnus wurden die Sendungen aufgezeichnet?
Wir haben die beiden Sendungen, in denen ich Gast und dann Gastgeber war innerhalb von einer Woche aufgezeichnet.

Konnten Sie Ihre Gäste selber auswählen? Wen haben Sie warum eingeladen?
Gesetzt war Andrea Jansen, welche die nächste Gastgeberin ist. Ich habe mir Mujinga Kambundji und Peter Brönnimann gewünscht. Peter ist ein herausragender, innovativer Werber und seit dem gemeinsamen Journalistik-Studium in Freiburg ein sehr guter Freund. Mujinga kannte ich vor unserem Treffen nicht. Ich wollte sie dabeihaben, weil sie als Spitzensportlern nicht nur durch Leistung auffällt, sondern auch als Persönlichkeit durch ihre positive und kommunikative Art. Beide, Mujinga und Peter, sagten übrigens auf Anhieb zu. Was mich sehr freute. Und wir alle vier haben einen direkten Bezug zu Bern. Drei Exilberner sozusagen und eine «richtige Bernerin» (Mujinga).

Sie haben ja Erfahrung als Talkmaster – auch als Präsentator des «Medienclubs». Würden Sie gerne eine regelmässige Sendung wie «Anne Will» oder «Maischberger» moderieren?
Die Kombination «Tagesschau»-Moderation und die Leitung des «Medienclubs» ist in meinen Augen ideal. Aber wenn ein Angebot käme, dann würde ich mir das natürlich überlegen (schmunzelt).

Ihre Frau moderiert «10 vor 10». Sie steckt auch in den Vorbereitungen für den Newsroom, der im November starten soll. Sehen Sie sich überhaupt noch?
Unsere Agenden sind effektiv voll im Moment. Aber meine Frau ist mir zu wichtig, als dass ich sie nicht mehr sehen würde (lacht).

Sie gehören zu einer Spezies von Moderatoren, die dank guter Lagerung immer besser wird. Ist es ein Vorteil, wenn man als News Anchor älter wird?
Oh, herzlichen Dank für das Kompliment! Das Älterwerden hat sicher den Vorteil, dass man live schon viele stressige Situationen erlebt und überlebt hat und dadurch insgesamt gelassener wird.

In den Nachrufen auf ARD-«Tagesschau»-Präsentator Wilhelm Wieben (1935–2019) wurde oft seine souveräne Distanz zu den News gelobt. Er hat sich nie wichtig gemacht oder überschätzt. Ist das auch Ihre Einstellung, wie man Nachrichten rüberbringen soll?

Ich sehe mich effektiv als Vermittler und Dienstleister. Auch wenn ich durch die Sendung führe, sind die Beiträge in der «Tagesschau», oder die Gäste im «Medienclub» wichtiger als ich. 

Glauben Sie, dass Sie die «Tagesschau» bis zur Pensionierung moderieren werden?
Das weiss ich noch nicht. Im Moment macht es mir noch grossen Spass. Aber schau'n mer mal.

Im Rahmen des Newsrooms kommt die «Tagesschau» in neuem Look daher. Können Sie uns etwas verraten, was wir sehen werden?
Wir werden News sehen. Ohne Schnörkel. Das neue «Tagesschau»-Studio kommt funktional und schlicht rüber. Es wird bewusst auf irgendwelche Spielereien verzichtet. Der Inhalt soll im Zentrum sein.

Sie werden im Herbst die Wahl-Sendung moderieren. Wird sie bereits aus dem neuen Newsroom kommen? (Was wird besonders dabei?)
Nein, die Wahlsendung kommt noch aus dem alten Studio. (Anmerkung: Wer die «Tagesschau» moderiert, ist noch offen. Die grosse zwölfstündige Sendung wird von Susanne moderiert).
 
Ihr Engagement für Qualitätsjournalismus ist gross. Wo sehen Sie dringenden Nachholbedarf?
Handlungsbedarf sehe ich bei den Mitteln. Guter Journalismus kostet. Und je mehr bei den Privaten die Werbeeinnahmen einbrechen und je weniger Leute bereit sind, für journalistische Inhalte zu bezahlen, desto grösser ist die Gefahr, dass auf aufwendige Recherchen verzichtet werden muss. Journalismus ist die Lebensversicherung der Demokratie, hat Medienministerin Simonetta Sommaruga kürzlich gesagt. Das kann ich nur unterschreiben.

Wenn am Wochenende schönes Wetter ist – schaut man dann die «Tagesschau» oder wird grilliert?
Bei schönem Wetter schalten tendenziell weniger Leute ein. Das stimmt. Ob sie grillieren, das ist eine andere Frage. Aber wir sind generell sehr zufrieden mit der Einschaltquote. Seit Anfang Jahr haben sich im Schnitt Abend für Abend über 650'000 Personen um 19.30 Uhr die «Tagesschau» angeschaut.

Was machen eigentlich Ihre Kinder? Schauen Sie sich den Papa an, wenn er am TV kommt?
Die Kinder schauen ab und zu die «Tagesschau». Aber nicht wegen Papa. Sie interessieren sich für die Welt. Übrigens immer mehr. Und lesen auch Zeitung. Ohne Druck der Eltern (lacht). Was mich natürlich freut.

Sind Ihre Buben eigentlich auch mal kritisch mit Ihnen?
Absolut. Sie reagieren vor allem dann, wenn sie etwas nicht verstehen. Auch weil es zu kompliziert formuliert ist. Diesen Kritikpunkt finde ich übrigens sehr wichtig. Ich denke, Verständlichkeit sollte für uns, die News vermitteln, immer im Zentrum stehen.

Zurück zum Brutzeln. Sind Sie eigentlich ein begeisterter Hobbygrillierer? Grillieren Sie mit Holzkohle oder mit einem Gasmodell? 
Ich habe früher mit Kohle gegrillt, nun bin ich auf Gas umgestiegen.

Welche Getränke passen Ihrer Meinung nach am besten zu den von Ihnen geschätzten Grilladen?
Eigentlich alles. Von Wasser bis Wein. Genau so wichtig ist aber auch die passende Musik.

Was gelingt Ihnen am besten, bei welchen Grilladen müssen Sie noch üben?
Ich bin definitiv kein Profi, bin einfach froh, wenn es geniessbar ist. Zudem: Bei uns ist die Tischrunde immer sehr gross. Da kann ich keinen Gault-Millau-Anspruch haben. Das Timing muss stimmen. 

Worauf dürfen wir uns freuen? Grillen Sie jemanden von Ihren Gästen?
Meine Gäste mussten nicht «gegrillt» werden, sie haben meine Fragen alle beantwortet.

Also charmant und zurückhaltend wie immer, Herr Fischlin?
Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand ausweicht und von meinen Fragen abzulenken versucht, dann kann ich meinen Charme durchaus auch auf die Seite tun (lacht).

Feuer machen auf dem Grill ist das eine. Wissen Sie auch, wie man es wieder löscht?
Ja klar. Und beim Gas ist das noch einfacher. Einen Brand habe ich also noch nie gelegt.

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