«Ich feiere das Album erst am Freitag»
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Rapper Stress zu MTV Unplugged:«Ich feiere das Album erst am Freitag»

Stress liefert erstes frankophones «MTV Unplugged»
«Frank Sinatra war ein Vorbild für meine Show»

Nirvana, Mariah Carey, Herbert Grönemeyer – und jetzt auch Stress. Der Schweizer Rapper feiert am Freitag Premiere mit den akustischen Versionen seiner Hits. Und zelebriert damit auch 20 Jahre Musikerdasein.
Publiziert: 09.11.2023 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2023 um 07:28 Uhr
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Michel ImhofTeamlead People

Vor einem Jahr feierten Patent Ochsner als erster Schweizer Act einen riesigen Erfolg mit ihrem «MTV Unplugged»-Album, jetzt doppelt Rapper Stress (46) nach und bringt das erste französischsprachige Album im Rahmen der legendären Veranstaltungsreihe heraus. Gedreht wurde an zwei Abenden im Zürcher Schiffbau, am Freitagabend feiert der Auftritt im Fernsehen (20.10 Uhr, SRF zwei) Premiere. Für die Produktion des Konzerts, das gleichzeitig auch eine Feier seiner 20-jährigen Karriere war, liess sich der Musiker viele Dinge einfallen.

Blick: In den Aufnahmen tragen Sie alle Weiss. Ist Ihnen das nicht zu spirituell oder religiös?
Stress: Hören Sie auf! (lacht) Zehn Minuten vor Konzertbeginn kam mein Produktionsleiter zu mir und sagte: «Jemand meinte, es sehe im Saal aus wie in einer Sekte.» Da wurde ich nervös, an diesen Aspekt habe ich gar nicht gedacht. 

Sondern?
Wir wollten ein ungewöhnliches Bühnenbild und haben viele Optionen durchgedacht. So haben wir die Menge darin integriert und für das Lichtkonzept miteinbezogen. Wenn wir alle Rot anleuchten, sind alle Rot. Wenn jemand Schwarz trägt, dominiert noch immer Schwarz. Also setzten wir auf weisse Kleidung.

Stress liess sich für sein «MTV Unplugged» von Frank Sinatra inspirieren.
Foto: Nicole Rötheli
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«MTV Unplugged» ist eine riesige Kiste. Wie lange haben Sie überlegt, dieses Projekt zu machen?
Ich habe zu meinem 20-Jahr-Jubiläum ein Projekt gesucht, das mich herausfordert, und als die Idee aufploppte, war ich begeistert. Ich bin geprägt von den Ausgaben von Jay-Z und Nirvana, also dachte ich, das könnte für mich auch ein legendärer Abend werden.

Persönlich: Stress

Stress, mit bürgerlichem Namen Andres Andrekson, kam 1977 in der estnischen Hauptstadt Tallinn zur Welt. Mit zwölf Jahren zog er nach Lausanne VD. Er studierte Wirtschaft, wurde dann unter dem Namen Stress als Rapper bekannt. Er war Jurymitglied der Castingshow «The Voice of Switzerland», spielte auch in mehreren Filmen mit. Von 2008 bis 2012 war er mit Ex-Miss-Schweiz Melanie Winiger (43) verheiratet, von 2012 bis 2021 mit Model Ronja Furrer (30) liiert. Heute ist er vergeben, hält sich über sein Liebesleben aber bedeckt.

Stress heisst bürgerlich Andreas Andrekson.
Yungeye

Stress, mit bürgerlichem Namen Andres Andrekson, kam 1977 in der estnischen Hauptstadt Tallinn zur Welt. Mit zwölf Jahren zog er nach Lausanne VD. Er studierte Wirtschaft, wurde dann unter dem Namen Stress als Rapper bekannt. Er war Jurymitglied der Castingshow «The Voice of Switzerland», spielte auch in mehreren Filmen mit. Von 2008 bis 2012 war er mit Ex-Miss-Schweiz Melanie Winiger (43) verheiratet, von 2012 bis 2021 mit Model Ronja Furrer (30) liiert. Heute ist er vergeben, hält sich über sein Liebesleben aber bedeckt.

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Gab es auch Zweifel?
Ich hatte grossen Respekt. Erstens fragte ich mich, ob sich meine Musik für akustische Versionen eignet. Eine zweite, wichtige Komponente ist aber auch die Finanzierung. MTV gibt den Künstlern nicht einfach Geld, Künstler müssen das alles auch bezahlen können: das Konzert, die Fernsehproduktion, die Dokumentation und so weiter. Und als klar war, dass es finanziell aufgeht, haben wir uns im Team zum zweiten Mal richtig gefreut.

Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Genaue Zahlen kann ich nicht nennen. Aber es ist ein ordentlicher Batzen. 

Das Konzert ist eine Retrospektive ihres Schaffens. Unter anderem ist mit «On a qu'une terre» ein Hit darunter, mit dem sie 2006 auf den Klimawandel aufmerksam machten. Stimmt Sie das hässig, dass heute das Thema noch aktueller geworden ist?
Hässig nicht, aber enttäuscht. Trotzdem habe ich auch eine Freude: Vor drei Jahren war ich an einer Klimademo in Zürich. Da waren so viele Menschen, die sich für unsere Welt eingesetzt haben. Und das macht mir Mut.

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Sie gehen also auch an Demos? Viele Künstler scheuen sich ja, politische Botschaften zu vermitteln.
Dass ich immer sage, was ich denke, ist Teil meiner Identität. Ich bin in der damaligen Sowjetunion, im heutigen Estland, aufgewachsen. Dort konnte man nie sagen, was man denkt. Heute ist es mir umso wichtiger, dass ich meine Plattform für Themen nutze, die mir am Herzen liegen. 

Eine starke Botschaft vermittelten sie auch, als sie vor vier Jahren zum ersten Mal offen über Ihren Kampf mit Depressionen sprachen. Wie geht es Ihnen heute?
Sehr gut. Ich bin an einem positiven Ort in meinem Leben und habe Wege gefunden, mit meiner Vergangenheit konstruktiv umzugehen und Schwierigkeiten einfacher zu bewältigen. Wichtig ist mir aber auch, zu erwähnen, mir bewusst zu sein, dass ich auch wieder in ein Loch fallen kann. Die mentale Gesundheit ist eine der grössten Herausforderung unserer heutigen Gesellschaft. 

Sie ist weiterhin für viele ein Tabu-Thema.
Und das führt zu vielen Missverständnissen. Wenn jemand an einem Tisch sagt, er sei gestern in der Therapie gewesen, folgen unbequeme Momente. Dabei sind wir nur Menschen und sollten uns dafür nicht schämen. Oftmals weiss man nicht, was im Gegenüber wirklich vor sich geht. Wenn man sich mehr damit beschäftigt, werden wir offener. 

Mit Stefanie Heinzmann hatten Sie einen solch offenen Austausch.
Mit ihr pflege ich eine tiefe Freundschaft. Ich kenne sie seit ihrem Karrierebeginn vor zehn Jahren, bei «The Voice of Switzerland» sind wir zusammengewachsen. Und an einem sehr schweren Punkt meiner Depression war sie für mich das Licht am Ende des Tunnels. Sie sagte mir: «Hey, du bist viel zu hart zu dir. Du musst lieb mit dir sein.» Sie hat mir die Last von den Schultern genommen und mich aus dem Dunkel gelotst.

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Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?
Gesundheit und Geduld. Wenn man beides hat, kann man alles erreichen.

Sie sind also ungeduldig?
Mein Künstlername Stress kommt nicht von ungefähr. Es wird besser mit dem Alter, aber Warten finde ich trotzdem nichts Lässiges. 

Jetzt haben Sie «MTV Unplugged» abgeschlossen. Was kommt als Nächstes? Ein Swing-Album im Stil von Robbie Williams?
Lustig, dass Sie das fragen! Swing wäre wohl etwas übertrieben für mich, obwohl ich ein grosser Fan von Frank Sinatra bin. Er war auch bei «MTV Unplugged» eine Inspiration. Unplugged ist häufig etwas trist. Plötzlich haben Rockbands nur Akustik-Gitarre in der Hand, sitzen dort und sehen deprimiert aus. Sinatras Musik war aber auch unplugged total festlich. Damit war er ein Vorbild für meine Show. 

Stress' «MTV Unplugged»-Album ist ab Freitag, 10. November 2023, erhältlich. Vom 9. März bis 27. April 2024 geht er mit dem Werk auf Tournee durch die Schweiz. Tickets gibts bei Ticketcorner. 

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