Schlangenfrau Nina Burri fährt für Charity-Projekt durch Äthiopien
«Die Menschen strahlen Stolz, Schönheit und Würde aus»

Schlangenfrau Nina Burri ist für ein karitatives Projekt mehr als 8000 Kilometer weit gereist, um in Äthiopien vor Ort zu helfen. Was sie da erlebte, hat sie fasziniert und schockiert.
Publiziert: 20.11.2019 um 23:10 Uhr
Flavia Schlittler

Es gilt als anstrengendstes Charity-Projekt der Schweiz und findet im mehr als 8000 Kilometer entfernten Äthiopien statt. Die prominenten Botschafter, SBB-CEO Andreas Meyer (58), Globetrotter-Chef André Lüthi (58) und der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (57), radeln mit einer Gruppe 1600 Kilometer durch den Binnenstaat im Nordosten Afrikas. Mit dem kühnen Ziel, eine Million Franken für die Stiftung Schweizer Chirurgen in Äthiopien zusammenzubringen.

Kopf des Charity-Projekts «Go Star» ist Chirurgie-Chefarzt Jörg «Pele» Peltzer (54). Vor der Reise, die Anfang Monat startete, sagte SBB-Chef Meyer zu BLICK: «Dieses Projekt ist eine perfekte Möglichkeit, um Menschen, denen es schlecht geht, zu helfen. Für 30 Franken das Bein eines kleinen Kindes vor der Amputation zu retten, ist ein schöner Ansporn.»

Mit dabei war auch Schlangenfrau Nina Burri (42). Bevor sie, wie auch die anderen Teilnehmer, abfliegen konnte, musste sie mindestens 20'000 Franken an Spenden einnehmen. Sie hat es gleich auf 25'000 Franken gebracht.

Schlangenfrau Nina Burri mit den äthiopischen Mädchen Denayt (l.) und Samrawit.
Foto: Zvg
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Ihre Eindrücke vor Ort schildert sie wie folgt: «Ich hatte eine einseitige Vorstellung von Äthiopien und dachte, die Erde sei ausgetrocknet. Da lag ich völlig falsch». Die Tour habe sie durch fruchtbare Landschaften geführt. Am meisten beeindruckt hätten sie aber die Menschen. «Egal, wie wenig sie haben, sie strahlen Stolz, Schönheit und Würde aus. Und sie lassen sich äusserlich nicht gehen, wie man dies bei solch einer Armut vermuten würde.» Schockiert haben sie hingegen die hygienischen Zustände und die schlechte, medizinische Versorgung, vor allem bei Verletzungen.

Ein Spital ist für 20 Millionen Menschen zuständig

Vor Ort sind Schweizer Ärzte, die ihr Wissen den Chirurgen vor Ort weitergeben. «Ein Besserwisser, der einfach Geld ablädt und dann wieder wegfährt, hat dort nichts verloren.» Mit Behutsamkeit und Respekt erreiche man am meisten. Auch wenn es oft ein Rennen gegen die Zeit sei. Denn viele Menschen kämen in das Spital von Jimma, «mit ihren Verletzungen und halb verhungert und müssen dann doch manchmal tagelang warten, bis sie aufgenommen werden können», so Burri.

«Die Stiftung gibt täglich alles, um Verbesserungen zu erreichen. Neubauten zu schaffen und Geräte sowie Prothesen zu bekommen. Es scheint wie ein Fass ohne Boden, und doch ist jede einzelne Hilfeleistung, jeder Franken so wichtig.» Das Spital ist für unfassbare rund 20 Millionen Menschen zuständig. «Chirurgie wird hier vernachlässigt. Es braucht Hightech, Implantate und vor allem Hygiene», so Jörg Peltzer.

Müdigkeit, Stürze, Verzweiflung

Der Anblick dieses gesundheitlichen Elends hat die Berner Kontorsionistin schockiert. «Ich bin froh, dass wir mit dieser Velotour etwas verändern können. Hier zählt nicht mehr, ob dein Nebenmann ein CEO oder ein Spitzensportler ist. Wir sind gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Durch Müdigkeit, Stürze und Verzweiflung. Weil es oft sehr anstrengend war und man irgendwann an den Anschlag kommt.» In der Gruppe hätten sie sich unterstützt. «Und damit auch ein Zeichen gesetzt, dass man gemeinsam etwas erreichen kann.»

Nina Burri ist vor wenigen Tagen zurückgekehrt, um viele Erfahrungen reicher. «Wer ist sich schon gewohnt, Männer zu sehen, die Tierblut trinken, Gedärme roh verspeisen und mit Speeren um eine Frau kämpfen? Es kam mir vor wie in einem Film.» Und doch ist es die Realität. Der Stolz der Menschen in Äthiopien, ihre Kultur, auch ihre Armut und ihre Verletzungen. «Was ich gesehen habe, hat mich schockiert und gleichzeitig auch sehr berührt.»

Bisher kamen 800'000 Franken an Spenden zusammen. Bis Ende Jahr soll das Ziel der Million erreicht werden.

Geld pro gefahrenem Bike-Kilometer

«Go Star»-Stiftungspräsident und Chefchirurg Jörg Peltzer (54) organisierte 2012 die erste Bike-Tour durch Äthiopien. Das ambitionierte Charity-Ziel neben der sportlichen Herausforderung: Jeder Teilnehmer bringt je 20'000 Franken an Spendengeldern zusammen, indem er Sponsoren für die in Afrika gefahrenen Bike-Kilometer findet. Die entsprechende Summe wird ins Spital in Jimma investiert, insbesondere in die dortige unfallchirurgische Abteilung. Diesen November fand die dritte Charity-Tour statt.

«Go Star»-Stiftungspräsident und Chefchirurg Jörg Peltzer (54) organisierte 2012 die erste Bike-Tour durch Äthiopien. Das ambitionierte Charity-Ziel neben der sportlichen Herausforderung: Jeder Teilnehmer bringt je 20'000 Franken an Spendengeldern zusammen, indem er Sponsoren für die in Afrika gefahrenen Bike-Kilometer findet. Die entsprechende Summe wird ins Spital in Jimma investiert, insbesondere in die dortige unfallchirurgische Abteilung. Diesen November fand die dritte Charity-Tour statt.

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