Produzent Marc Mounier ist mit Kurzfilm «Please Hold» nominiert
Schweizer Hoffnung im Oscar-Rennen

Nach einem Studium an der HSG St. Gallen hat sich der gebürtige Aargauer Marc Mounier seinen Traum in Hollywood verwirklicht. Mit der US-Produktion «Please Hold» geht er nun in der Kurzfilm-Kategorie ins Oscar-Rennen. Blick hat mit ihm kurz vor der Galanacht gesprochen.
Publiziert: 27.03.2022 um 21:12 Uhr
|
Aktualisiert: 28.03.2022 um 07:52 Uhr
Jean-Claude Galli

Der gebürtige Aargauer Marc Mounier (33) ist Manager und Produzent bei Management 360 in Los Angeles, einer der führenden Künstleragenturen in Hollywood, und mit der US-Produktion «Please Hold» als «Bester Kurzfilm» für einen Oscar nominiert, in derselben Kategorie wie die Schweizer Produktion «Ala Kachuu» der Zürcher Regisseurin Maria Brendle (38). Die Gala beginnt in der Nacht auf Montag um 02 Uhr Schweizer Zeit.

Blick: Ihre erste Reaktion, als Sie von der Nominierung erfahren haben?
Marc
Mounier: Ich bin fast aus dem Bett gefallen, die Nominierungen waren um 5 Uhr morgens. Als erstes habe ich natürlich meine Klientin KD Davila, Co-Autorin und Regisseurin des Filmes, angerufen. Mein zweiter Funk war dann via WhatsApp an meine Eltern, die gerade beim Grosi in Luzern zu Besuch waren.

Was bedeutet Ihnen die Nominierung?
Es facht die Leidenschaft an und motiviert mich, meinen Weg weiterzuverfolgen. Als ich nach meinem HSG-Abschluss den Sprung ins Ungewisse nach Los Angeles gewagt habe, um dort quasi nochmals von vorne anzufangen und Film zu studieren, schauten mich viele fragend an. Der Leistungsdruck, die Unsicherheit, und die Selbstzweifel, die alle Kunstschaffenden kennen, sind sehr herausfordernd. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Kurzfilm am Sundance Film Festival, und jetzt geht es an die Oscars. Ich versuche, bescheiden zu bleiben, und sehe diese tollen Momente als Meilensteine, die mir anzeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin und meinem kreativen Instinkt vertrauen kann.

Produzent Marc Mounier kurz vor der Oscar-Nacht.
Foto: zVg
1/7

Hat sich der Stellenwert der Oscars in den letzten Jahren verändert?
Alles wird anders. Aber die Oscars bleiben vorläufig der wichtigste Filmpreis der Welt. Es besteht nach wie vor ein grosses Interesse an der Kuration der besten Filme. Gerade in einem Zeitalter, in dem immer mehr Content den Markt flutet. Nur die Art, wie sich das Publikum darüber informiert, hat sich geändert. Die Zuschauer langweilen sich bei einer dreistündigen Sendung mit höchstens 20 Minuten Entertainment. Wer heute Stars sehen will, folgt ihnen auf Instagram. Wer wissen will, wer gewonnen hat, schaut sich die Highlights an. Oder verfolgt das Ganze auf Twitter.

Was halten Sie von den Diversity-Quoten der Academy?
Harte Quoten halte ich für schwierig. Aber der Ansatz ist richtig, dass man aktiv versucht, untervertretene Perspektiven und Stimmen ins Boot zu holen. Es gibt keine zehn Frauen, die bei einem Film über 100 Millionen Budget Regie geführt haben. Es gibt auch keinen Grund, weshalb der beste Film des Jahres aus Amerika kommen muss, wie wir 2020 mit «Parasite» gesehen haben. Der Sieg eines koreanischen Films hat direkt mit der Diversifikation der Academy zu tun. Es ist ja auch im Interesse des Publikums, ein möglichst vielfältiges Angebot zu haben, und damit auch die unglaubliche Vielfalt unserer Kulturen rund um die Welt für Generationen nach uns einzufangen und abzubilden.

Wieso trifft Ihr Film offensichtlich einen Nerv?
Der Film ist eine schwarze Komödie, die fragt, inwiefern wir unsere Menschlichkeit zugunsten der Automatisierung aufgeben wollen. Selbstfahrende Autos sind nur noch eine Frage der Zeit. Das Menschliche rückt in den Hintergrund. «Please Hold», was man auf Deutsch etwa mit «Bitte bleiben Sie am Apparat» übersetzen würde, spielt in einer vollautomatisierten Zukunft. So effizient und bequem das klingen mag, vielen Menschen macht das Angst. Und wir sprechen diese Sorgen im Film auf unterhaltende Weise an.

Sind Sie an der Gala vor Ort?
Ja, ich nehme an der Verleihung teil, zusammen mit Regisseurin KD Davila, Co-Autor Levin Menekse, und Co-Produzent Diego Najera. Und Champagner kaltstellen werde ich so oder so – ob zum Trost oder zum Feiern, sehen wir dann.

Von der HSG nach Hollywood

Marc Mounier (33) ist in Magden im Fricktal aufgewachsen und besuchte das Gymnasium in Muttenz BL, wo er als Matura-Arbeit einen Lehr-Film zum Thema Herzinfarkt drehte. Danach begann er ein Wirtschaftsstudium an der HSG und arbeitete nebenbei für MTV Networks Schweiz und SRF. Mit 25 gelang ihm im zweiten Anlauf der Eintritt in die Filmschule USC in Los Angeles. Im Praktikum bei der bekannten Produzentin Stacey Sher (59) war er an der Entwicklung der Emmy-nominierten Serie «Mrs. America» mit Cate Blanchett (52) beteiligt.

Marc Mounier (33) ist in Magden im Fricktal aufgewachsen und besuchte das Gymnasium in Muttenz BL, wo er als Matura-Arbeit einen Lehr-Film zum Thema Herzinfarkt drehte. Danach begann er ein Wirtschaftsstudium an der HSG und arbeitete nebenbei für MTV Networks Schweiz und SRF. Mit 25 gelang ihm im zweiten Anlauf der Eintritt in die Filmschule USC in Los Angeles. Im Praktikum bei der bekannten Produzentin Stacey Sher (59) war er an der Entwicklung der Emmy-nominierten Serie «Mrs. America» mit Cate Blanchett (52) beteiligt.

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?