Pink Cross erklärt Familiengründung durch Leihmutterschaft
Das kommt auf SRF-Moderator Olivier Borer zu

SRF-Moderator Olivier Borer gründet mit seinem Mann eine Familie. Durch eine Leihmutterschaft in den USA kommen die beiden zu ihrem Kind. Das ist mit vielen Hindernissen verbunden.
Publiziert: 08.09.2022 um 00:11 Uhr
SRF-Sportmoderator Olivier Borer wird Ende des Jahres Vater.
Foto: SRF
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Michel Imhof

Olivier Borer (40) wird Papi! Der SRF-Moderator und sein Mann erfüllen sich mittels einer amerikanischen Leihmutter seinen Kinderwunsch. «Ich werde Vater. Jedes Mal, wenn ich das ausspreche, wird es realer und emotionaler.», sagt er im Gespräch mit dem Zürich Pride Podcast. Doch ganz so einfach war der Weg bis dahin nicht, erklärt er weiter. «Wir haben uns hinterfragt: Schaffen wir das finanziell? Schaffen wir das emotional? Es war definitiv eine Prüfung für uns als Paar, aber wir sind uns jetzt noch näher.»

Dass der Weg zur Familiengründung für homosexuelle Männer schwierig ist, bestätigt Roman Heggli (31), Geschäftsleiter des Dachverbands der schwulen Männer Pink Cross. «Zum einen können sich eine Leihmutterschaft in den USA oder Kanada nur wenige leisten. Man spricht von Kosten von über 100'000 Franken», sagt er. «Zum anderen gibt es noch viele rechtliche Hindernisse. Beispielsweise ist ein Elternteil zu Beginn über ein Jahr nicht rechtlich anerkannt.»

Wenige Alternativen zur Familiengründung für Schwulenpaare

Alternativen für die Familiengründung gibt es nur wenige. Heggli nennt beispielsweise die Adoption, die nun durch die Ehe für alle möglich geworden ist, und eine Patchwork-Familie mit einem Lesbenpaar. Allerdings gibt es auch hier Hindernisse. «Das ist im Gesetz momentan nicht schlau geregelt: Rechtlich ist nur der leibliche Vater und die leibliche Mutter anerkannt. Ihre Partner und Partnerin nicht. Sollte sich ein Paar trennen, steht ein Teil ohne Grundlage da.»

Besonders für homosexuelle Paare ist eine Familiengründung durch Leihmutterschaft sehr kostspielig. «Diese ist nur in den USA und Kanada für homosexuelle Paare legal», so Heggli. Heterosexuelle würden auch oft auf osteuropäische Länder ausweichen. «Dort ist es günstiger. Allerdings sind dort die Rechte für die Leihmütter wesentlich weniger gut geregelt und sie erhalten keinen angemessenen Lohn.»

10 bis 20 Männerpaare kommen hierzulande pro Jahr durch Leihmutterschaft zum Kind, schätzt Heggli

Heggli schätzt, dass rund 10 bis 20 Männer-Paare in der Schweiz pro Jahr durch Leihmutterschaft eine Familie gründen. Danach seien sie – im Gegensatz zu heterosexuellen Paaren – exponiert. «Bei schwulen Paaren ist es offensichtlich, dass sie nicht durch natürliche Fortpflanzung zum Kind gekommen sind. Heterosexuelle Paare müssen sich nicht rechtfertigen, auch wenn sie per Leihmutterschaft zum Kind gekommen sind.»

Zu guter Letzt prangert Heggli die rechtliche Lage für den zweiten Elternteil, der nicht der leibliche Vater des Kindes ist, an. «Ein Jahr lang muss man nach Geburt warten, bis das Baby per Stiefkindadoption anerkannt wird», sagt er. «Dabei muss man viele Dokumente ausfüllen, intime Fragen beantworten, und die Kesb kommt vorbei. Wir arbeiten daran, dass dieser Vorgang vereinfacht wird.»

Trotz all dem Aufwand: Olivier Borer freut sich auf seine Zeit als Vater. «Es wird kompliziert, aber darauf sind wir vorbereitet», sagt er. «Für mich ist es immer noch surreal, weil ein so grosser Herzenswunsch in Erfüllung geht.»


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