Peter Reber zieht vor dem 75. Geburtstag grosse Lebensbilanz
«Jede Stunde ist ein Geschenk»

Am 28. April feiert der legendäre Berner Musiker seinen 75. Geburtstag. Im Interview spricht der Hit-Schreiber über seine grosse Liebe, das Älterwerden, seinen Segeltrip – und über seine Tournee im Herbst.
Publiziert: 21.04.2024 um 11:15 Uhr
Irene Lustenberger, GlücksPost
Glückspost

Als der Zug in Wengen BE einfährt, warten Peter (74) und Livia Reber (65) bereits auf einem Bänkli am Bahnhof. Gut gelaunt und Händchen haltend kommen uns die beiden entgegen. Seit rund 25 Jahren besitzen der Musiker und seine Frau im autofreien Dorf im Berner Oberland ein Ferienchalet. Von dessen Balkon bietet sich ein fantastischer Blick auf die Jungfrau, das Lauberhorn und das Breithorn.

GlücksPost: Peter Reber, Sie haben uns nach Wengen eingeladen. Welchen Bezug haben Sie zu diesem Ort?
Peter Reber:
Ich war bereits als Bub mit meinen Eltern hier in den Ferien. Ich hatte Asthma, und die Höhenluft tat mir gut. Hier habe ich auch Skifahren gelernt. Im Jahr 2000 konnten Livia und ich dann ein Chalet kaufen. Seither ist es mein Refugium. Hier bin ich weg von der geschäftigen Welt und kann kreativ sein. Alle Lieder, die ich seit 2000 geschrieben habe, sind hier in Wengen entstanden. Die Berge kommen mir manchmal vor wie erstarrte Wellen und geben mir deshalb das Gefühl, ich sei auf dem Meer.

Vermissen Sie denn das Meer?
Manchmal schon. Vor allem die Weite und die Faszination, was wohl hinter dem Horizont auf einen wartet.

Peter Reber wird am 28. April 75 Jahre alt.
Foto: Thomas Meier
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Werden Sie Ihren 75. Geburtstag am 28. April in Wengen feiern?
Nein. Ich gehe mit meiner Familie essen. Ich fühle mich nicht wie 75 und bin dankbar, dass ich noch immer so viel Freude am Leben habe. Ich habe eine wunderbare Frau und tolle Kinder. Und manchmal küsst mich nebst meiner Frau auch die Muse.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Die Knie spüre ich schon ein bisschen. Halt diese Zipperlein, wie man so schön sagt. Aber im Kopf merke ich es nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht anders bin als vor 20, 30 Jahren. Holz alänge! Ich hoffe, dass das noch ein Weilchen so bleibt. Aber natürlich gibt es Sachen, die man in dem Alter nicht mehr macht, eine Atlantiküberquerung mit dem Segelboot zum Beispiel wäre zu anstrengend. Und wenn ich die Schuhe binde, überlege ich mir, was ich noch erledigen könnte, wenn ich schon mal unten bin (lacht). Das Alter hat auch Privilegien. Ich habe ein tolles Umfeld und bin privilegiert, dass ich in diesem Land geboren wurde. Aber es ist schon so: Mit 75 hat man viel Vergangenheit und nicht mehr so viel Zukunft. Deshalb freut man sich über das eine oder andere, das man gemacht hat.

Wären Sie gerne nochmals 30?
Ja, sofort! Aber nicht, weil ich seither alles falsch gemacht habe, sondern weil ich das Leben immer als Geschenk und Wunder betrachtet habe und das gerne ein zweites Mal erleben würde. Auch wenn ich nicht an Wiedergeburt glaube.

Wie halten Sie sich fit?
Ich bin praktisch täglich 40 Minuten auf dem Stepper. Das mache ich nur, weil er vor dem Fernseher steht und ich so gleichzeitig Serien wie zum Beispiel «3 Body Problem» schauen kann. Damit überliste ich mich selber.

Sie und Livia sind seit 1977 ein Paar, seit 1982 verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Liebe?
Wir respektieren einander, ergänzen uns ideal und lassen den anderen so, wie er ist. Wir haben alles zusammen gemacht, sind aber trotzdem eigenständige Persönlichkeiten. Ich bin immer noch wahnsinnig verliebt in Livia, und jede Stunde, die ich mit ihr verbringen darf, ist ein Geschenk. Wieso das so ist, kann ich nicht erklären.

Haben Sie als Paar Rituale?
Nach dem Aufstehen trinken wir zusammen einen Kaffee und sprechen darüber, was wir machen wollen. Unseren Hochzeitstag am 28. August feiern wir immer. Wir verbringen viel Zeit zusammen, da ich meist zu Hause arbeite. Und wenn ich eingeladen werde und meine Frau nicht mitnehmen darf, sage ich ab.

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Kurz nach der Hochzeit haben Sie sich aufgemacht, um die Weltmeere zu umsegeln. Die Reise dauerte sieben Jahre. War das von Anfang an so geplant?
Ich bin bereits früher auf dem Murtensee gesegelt und konnte Livia dafür begeistern. Da wir eine Familie wollten, war geplant, zwei Jahre um die Welt zu segeln. Das war natürlich auch eine finanzielle Frage. Nach dem Ende unseres Trios Peter, Sue & Marc hat mir kaum einer eine Solo-Karriere zugetraut. Da ich zuvor sechs Jahre Psychologie studiert hatte, gab es für mich nach den zwei Jahren die Möglichkeit, die Liz-Arbeit zu schreiben und in diesem Beruf zu arbeiten. Oder wieder Lieder zu komponieren und eine Plattenfirma zu suchen.

Und Letzteres haben Sie dann getan.
Ich hatte ein Fender-Klavier auf dem Schiff, das ich eigentlich entsorgen wollte. Livia hat mich davon abgehalten. Als wir in Madeira auf die Atlantiküberquerung warteten, habe ich «E Vogel ohni Flügel» geschrieben. Weitere Lieder folgten. Ich ging dann kurz in die Schweiz zurück, um ein Demo aufzunehmen. Nachdem wir den Atlantik überquert hatten, rief ich aus einem Lokal in Venezuela die Plattenfirma an. Dort sagte man mir, dass sie die Demo veröffentlicht hatten und diese bereits Gold erreicht hatte. Da wusste ich, dass ich zwar unterwegs, in der Schweiz aber trotzdem präsent sein kann. Von da an ging ich einmal pro Jahr zurück und nahm ein neues Album auf oder absolvierte eine Tournee. Zudem veröffentlichten wir alle paar Monate kurze Filme von unserem Segel-Trip. Das hat uns finanziell ermöglicht, dass die Reise weitergehen konnte.

Welches war die gefährlichste Situation, die Sie auf dem Meer erlebt haben?
Im Dezember 1984 kamen wir rund 200 Seemeilen vor Martinique in einen Ausläufer des Hurrikans Lilly. Glücklicherweise waren wir circa 50 Seemeilen vom Zentrum des Hurrikans entfernt, kämpften aber zwei Tage lang gegen riesige Wellen und viel Wind. Wir kamen völlig erschöpft in Martinique an.

Vermissen Sie das Abenteuer manchmal?
Nein, denn die Erinnerungen sind in meiner Seele aufgehoben. Das Leben an Bord hat uns zusammengeschweisst. Entweder es steigt jemand am nächsten Hafen aus, oder man hält sieben Jahre auf engstem Raum aus. Wir konnten uns maximal 15 Meter voneinander entfernen. Das Schiff war zwar nur 12 Meter lang, aber der Mast 15 Meter hoch.

Aber in die Ferne zieht es Sie noch?
Ja, wir verreisen ab und zu. Die Reise muss aber nicht weit gehen, sondern kann auch in der Schweiz sein. Früher fuhr ich an Konzerte und bekam gar nicht mit, was es an dem Ort zu sehen gibt. Deshalb habe ich vor ein paar Jahren begonnen, dass ich ein paar Stunden früher hinfahre und noch durchs Dorf oder die Stadt laufe. Alt wird man dann, wenn man nicht mehr neugierig ist.

Peter Reber

Peter Reber wurde in Bern geboren, wo er auch heute noch lebt. Ab dem Alter von acht Jahren erhielt er am Konservatorium Klavierunterricht und lernte auch Gitarre. Nach der Matura in Wales gründete er 1968 das Trio Peter, Sue & Marc. Von 1970 bis 1976 studierte Reber Psychologie an der Uni Bern. Mit Peter, Sue & Marc nahm er viermal am Eurovision Song Contest teil. Nachdem sich die Gruppe 1981 auflöste, heiratete er 1982 die Baslerin Livia. Zusammen mit ihr brach er zu einem siebenjährigen Segeltörn auf und veröffentlichte Lieder wie «Grüeni Banane», «Jede bruucht sy Insel» und «Dr Sunne entgäge». 1986 kam Sohn Simon zur Welt, 1992 Tochter Nina. Als Bub hatte er Asthma und verbrachte viel Zeit in Wengen BE. Hierlernte er auch Skifahren.

Peter Reber wurde in Bern geboren, wo er auch heute noch lebt. Ab dem Alter von acht Jahren erhielt er am Konservatorium Klavierunterricht und lernte auch Gitarre. Nach der Matura in Wales gründete er 1968 das Trio Peter, Sue & Marc. Von 1970 bis 1976 studierte Reber Psychologie an der Uni Bern. Mit Peter, Sue & Marc nahm er viermal am Eurovision Song Contest teil. Nachdem sich die Gruppe 1981 auflöste, heiratete er 1982 die Baslerin Livia. Zusammen mit ihr brach er zu einem siebenjährigen Segeltörn auf und veröffentlichte Lieder wie «Grüeni Banane», «Jede bruucht sy Insel» und «Dr Sunne entgäge». 1986 kam Sohn Simon zur Welt, 1992 Tochter Nina. Als Bub hatte er Asthma und verbrachte viel Zeit in Wengen BE. Hierlernte er auch Skifahren.

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Wie Sie uns vor dem Interview erzählt haben, gehen Sie im Herbst auf Tournee.
Ja genau, zusammen mit unserer Tochter Nina als Special Guest. Die Konzerte stehen unter dem Motto «Es Läbe voll Lieder» und sind ein Querschnitt meines Schaffens. Die Termine findet man auf meiner Homepage. Die letzte Tournee habe ich anlässlich meines 70. Geburtstags gemacht, deshalb freue ich mich sehr darauf. Denn die Musik erhält mich am Leben. Ich durfte bereits einige Auszeichnungen in Empfang nehmen, das Schönste ist aber, vor Publikum stehen zu dürfen und die Leute zwei Stunden lang den Alltag vergessen zu lassen.

Sie haben über 1000 Melodien, Texte und Arrangements geschrieben. Gibt es ein Lied, das Sie heute nicht mehr schreiben würden?
Meine Texte reichen von lustig über banal bis anspruchsvoll, und ich würde alle nochmals schreiben. Ich habe ja nicht nur für mich geschrieben, sondern für andere Künstler. In Deutschland arbeitete ich oft mit Rolf Zuckowski zusammen. Durch ihn hatte ich Zugang zu internationalen Stars wie Demis Roussos, Johanna von Koczian, Juliane Werding oder Nana Mouskouri.

Es scheint, als ob Sie auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Gab es auch schwierige Zeiten?
Wirklich schwierige Zeiten gab es eigentlich nicht, nein. Als wir die Segelreise antraten, habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie es danach weitergeht. Aber ja, ich stehe auf der Sonnenseite des Lebens. Das habe ich mir aber auch verdient, so selbstsicher bin ich. Auf die grossen Ereignisse hat man keinen Einfluss, aber man kann dem Leben eine gewisse Wende geben.

Sie und Livia sind mittlerweile zweifache Grosseltern von Ellie (6) und Minna (3). Was machen Sie bei Ihren Enkelinnen anders als bei Ihren eigenen Kindern Simon (37) und Nina (32)?
Wir erziehen sie nicht, wir verwöhnen sie (lacht). Ellie und Minna sind oft bei uns. Livia ist ein wunderbares Grossmami. Wenn ich sehe, wie sie mit den beiden Mädchen umgeht, habe ich ein Flattern im Bauch. Mit Ellie spielen wir Schach oder jassen. Ausserdem spielt sie Ukulele und kann sehr gut singen.

Haben Sie Angst vor dem Tod?
Ich habe mehr Angst davor, dass ich lange krank bin und Schmerzen habe. Der Tod kommt sowieso. Am liebsten möchte ich jung sterben, aber so spät wie möglich.

Wie möchten Sie in Erinnerung bleiben?
Indem man mir ein Mausoleum baut (lacht). Nein, ernsthaft: Mir ist das Leben vor dem Tod wichtiger als das Leben nach dem Tod. Aber ich fände es schön, wenn das eine oder andere meiner Lieder weiterlebt.

Haben Sie noch Träume?
In der Geschäftigkeit des Alltags geht oft die Dankbarkeit verloren. Das möchte ich hiermit nachholen und mich bei allen bedanken, die meine Lieder gesungen haben, mit denen ich zusammenarbeiten durfte und die Konzerte organisiert haben. Und natürlich bei denen, die meine Lieder hören.

Und sonstige Wünsche?
Nach unserer letzten Tour wollten wir nach Neuseeland, wo wir noch nicht waren, und anschliessend durch die Südsee schippern. Dann kam Corona, und wir konnten die Reise nicht antreten. Vielleicht können wir das noch nachholen?

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