Paola Felix (64) über die versteckte Kamera
«Ich lache immer noch gern über die Streiche»

Im Interview mit BLICK spricht Paola über Kurt Felix († 71), «Verstehen Sie Spass?» und Comeback-Gedanken.
Publiziert: 17.04.2015 um 16:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:10 Uhr
Heute kann Paola Felix wieder lächeln: Vor drei Jahren starb ihr Mann, die TV-Legende Kurt Felix.
Foto: Klingel/Karlheinz Penkwitt
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Interview: Pierre Rothschild

BLICK: Sie sind heute Abend zu Gast bei «Verstehen Sie Spass?». Ist das für Sie eine Art Nach-Hause-kommen?Paola Felix: Zur Sendung wurde ich aus einem ganz besonderen Grund eingeladen: Die ARD feiert 35 Jahre «Verstehen Sie Spass?». Es ist also tatsächlich ein Nach-Hause-kommen zu einem Geburtstagsfest. «Verstehen Sie Spass?» ist ja ein Fernsehkind von Kurt.

Wie kam es damals zur Sendung?
Die ARD wurde seinerzeit auf den grossen Erfolg der Sendung «Teleboy» aufmerksam, die in den 70er-Jahren im Schweizer Fernsehen lief – mit bis heute nie mehr erreichten Einschaltquoten. Das Interesse für diese Sendeidee war die Geburtsstunde von «Verstehen Sie Spass?». Das deutsche Fernsehen setzte auf das Know-how von Kurt, der diese Sendung konzipierte, und mit Max Sieber wurde gleichzeitig auch der Regisseur von «Teleboy» übernommen. Ich wurde kurz darauf als Co-Moderatorin an Kurts Seite engagiert.

Also ein Erfolg made in Switzerland?
Man könnte es fast so nennen. Wir waren ein Schweizer Trio in den deutschen TV-Studios. Sogar die Lockvögel, mit denen Kurt für die versteckte Kamera arbeitete, waren sehr oft aus der Schweiz. Das setzt sich sogar fort. Am Samstag wird Marco Rima auch in einer Lockvogelrolle zu sehen sein. Es ist schon etwas Besonderes, wenn eine Sendung dieses aussergewöhnlich hohe TV-Alter feiern kann.

Wann waren Sie zuletzt bei «Verstehen Sie Spass?» zu Gast?
Kurt und ich waren in der Rückblick-Sendung «30 Jahre Verstehen Sie Spass?». Also auch in einer Jubiläumssendung, zu der der heutige Moderator Guido Cantz uns in St. Gallen besuchte. Es war für uns emotional ein Ausflug zurück in eine schöne Fernsehzeit. Rückblickend stelle ich fest, dass wir in jeder Jubiläumssendung dabei waren. Es freut mich, diese Tradition vor allem auch im Andenken an Kurt fortzusetzen und zum 35-Jahr-Jubiläum als Gratulantin in der Sendung dabei zu sein.

Was macht den jahrzehntelangen Erfolg dieser Sendung aus?
Ganz eindeutig die Filme mit der versteckten Kamera. Sie sind die Basis, die Stars in dieser Show. Bis heute. Als Kurt Anfang der 80er-Jahre die Sendung kreierte, stand er vor einem fast unlösbaren Problem. Der Sender wollte die Spassfilme aus juristischen Gründen nicht selbst produzieren – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes. Also wurde Kurt von den ARD-Hausjuristen gebeten, diese Juxfilme selber zu produzieren. Erst wenn es bei den Aufnahmen kein juristisches Nachspiel gebe, würde man nach einer Schonfrist von etwa drei Monaten das Material übernehmen. Die Filmideen kamen also von Kurt, und die Realisation lag von A bis Z in seinen Händen. Aber die Produktion, also das Administrative, betrachtete mein Mann nicht als seine Hauptkompetenz.

Was geschah dann?
Wir besprachen dieses Problem mit meinem Manager Werner Kimmig, der damals keinerlei TV-Erfahrung hatte. Kimmig stellte ein freies Kamerateam zusammen und finanzierte jeweils zehn Filme vor. Im Wissen, dass der Sender im Nachhinein nur gelungene TV-Streiche abnehmen würde, war das Risiko hoch, aber er ging es ein. Heute ist er einer der wichtigsten Fernsehproduzenten in Deutschland.

Das hat Sie und Werner Kimmig noch stärker zusammengeschweisst?
Auch in den Jahren, in denen Kurt und ich im Showbusiness nicht mehr berufstätig waren, fühlten wir uns mit ihm und seiner Gattin Ursula eng verbunden. So ist es auch geblieben. Zu den wohl schönsten Stunden zählen diejenigen, wenn wir bei einer Flasche Amarone über Gott und die Welt und die vielen schönen Erinnerungen an Kurt reden.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit, als Sie mit Ihrem Mann durch die Sendung führten?
Aufrichtig gefreut hat uns 1987 die Emnid-Meinungsumfrage, in der Kurt und ich zum beliebtesten Moderatorenpaar Deutschlands gewählt wurden. Im selben Jahr haben uns die deutschen Fernsehzuschauer sogar in die Liste der zehn beliebtesten Moderatoren in der Geschichte der ARD gehievt. Unvergesslich sind auch die Einschaltrekorde von «Verstehen Sie Spass?» in den 80er-Jahren. Es sind so viele positive Erinnerungen, die ich gemeinsam mit Kurt erleben durfte – das erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit.

Sind Sie denn glücklich damit, wie das Erbe von Ihnen und Ihrem Mann fortgeführt wird?
Als wir mit «Verstehen Sie Spass?» 1990 aufhörten, haben fast alle Sender, auch die privaten, Sendungen mit versteckter Kamera gemacht. Doch nur «Verstehen Sie Spass?» ist immer noch im Programm. Das ist doch erfreulich!

Worüber lachen Sie am liebsten?
Ich lache immer noch gern über die Streiche mit der versteckten Kamera. Kurt hat Ideen auf den Bildschirm gebracht, die als Klassiker in die Fernsehgeschichte eingegangen sind.

Sie wollten nie wieder auf die Bühne zurückkehren. Können Sie sich ein Comeback vorstellen?
Anfragen für ein Comeback gibt es immer wieder. Das Fernsehen und die Musikindustrie sind mit Kurt und mir ja sehr gut gefahren. Man hat mit uns Quoten und Umsätze erzielt. Daran erinnert man sich. Der Rückzug an meinem 40. Geburtstag aus dem Showbusiness war für mich ein klarer Entscheid. Aber hinterher verlockende Angebote auszuschlagen, war viel schwieriger. Ich musste lernen, Nein zu sagen. Und das mache ich bis heute mit Überzeugung.

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