Maja Brunner im Interview über ihre Trennung, das Älterwerden und ihre Zukunft
«Ich habe die Blicke der anderen nicht mehr ertragen»

Beruflich ist die Sängerin und Schauspielerin sehr gefragt. Privat geht sie seit 15 Jahren ohne Partner durchs Leben. Mit der GlücksPost spricht sie über ihren Beruf, die Liebe und das Älterwerden – und verrät ihren unerfüllten Wunsch.
Publiziert: 30.11.2023 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2024 um 11:31 Uhr
Interview: Irene Lustenberger, Glückspost
Glückspost

«Schaut mal, ich habe gestern meine Wohnung weihnachtlich dekoriert», sagt Maja Brunner (72), als sie die GlücksPost Mitte November in ihrer Wohnung in Schindellegi SZ empfängt. Und tatsächlich: Überall brennen Kerzen, es duftet nach Vanille, und mittendrin steht ein grosser, selbstgemachter Weihnachtskranz. «Das ist mein Christbäumli», sagt die Sängerin und lacht.

GlücksPost: Maja Brunner, Sie scheinen bereits in Weihnachtsstimmung zu sein. Wie feiern Sie das Fest?
Maja Brunner: Mit der Familie und Freunden und feinem Essen.

Bis am 23. Dezember stehen Sie auf der Bühne des «Lachner Wiehnachts-Zaubers». Was erwartet das Publikum?
Eine wunderschöne weihnachtliche Ambiance, gutes Essen und ein abwechslungsreiches Programm. Sarah-Jane, Frank Tender, Silvio d’Anza und ich singen querbeet – vom traditionellen Weihnachtslied über volkstümliche Klänge bis Rock und Musical. Für Lacher sorgt Bauchredner Roli Berner.

Maja Brunner spricht im Interview mit der GlücksPost über ihre Vergangenheit und Zukunft.
Foto: Nathalie Taiana
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Zusammen mit Philipp Mettler sind Sie für die musikalische Leitung zuständig. Sind Sie sich bei der Stückwahl immer einig?
Ab und zu gibt es Diskussionen. Aber nicht wegen des Stils, sondern weil Philipp die Stücke arrangiert und diese umsetzbar sein müssen. Denn es soll ja glaubwürdig wirken, und wir haben nun mal keine Big Band oder Streicher auf der Bühne, sondern «nur» sechs fantastische Musiker.

Sie waren acht Jahre lang ein Paar. Wie schafft man es, nach einer Trennung so eng befreundet zu bleiben?
Ich kenne Philipp und seine Eltern, seit er ein Kind war. Sie waren oft an Auftritten meines Bruders Carlo. Als er 25 war, wurden wir ein Paar. Im Vergleich zu einigen Leuten in unserem Umfeld hat uns der Altersunterschied von 24 Jahren nichts ausgemacht. Dieser wurde erst zum Thema, als ich Richtung 60 ging.

Inwiefern?
Ich habe die Blicke und Bemerkungen der anderen nicht mehr ertragen. Zudem wurde mir bewusst, dass wir in zwei unterschiedlichen Lebensphasen sind. Neben diesem jungen Menschen habe ich mich alt gefühlt, älter als heute. Wir haben uns dann getrennt, auch wenn die Liebe noch da war. Es fiel kein böses Wort zwischen uns, es waren die Umstände, die zur Trennung führten. Ich hatte auch nie die Hoffnung, dass wir wieder zusammenkommen. Genau deshalb habe ich heute mit Philipp und seiner Familie ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis. Ich darf am Familienleben teilhaben und bin für seine Kinder wie eine dritte Grossmutter.

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Sie haben keine Kinder. Haben Sie das je bereut?
Ja, es gab eine Zeit, in der ich damit gehadert habe. Manchmal kamen Gedanken auf, dass ich älter werde und – abgesehen von meinem Bruder, meiner Nichte und meinen Grossneffen – keine eigene Familie habe. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Eltern, die keinen Kontakt zu ihren Kindern pflegen. Im Nachhinein betrachtet, hat es einfach nicht sein sollen. Es nützt nichts, sich über Vergangenes den Kopf zu zerbrechen. Alles hat seine Gründe. Und umgekehrt betrachtet, musste ich all die Sorgen und den Kummer, den man mit Kindern hat, nicht erleben.

Seit der Trennung von Philipp Mettler vor 15 Jahren sind Sie single und wohnen alleine. Fühlen Sie sich manchmal einsam?
Nein, einsam fühle ich mich nicht. Ich bin gerne allein. Ich habe meinen Bruder und Freunde, die ich anrufen kann, wenn ich Gesellschaft wünsche. An den Sonntagen störe ich diese aber aus Prinzip nicht und versinke manchmal im Selbstmitleid. Am Montag ist das dann aber wieder vorbei (lacht). Wichtig ist, sich eine Struktur zu geben und nicht einfach zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen.

Glauben Sie noch an die Liebe?
Für mich hat Liebe verschiedene Gesichter. Da gibt es die Liebe zu meinem Bruder, meiner Nichte und meinen Freunden. Für sie und ihre Kinder würde ich durchs Feuer gehen. Die romantische Liebe ist etwas anderes. Die kann ich mir nicht mehr vorstellen, sie fehlt mir auch nicht. Aber manchmal kommt es anders, als man denkt, und das Wort «nie» gibt es bei mir nicht.

Sie stehen seit über 50 Jahren auf der Bühne. Haben Sie noch Lampenfieber?
Ja. Man hat bei jedem Auftritt ein anderes Publikum und will diesem gefallen. In den ersten Sekunden spüre ich, wie es reagiert. Bisher war das zum Glück meist positiv. Wenn man kein Lampenfieber mehr hat, ist der Zeitpunkt da, um aufzuhören. Und davon bin ich noch Lichtjahre entfernt (lacht).

Ab Januar gehen Sie mit Rolf Knie und der Theaterkomödie «Charleys Tante» auf Tournee.
Darauf freue ich mich sehr. Ich bin gespannt, wie es wird und wie es ankommt. Andererseits ist es eine grosse Herausforderung. Denn mit einer einzigen Ausnahme habe ich in den vergangenen 30 Jahren immer in Produktionen von Erich Vock mitgespielt. Dort war ich in der Theaterfamilie eingebettet und wusste, wie es abläuft. Bei «Charleys Tante» ist alles neu für mich – die Produktion, der Regisseur, die Kollegen. Da muss ich mich auch neu beweisen. Und ich war seit Jahren nicht mehr auf Tournee!

Wie kam es zum Engagement?
Die Produktionsfirma hat angefragt, ob ich Interesse habe, mitzuspielen. Ich kannte Rolf Knie vorher nicht persönlich. Als wir uns bei der Leseprobe zum ersten Mal trafen, war es Sympathie auf den ersten Blick. Wir gingen aufeinander zu, als ob wir uns bereits 50 Jahre kennen. Ich freue mich, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.

Sie spielen die witzige Rolle der Signora Fumagalli.
Ja genau, ich spiele eine Tessiner Haushaltshilfe, die mit Tessiner Akzent spricht (macht den Akzent nach). Da habe ich mein Mami vor mir, die aus dem Veltlin stammte. Tessiner und Veltliner sind sich in der Art und im Rhythmus der Sprache sehr ähnlich.

Wie viel Italienerin steckt in Ihnen?
Ich würde sagen 50:50. Das italienische Temperament kommt vor allem auf der Bühne zum Tragen. Ausserdem bin ich offen und kommuniziere gerne. Das Schweizerische an mir ist die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Privat falle ich nicht gerne auf.

Ab Oktober 2024 wirken Sie in der Wiederaufnahme der «kleinen Niederdorfoper» im Bernhard-Theater in Zürich mit. Sie spielen die Serviertochter Irma. Ihre Paraderolle?
Ja, das kann man schon so sagen. Im Original wurde Irma von Margrit Rainer gespielt – eine grosse Ehre für mich. Aber auch eine grosse Hypothek.

Es ist die letzte Produktion von Erich Vock. Ist danach auch Ihre Bühnenkarriere vorbei?
Davon war ich ausgegangen. Dann kam aber die Anfrage für «Charleys Tante», und ich habe auch bereits ein Engagement für 2025. Welches das ist, darf ich noch nicht verraten. Die alte Weisheit «Wenn sich eine Türe schliesst, öffnet sich eine andere» erweist sich in meinem Fall als richtig. Vermutlich haben mich die anderen Theaterproduzenten nie angefragt, weil sie wussten, dass ich im Ensemble von Erich Vock bin. Deshalb freuen mich die neuen Anfragen umso mehr. Denn ich möchte meine Theaterkarriere wirklich noch nicht beenden.

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht gerade auf der Bühne stehen?
Ich lerne Texte oder lebe in den Tag hinein. Ich bin gern zu Hause, gehe spazieren oder treffe mich mit Freunden. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir das auch verdient. Ich bin ja eigentlich seit acht Jahren pensioniert. Aber wenn ich dann mal ein, zwei Monate kein Engagement habe, bin ich froh, wenn ich wieder auf die Bühne kann.

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Ich bin auch dankbar für meine guten Gene und die Gesundheit.
Maja Brunner
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Sie sind 72, aber junggeblieben und voller Energie. Was tun Sie für Ihr Aussehen?
Was wichtig ist und was ich jeder Frau empfehle: Vor dem Schlafen immer abschminken. Ich habe meine Haut immer gepflegt. Und ich bin oft an der frischen Luft und ernähre mich gesund. Mein Credo ist, dass ich mit meinem Gesicht alt werden möchte und mich nicht unters Messer legen werde.

Für die Bühne braucht es eine gewisse Fitness. Treiben Sie Sport?
Seit ein paar Wochen gehe ich zweimal pro Woche ins Fitnesscenter. Zum ersten Mal in meinem Leben. Dort absolviere ich auf mich zugeschnittene Übungen, die die Muskeln stärken. Denn in letzter Zeit hatte ich mit den Knien etwas Mühe, wenn ich hohe Treppenstufen bewältigen musste. Und wie ich vorher schon erzählt habe, bewege ich mich auch gerne an der frischen Luft.

Ansonsten spüren Sie das Alter nicht?
Nein, da habe ich grosses Glück. Ich danke dem Herrgott jeden Abend, dass ich gesund bin.

Sie glauben an Gott?
Ja. Ich bin aber nicht kirchengläubig, sondern danke Gott direkt und ohne Zwischenstation. Für mich ist es auch wichtig, an eine Macht zu glauben, die das Gute siegen lässt.

Was ist das Schöne am Älterwerden?
Ich bin ehrlicher und gelassener geworden. Das meiste lässt mich inzwischen kalt. Ich habe in meinem langen Leben gelernt, dass alles, was passiert, seinen Sinn hat.

Sie möchten also nicht mehr 20 sein?
Nein, auf keinen Fall. Der beste Lebensabschnitt war für mich derjenige zwischen 45 und 55.

Persönlich: Maja Brunner

Maja Brunner wurde am 6. Juli 1951 geboren und wuchs zusammen mit ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Carlo in Küsnacht ZH auf. Ihr Vater Ernst hatte ein eigenes Tanz- und Unterhaltungsorchester und vererbte ihnen das musikalische Talent. Nach Abschluss der Handelsschule arbeitete sie 20 Jahre lang als Sekretärin. Nach ihrem Sieg beim «Grand Prix der Volksmusik» 1987 beschloss sie, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Im Sommer 1991 stand sie erstmals auf einer Theaterbühne. Heute lebt Maja Brunner in Schindellegi SZ.

Maja Brunner wurde am 6. Juli 1951 geboren und wuchs zusammen mit ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Carlo in Küsnacht ZH auf. Ihr Vater Ernst hatte ein eigenes Tanz- und Unterhaltungsorchester und vererbte ihnen das musikalische Talent. Nach Abschluss der Handelsschule arbeitete sie 20 Jahre lang als Sekretärin. Nach ihrem Sieg beim «Grand Prix der Volksmusik» 1987 beschloss sie, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Im Sommer 1991 stand sie erstmals auf einer Theaterbühne. Heute lebt Maja Brunner in Schindellegi SZ.

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Warum?
Damals fühlte ich mich noch jung, sah gut aus und dachte, ich werde nicht älter. Ich kam erst mit 57 in die Wechseljahre. Gleichzeitig trennten sich Philipp und ich. Da fühlte ich mich wirklich alt. Ab 60 ging es mir dann wieder gut. Viele Frauen beklagen sich ja, dass sie ab einem gewissen Alter nicht mehr sichtbar sind. Das stimmt überhaupt nicht. Man darf halt nicht nur auf die Optik zählen, sondern muss mit der Persönlichkeit punkten. Dann wird man schon beachtet. Auch wenn mich trotzdem kein Mann anruft (lacht).

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Stolz ist das falsche Wort. Ich bin nicht stolz, sondern dankbar für alles, was ich noch habe. Zum Beispiel meine Stimme. Wenn man diese nicht trainiert, wird sie dünner und brüchiger. Meine Stimme ist aber noch die gleiche wie zu Beginn meiner Karriere. Ich bin auch dankbar für meine guten Gene und die Gesundheit.

Wovor haben Sie Angst?
Ich bin kein ängstlicher Mensch. Die einzige Angst, die ich habe, ist, Menschen zu verlieren, die mir nahestehen. Aber Angst zieht bekanntlich die Dinge an.

Was ist Ihr Lebensmotto?
Das können Sie auf meiner Homepage nachlesen (lacht): «Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.» Ein weiteres Motto ist: «Der Kopf ist rund, um die Richtung des Denkens zu ändern.»

Haben Sie noch unerfüllte Wünsche?
Ich würde gerne in einem Schweizer Film die Hauptrolle spielen. So wie Stephanie Glaser in «Die Herbstzeitlosen». Das würde mein Lebenswerk abrunden.

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