L Loko und Drini feiern ihr neues Album
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«Es ist ein Meisterwerk»:L Loko und Drini feiern ihr neues Album

L Loko & Drini über ihre schwere Jugend und ihren Aufstieg
«Gott hat uns schwach erschaffen»

2023 waren L Loko & Drini die grossen Gewinner des Swiss Music Awards für den «Best Hit». Bis sie dorthin kamen, haben die Zürcher Rapper einiges durchgemacht. Das thematisieren sie in ihrem neuen Album.
Publiziert: 02.02.2024 um 20:03 Uhr

Sie wuchsen in Zürcher Stadtteil Wiedikon auf, verkauften in ihrer Jugend Drogen und hatten regelmässig Ärger mit der Polizei. Nun legen die Rapper L Loko (31) und Drini (30) schonungslos Details ihrer Vergangenheit offen. Auf «Am Endi wird alles guet» thematisieren Rafael Luna und Valdrin Hasani ihre schwerste Zeit bis zum Aufstieg als gefeierte, mit dem Swiss Music Award ausgezeichnete Musiker.

Bereits im ersten Titel «Jung & Depressiv» werden Hörer in die dunkle Vergangenheit der zwei Musiker mitgenommen. Sie waren Hausdealer in einem Club, «Chan der alles uftribe. Ich han zu vielne ihres Lebe versaut, mis eigene au», lautet einer der Textauschnitte.

Blick: Wann fiel die Entscheidung, über diese Themen zu rappen?
Valdrin Hasani:
Bei unserem letzten Album haben es gewisse Lieder, die sehr persönlich waren, nicht aufs Album geschafft. Wir wollten sie aber nicht archivieren, sondern ein neues Werk erschaffen, das erzählt, woher wir kommen und wer wir sind.
Rafael Luna: Uns war es wichtig, zuerst unseren Durchbruch zu haben und ein Publikum zu haben, bevor wir diese Dinge thematisieren.

L Loko (Rafael Luna, links) und Drini (Valdrin Hasani) haben auf den richtigen Moment gewartet, ihre Vergangenheit in ihrer Musik zu verarbeiten. Jetzt thematisieren sie ihre Jugend auf der Strasse.
Foto: Philippe Rossier
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Hatte die Aufnahme der persönlichen Tracks eine therapeutische Wirkung?
VH: Auf jeden Fall, das war sehr intensiv. Für den Track «Family Stories» brauchte ich ein Jahr, um alle Verse aufzunehmen. Nach zwei Zeilen kam immer alles wieder hoch.

In «Family Stories» wendet sich Hasani an seine Mutter, an seinen Vater und an seinen Bruder. Er thematisiert, wie seine Mama während seiner Kindheit zwei bis drei schlecht bezahlte Jobs hatte, um die Familie durchzubringen, während der Vater wegen Drogendelikten im Gefängnis war. Er erklärt seinem Bruder, wie er sich für seine Schläge schämt und dass er mit seiner Rolle als grosser Bruder überfordert gewesen war. «Ich ha viel zu früeh müsse de Vater im Huus si». Gleichzeitig gibt er sich versöhnlich: «Für das wommer duregmacht händ, hämmer nur Liebi verdient.»

Wie hat Ihre Familie auf diese Texte reagiert?
VH: Sehr emotional. Mein Vater motiviert mich, von meinen Erlebnissen zu erzählen. Aber es trifft meine Familie immer, wenn sie die Zeilen aus meiner Seele hören.
RL: Bei diesem Album sind nach dem Hören sehr lange Gespräche über Dinge entstanden, die lange verschwiegen wurden. Ich finde das sehr schön, wir kommen uns so näher.

Sie sind unter schwierigen Umständen aufgewachsen. War die schiefe Bahn für Sie programmiert?
VH: Es hat bestimmt auch mit den Umständen zu tun. Es war eine Zeit, in der wir nicht viel hatten und helfen mussten. Meine Mutter hat sehr viel gearbeitet, für sehr wenig Geld. Und ich musste schauen, wie ich sie unterstützen kann. In den meisten Familien ist dies umgekehrt. Ich habe Hunderte Bewerbungen geschrieben, bekam aber trotzdem keinen Job. Und so kam ich auf die Strasse und habe dort Verdienstmöglichkeiten gefunden. Die Strasse war für Rafael und mich ein Zuhause, trotzdem war uns immer klar, dass wir das eigentlich nicht wollen. Mit der Musik war es aber schwer. 

Wieso?
VH: Wir konnten uns keinen Rat bei erfolgreichen Musikern holen, und es war auch teurer als heute, Songs aufzunehmen und zu produzieren. Viele glaubten nicht an unseren Erfolg und haben uns belächelt, auch Freunde und Familie. Trotzdem haben wir vor Clubs gerappt und nie aufgegeben.

Auch Rafael Luna wurde von seiner Mutter grossgezogen, sein Vater lebt in der Dominikanischen Republik. Er landete mit 12 Jahren zum ersten Mal vor der Jugendanwaltschaft, weil er sein Velo aufgemotzt hatte, von einem Auto angefahren und von dessen Lenker angezeigt wurde. Seine dortige Betreuerin sieht er über die Jahre immer wieder, später aber aus anderen Gründen. «Allerdings nie wegen dem Dealen», stellt er mit einem Lachen klar. Und witzelt: «Das war etwas, das ich am besten konnte.» 

Wann kam der Punkt, an dem Sie wussten, Sie müssen im Leben etwas ändern?
RL: Als ich 23 Jahre alt war, kam meine Tochter zur Welt. Ich wusste: Ich habe jetzt eine Frau, habe ein Kind. und die wollen bestimmt nicht, dass ich auf der Strasse mit Drogen deale und mit diesem Geld meine Familie ernähre. Im selben Jahr haben wir unser Label «Sektion Züri» gegründet. Wir wollten es allen beweisen, also wussten wir: Um das zu realisieren, woran wir glauben, können wir nicht im Park auf dem Bänkli sitzen und Drogen verkaufen. Ab da passierte sehr viel in unserem Kopf.

So ein Branchenwechsel muss auch mit finanziellen Einbussen verbunden sein.
RL: Man wollte mich mit grossen Geldversprechen auf die Strasse zurückholen, trotzdem wollte ich das nicht. Auf die Dinge, die ich getan habe, bin ich bis heute nicht stolz. Es war eine Notlösung. 

Was hat Sie motiviert, trotz der Skepsis anderer dranzubleiben?
RL: Die Skepsis hat mich sehr motiviert. Beispielsweise hat mich eine Frau verlassen und mich als Träumer dargestellt. Heute lache ich darüber. 

Persönlich: L Loko & Drini

L Loko & Drini, bürgerlich Rafel Luna und Valdrin Hasani, lernten sich als Kinder in ihrer Freizeit in Zürich-Wiedikon kennen. In ihrer von Problemen geprägten Jugend träumten sie von der grossen Musikkarriere bis sie 2017 das Musiklabel «Sektion Züri» gründeten. Zwei Jahre später landete ihr Debüt-Album «Balance» in den Top 5 der Hitparade, auch dem Nachfolger «Made In Wiedike» gelang dieser Schritt. Mit dem Titel «Will Nomeh» holten sie im November 2022 Platin und ein halbes Jahr später den Swiss Music Award für den «Best Hit». Heute haben sie ein Musikstudio in der Nähe des Hauptbahnhofs Zürich und sind Väter von je einem Kind.

Platin und Swiss Music Award: L Loko & Drini haben den Schritt von der Strasse in die Hitparade geschafft.
Philippe Rossier

L Loko & Drini, bürgerlich Rafel Luna und Valdrin Hasani, lernten sich als Kinder in ihrer Freizeit in Zürich-Wiedikon kennen. In ihrer von Problemen geprägten Jugend träumten sie von der grossen Musikkarriere bis sie 2017 das Musiklabel «Sektion Züri» gründeten. Zwei Jahre später landete ihr Debüt-Album «Balance» in den Top 5 der Hitparade, auch dem Nachfolger «Made In Wiedike» gelang dieser Schritt. Mit dem Titel «Will Nomeh» holten sie im November 2022 Platin und ein halbes Jahr später den Swiss Music Award für den «Best Hit». Heute haben sie ein Musikstudio in der Nähe des Hauptbahnhofs Zürich und sind Väter von je einem Kind.

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Wie ist Ihr heutiges Verhältnis zu Drogen?
VH: Ich weiss zum Beispiel, dass Kiffen auf mich keine gute Wirkung hat. Ich bin damit den ganzen Tag verwirrt. Wichtig finde ich, dass wir bei Drogen nicht wegschauen, es ist tiefer in der Gesellschaft verankert, als viele denken. Es braucht eine offene Diskussion über den Umgang damit.
RL: Alkohol nicht ausgeschlossen. Viele trinken sich damit die Sorgen weg, weil es legal ist und der einfachste Weg ist. Auch ich habe zeitweise an Partys zu viel getrunken, deshalb habe ich mir H2O auf die Hand tätowiert. Das erinnert mich ans Wassertrinken.

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Was bedeutet Ihnen die Schweiz?
VH: Es ist unsere Heimat.
RL: Letztes Jahr konnten wir durch die Tour so viel von unserem Land sehen, das war ein Privileg. Wir leben in einem wunderbaren Land.

Was sind ihre nächsten Ziele?
VH:
Die sind zu gross, um sie auszusprechen. Wir arbeiten mit grossen Firmen zusammen, sind gut vernetzt und haben dadurch grosse Möglichkeiten. Wir sind an einem guten Ort und wollen daraus etwas sehr Grosses erschaffen. 

Was ist die grösste Erkenntnis aus der Produktion dieses Albums?
RL: Am Ende braucht man einfach Liebe. Gott hat uns schwach erschaffen, aber die Liebe ist da.

«Am Endi wird alles guet» ist ab sofort im Handel erhältlich. 

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