Kabarettistin Hazel Brugger meint es ernst
Frauen, werdet Comedians!

Heute Abend wird der Publikumspreis der Swiss Comedy Awards vergeben. Unter den 20 nominierten Comedians sind nur vier Frauen. Haben Frauen keinen Humor?
Publiziert: 19.09.2017 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 17:46 Uhr
Katja Richard/Christian Maurer

Das Geschlechter-Missverhältnis auf den Schweizer Comedy-Bühnen ist auffallend. Unter den 20 Nominierten für den Publikumspreis der Swiss Comedy Awards sind gerade mal vier Frauen! Humor scheint männlich zu sein. Denn nicht nur beim Preisblödeln ist der Witz ungleich verteilt, sondern generell. «Es gibt mehr männliche als weibliche Comedians», weiss die Autorin Petra Wüst (48), die ein Buch über Humor geschrieben hat.

«Männer erzählen lieber lustige Sachen über andere»

«Männer», sagt Psychologin Wüst, «wollen mit ihrem Humor imponieren, Frauen hingegen Beziehungen aufbauen.» Und sie seien selbtstironisch, machten sich über sich selber lustig. «Männer erzählen lieber lustige Sachen über andere, damit sie selbst gut dastehen.»

Männer und Frauen haben also nicht den gleichen Humor. So sieht es auch die Frau der Praxis, die preisgekrönte und nominierte Schweizer Stand-up-Comedian Hazel Brugger (23): «Es existiert die Theorie, dass es weniger weibliche Comedians gibt, weil es für weibliche Säugetiere nicht von evolutionärem Vorteil ist, alleine vor der Masse aufzufallen. Lieber bleiben sie solide unauffällig. Das Männchen hingegen muss es riskieren, auch einmal negativ aufzufallen, da es nur so längerfristig vor Rivalen besteht.»

Comedian-Star Hazel Brugger: «Es gibt weniger weibliche Comedians, weil es für weibliche Säugetiere nicht von evolutionärem Vorteil ist, alleine vor der Masse aufzufallen.»
Foto: ENNIO LEANZA
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Humor-Olymp

Hazel Brugger selber hat es längst auf den Humor-Olymp der Schweiz geschafft. Sie beschreibt ihren Erfolg mit Humor genau so weiblich, wie es nach Psychologin Wüst zu erwarten ist. Wenn man sie fragt, was denn ihren Humor einmalig mache, meint sie selbstironisch: «Dass viele ihn nicht lustig finden, manche wenige – meistens unrettbar depressive Halbintellektuelle – aber sehr.» Die Frage, ob ihr Humor auch auf Kosten anderer Frauen gehen dürfe, beantwortet sie dagegen fadengrad, fast einen Tick männlich: «Ja, er geht auf meine Kosten, also auf Kosten einer Frau. Und das ist das Schöne am Humor: Er darf das.»

Harmoniebedürftiger weiblicher Humor ist anders. Eher so wie der von Stéphanie Berger (39). «Mein Humor geht auf niemandes Kosten», sagt die Miss Schweiz von 1995, die heute auf der Comedy-Bühne steht und auch für den Publikumspreis nominiert ist. Aber spezifisch weiblich an ihrem Humor sei doch nur sie selber – ihre Highheels, die Kleider und die langen Haare. Dass Frauen weniger lustig seien, will auch Komikerin Margrit Bornet (46) nicht gelten lassen. Sie hätten es einfach schwerer, sich durchzusetzen. Wie überall.

Frauen haben Nachholbedarf

Trotzdem: Frauen haben Nachholbedarf. Aber wie kommt man als Frau zum Erfolg auf der Comedy-Bühne? Hazel Brugger weiss. wie es geht: «Ich habe angefangen aufzutreten und gesagt: Geben Sie mir Anerkennung, bitte. Und dann ist es einfach passiert. Es ist halt wichtig, Bitte zu sagen, damit man nicht wie ein Egomane wirkt.» Und die schrille Jane Mumford (29) rät: «Mitreden, auch wenn man nicht direkt gefragt wird.» Also Frauen, werdet Comedians!

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