Hausi Leutenegger ist unter den 300 Reichsten in der Schweiz
Mit Gott und Geld

Zum 20. Mal in Folge rangiert Hausi Leutenegger auf der «Bilanz»-Liste der 300 reichsten Schweizer. Sein Erfolgsrezept: Er kennt keinen Geiz.
Publiziert: 04.12.2016 um 15:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 22:50 Uhr
MATTHIAS MAST (TEXT) UND PETER GERBER (FOTOS)

Zurzeit schwebt Hans «Hausi» Leutenegger (76) auf einer Wolke der Glückseligkeit. Bei der Verwaltungsratssitzung am vergangenen Mittwoch verabschiedete sich der Kranzturner, Olympasieger, Schauspieler und Unternehmer von seiner erfolgreichen Firma – vollständig und endgültig, wie es heisst. «Ich bin glücklich, dass ich meinen Nachkommen einen Rolls-Royce und keinen VW übergeben darf», so Leutenegger stolz.

Am Tag nach der Übergabe der Geschäfte an seinen Sohn Jean-Claude (45) und CEO Urs Voegele (56) durfte Hausi Leutenegger gleich weiterfeiern: Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» präsentierte ihn diese Woche als einen der 300 reichsten Schweizer. «Ich bin seit 20 Jahren ununterbrochen auf dieser Liste», sagt der 200-fache Millionär. «Viele waren zwischenzeitlich nicht mehr aufgelistet oder flogen ganz raus.» Er sei eben anders als die anderen, sagt der Bauernsohn aus dem thurgauischen Bichelsee.

Ohne Kredite

Seine Montage- und Temporärfirma mit über 1000 Beschäftigten habe er ohne einen einzigen Bankkredit aufgebaut. Er lasse sich nie einladen, «weil ich nicht gerne Danke sage», schmunzelt Leutenegger, der immer, überall und jedem Runde um Runde spendiert: «Die meisten reichen Schweizer sind geizig. Ich bin die Ausnahme, die diese Regel bestätigt», begründet der Selfmade-Millionär, der noch nie in seinem Leben einen Lottoschein gekauft hat, seine legendäre Grosszügigkeit. Leutenegger hasst den Geiz.

«Ich gehe regelmässig in die Kirche»: Leutenegger in Bern-Bümpliz.
Foto: Peter Gerber
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Nicht nur, wenn es um ihn selbst geht: Dem Mann, der in den letzten 52 Jahren über 20 Millionen Franken für den Sport spendete, sind geizige Menschen generell ein Gräuel: «Es gibt überall Geizhälse», empört sich die Frohnatur, «leider kenne ich viele Sportler und Politiker, deren Portemonnaie ich noch nie gesehen habe.»

Gegen eine andere Todsünde aber ist Leutenegger nicht ganz gefeit: gegen den Neid. «Ich beneide die Vögel um ihre Fähigkeit zu fliegen und um ihre Freiheit», schwärmt der Gesellschaftslöwe, bei dem man das Gefühl hat, dass er sich alle Freiheiten eines erfolgreichen Menschen herausnehmen kann. Für ihn gelte das leider nicht, im Gegenteil: «Der Erfolg machte mich zu einem Getriebenen mit schlaflosen Nächten», verrät Leutenegger – und wird dabei ganz leise: «Ich hatte immer Angst, ich könne die Löhne nicht mehr bezahlen.»

In solchen Momenten zog es ihn hinaus, Vögel zu beobachten, um deren Freiheit er sie so beneidet. Hausi, der Vogelkundler, allein in der Natur: Bei jemandem wie ihm, der es geniesst, von Menschen umgeben zu sein, und der – auch mit grossen Kino-Stars – in 38 Filmen spielte, ist das ist nur schwerlich vorstellbar.

«Die Versuchung ist gross»

«Es gibt eben auch den anderen Hausi Leutenegger», sagt er, «es gibt jenen Hausi, der sich gerne zurückzieht.» Doch die Öffentlichkeit kennt nur den Happy-Hausi. Und auch den Frauenschwarm. Zu seiner Schwäche für das schwache Geschlecht steht er, auch wenn sich dies für einen «gläubigen Katholiken, der mindestens zweimal im Monat in die Kirche geht», nicht gezieme. Leutenegger lächelt und zitiert den französischen Chansonnier Maurice Chevalier: «Im Showbusiness ist die Versuchung zu gross, um treu zu sein.»

Deshalb werde er dereinst von dieser Welt als Sünder abtreten – aber nicht als Heuchler, das sei wichtig. Als Abschiedsworte für seinen letzten Gang wünscht sich Hausi Leutenegger den Rita-Pavone-Hit: «Arrivederci Hans, das war der letzte Tanz.»

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