Hausbesuch bei Clown Spidi, dem Original von Circus Knie
Der Kleinste ist der Grösste

Als Programmheft verkaufender Clown hat sich Spidi zum Liebling des Zirkus Knie geschriehen. Warum Peter Wetzel privat so ganz anders ist.
Publiziert: 07.05.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:37 Uhr
Cinzia Venafro

Dieses Clowngesicht kennt jedes Kind. Jetzt zeigt sich Spidi alias Peter Wetzel (49) erstmals seit Jahren ungeschminkt. «Ich bin ein eigentlich ruhiger, fantasievoller und sehr sensibler Mann», so der Aargauer, der in Rothrist die ersten zehn Jahre seines Lebens verbrachte. «In der Mitte von allem und doch nirgends richtig», nennt er den Ort, wo seine Mutter noch heute lebt – und er jeweils überwintert.

Schon als kleiner Bub habe er Clown werden wollen, betont Wetzel, als BLICK ihn in seinem Wohnwagen beim Circus Knie besucht. So ganz ohne Make-up spricht der Mann einsilbig und wirkt wie der Gegenpol zum Programmhefte verteilenden Knie-Clown, der seit 23 Jahren mit dem Nationalzirkus durchs Land tingelt.

Bereits als Zehnjähriger hatte Peter Wetzel sein erstes Engagement, bei einem deutschen Zirkus. «Meine Mutter verkaufte dort Glace und Popcorn», sagt er. «Ich unterhielt die Menschen in der Manege.» Die obligatorische Schulzeit beendete er in der Schweiz. Von seinen Schulgspänli wurde er «Spidi» getauft, «weil ich der Schnellste beim Orientierungslauf war», erinnert er sich stolz.

Daheim: Während der Saison bewohnt der Clown ein Wohnwagenabteil.
Foto: ARNO BALZARINI
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Als 16-Jähriger zog es ihn in die weite Welt – sogar in Neuseeland brachte der kleine Schweizer die Menschen zum Lachen. Ist der Humor down under anders als in Europa? «Ach, es gibt in jeder Stadt und in jedem Land einen Tubel, der nicht drauskommt und einen nicht versteht.» – «Ihn verstehen», das tut seit kurzem eine ganz besondere Frau: «Mein Amore» nennt er die Walliser Pferdenärrin, mit der er eine Beziehung hat. «Wir kennen uns seit acht Jahren, jetzt ist sie meine Partnerin», so der neuerdings blondierte Mann. Er blickt auf die Wand über seinem Bett. Von dort lächelt die attraktive, normal grosse Brünette ihm entgegen.

Die zweifache Mutter und ihre Kinder hätten ihn «in ihre Familie aufgenommen», sagt er. «Und das ist ein wunderschönes Gefühl.» Eigene Kinder hätte er sich als Dreissigjähriger auch gewünscht, «jetzt bin ich zu alt dafür». Dass er seine Kleinwüchsigkeit hätte weitergeben können – er selbst und eine Schwester haben sie von der Mutter geerbt –, ist ein heikles Thema. «Das kann jedem passieren», sagt Wetzel. Seine andere Schwester und sein Vater entsprechen der Norm, sind durchschnittlich gross. Wetzel aber führt ein Leben abseits des Durchschnitts. Und ist doch mittendrin. In 41 Schweizer Städten ist er jetzt wieder als Spidi zu sehen. Unterwegs, mit einem Lachen im Gesicht. «Clown sein ist Charaktersache», sagt der kleine Grösste. «Wer keine Freude im Leben verspürt, kann keiner sein.»

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