Sie sind der allerbeste Beweis dafür, dass alte Liebe nicht rostet. Hans (99) und Greti Hersperger (100) leben im Wohnpark Buchegg in Burgdorf BE und sind mit 77 Jahren Ehe eines der am längsten verheirateten Paare der Schweiz. Zurzeit ist eine Menge los. Am 11. Dezember ist Greti Hersperger 100 geworden. Der Stadtpräsident schaute vorbei, mit Blumen und einem Coiffeur-Gutschein. Dann folgte die Fahrt nach Zürich in den Talk von Kurt Aeschbacher (läuft heute auf SRF 1, ab 22.30 Uhr). «Und jetzt kommt auch noch der SonntagsBlick», sagt die Jubilarin.
Erdbeeren und Schlagrahm
An den Hochzeitstag erinnern sich Herspergers genau. «Das war der 31. Mai 1941, in Affoltern im Emmental. Just an diesem Tag wurde die ‹Nidle› rationiert. Aber die Wirtin flüsterte mir zu, Erdbeeren mit Schlagrahm gebe es trotzdem.» Das Wetter sei miserabel gewesen. «Es schiffte den ganzen Tag, erst am Abend kam die Sonne. Da sagte ich zu meinem Mann, unser Alter werde sicher heiter.» Die Prophezeiung ist eingetroffen. Herspergers sind sehr zufrieden mit ihrem Leben im Altersheim, bis Anfang 2017 haben sie sogar noch zu Hause gewohnt. «Das Essen hier ist gut, die Betreuung tipptopp.»
Beim Tanzen funkte es
Nur das Draussensein vermissen sie in den kalten Tagen. Die Liebe zur Natur war es auch, die sie 1939 zusammenbrachte. Beide waren Mitglied bei den Naturfreunden, er in Ittigen BE, sie in Burgdorf. Einer der Burgdorfer verirrte sich bei einer Bergwanderung und wäre beinahe erfroren, wenn ihn die Ittiger nicht gerettet hätten. Zum Dank gabs einen bunten Abend in Burgdorf. Dort sahen sich Herspergers zum ersten Mal. Ein Kleid mit Blumen und ein Tanz taten das ihrige. Im Dezember 1941 kam die erste Tochter Christine zur Welt. «Sie wog vier Kilo. Wenn wir gesagt hätten, sie sei eine Frühgeburt, hätte uns das wohl kaum jemand geglaubt», erzählt Greti Hersperger. Zwei weitere Töchter – Ruth und Alice – wurden 1944 und 1948 geboren.
Begeisterte Fussball-Fans
Den Anschluss zur Aktualität haben sie nicht verloren. Begeistert verfolgen sie die YB-Höhenflüge. «Wenn mir jemand vor vier oder fünf Jahren gesagt hätte, dass ich mich noch einmal für Fussball interessieren würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt», sagt Greti Hersperger. Sie schaut auch die Spiele der Schweizer Nati. «Besonders gut gefällt mir Shaqiri, der erinnert mich an ein wildes Muneli.»
Alle 14 Tage zum Sängerhöck
Greti Hersperger liest äusserst gern, Hans Hersperger freut sich eher auf gesellige Stunden. Alle 14 Tage wird er zum Sängerhöck abgeholt. Nächstes grosses Ziel für das Ehepaar Hersperger ist der 13. Juni 2019. «Dann werde ich 100 und wir sind wieder gleichauf», sagt Hans Hersperger und hält die Hand seiner Frau fest.