Genervt von Gebühr
Veranstalter wälzt Verlust auf Rolling-Stones-Fans ab

Fünf Franken sollen Schweizer Rolling-Stones-Fans zahlen, wenn sie das Geld für ihr Ticket zurückwollen. Diese sind erbost und werfen dem Veranstalter und den Berner Young Boys vor, sich nicht genug um ein Ersatzdatum bemüht zu haben.
Publiziert: 23.06.2022 um 19:23 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2022 um 11:13 Uhr
Berit-Silja Gründlers

«Ich bin stinksauer», sagt Blick-Leserin Astrid Antoniolli (70). «Ich habe meinem Sohn und meiner Schwiegertochter Tickets für die Rolling Stones geschenkt und dann wird das Konzert abgesagt. Die Chance, diese Band einmal live zu sehen, die werden wir nie wieder haben.»

Die legendäre Band rund um Frontmann Mick Jagger (78) hätte am 15. Juni 2022 im Rahmen ihrer «Sixty»-Tour im Berner Wankdorfstadion auftreten sollen. Aufgrund einer Coronainfektion Jaggers fiel der Termin aus. Wenig später wurde bekannt, dass für das Schweizer Konzert kein Ersatztermin gefunden werden konnte. Eine riesige Enttäuschung für Schweizer Fans.

Stadionmiete, Bodenabdeckung und Personal müssen gezahlt werden

Das Fass zum Überlaufen brachte nun die Mail, die Fans von Ticketcorner erhielten. «Für den ausserordentlichen Aufwand im Zusammenhang mit der Rückabwicklung, werden pro Ticket CHF 5.- abgezogen», heisst es dort. Dies sei Usus, sagt André Béchir vom Veranstalter Gadget zum «Tagblatt». Die Gebühr decke einen Teil der Kosten, die bereits entstanden seien. Namentlich die Stadionmiete, Bodenabdeckungen, Personalkosten, Aufbau und Bühnenmiete. Das bedeutet für den Veranstalter einen Verlust von mehr als einer Million Franken.

Schweizer Fans werden ihn wohl nie wieder live zu Gesicht bekommen: Mick Jagger.
Foto: DUKAS
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«Das ist doch ein Witz», sagt Astrid Antoniollis Schwiegertochter Nicole Antoniolli (29). «Wir Fans sind ja die, die ohnehin schon geschädigt sind und jetzt sollen wir auch noch einen Teil der Kosten des Veranstalters zahlen. Ich bin wirklich schwer enttäuscht. Soll das doch YB übernehmen!»

«Es gibt nur Verlierer»

Der Vorwurf: Wegen des Spielplans des Vereins konnte das Konzert nicht am für die Rolling Stones möglichen Ausweichdatum stattfinden.

Ein Vorwurf, den YB-CEO Wanja Greuel, nicht gelten lassen will. «Ich habe in den letzten Tagen zahlreiche Mails und Telefonate von Rolling-Stones-Fans beantwortet und es gibt in dieser Sache wirklich nur Verlierer. Ich verstehe die Enttäuschung der Fans sehr gut.»

Man habe händeringend nach einer Lösung gesucht, der Band verschiedene Ausweichdaten angeboten. Die Alternative wäre gewesen, dass wir unsere Europapokalspiele nicht hätten spielen können und das kam für uns nicht infrage. Wir müssen auch an unsere mehrere Zehntausend Fans denken, die an die Spiele des Clubs kommen wollen. Dann wären diese mindestens so erbost gewesen, wie jetzt die Fans der Rolling Stones.»

Zweifel an Flexibilität der Rolling Stones

Der Veranstalter Gadget, so Greuel weiter, habe auch nach einem alternativen Veranstaltungsort gesucht. Man habe andere Stadien und Flughäfen evaluiert. «Aber das war alles nicht machbar. Allein der Auf- und Abbau der Rolling-Stones-Show dauert in unserem Stadion knapp drei Wochen, während denen man blockiert ist.»

Auch seien ihm im Verlauf der Gespräche um ein Ersatzdatum Zweifel gekommen: «Ich muss ehrlich sein, ich weiss nicht, wie flexibel die Band selber war. Wir haben wirklich alles versucht und es konnte kein Konsens gefunden werden.»

Kein Trost für enttäuschte Fans

Auch dürfe man nicht vergessen, dass das Wankdorf und die Berner Young Boys ebenso enttäuscht über die Absage des Konzertes sind. «Wir haben deswegen eine Umsatzeinbusse von etwa einer Million Franken, das erstattet uns niemand zurück», sagt Wanja Greuel.

Astrid Antoniolli kann das nicht trösten. «Die Rolling Stones sind keine kleine Band, die man dann halt nächstes Jahr sieht. Ich hatte ja das Glück, schon einmal an einem Konzert gewesen zu sein, aber für all die jungen Fans, wie meinen Sohn, macht mich das wirklich wütend.»

Schweizer Fans können privilegiert Tickets für Berliner Konzert kaufen

Ein kleiner Trost mag sein, dass Schweizerinnen und Schweizer, beim Ticketverkauf des Zusatzkonzertes am 3. August auf der Berliner Waldbühne, Vorrang haben. «Stones-Fans, die ein Ticket für den 17. Juni im Berner Wankdorf Stadion haben, werden privilegiert. Sie könnten sich als Erste ein Ticket für Berlin sichern», sagte André Béchir der «Schweizer Illustrierte».

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