Fetisch-Lady Nica Speeva (25) erzählt, wie «Fifty Shades of Grey» wirklich geht
«Ich liebe es, das Feuer in den Augen eines Mannes zu sehen»

176 Zentimeter Lack und Leder: Unter dem Namen Nica Speeva (25) sucht eine Schweizer Büroangestellte Männer für scharfe «Shades of Grey»-Spiele. Im BLICK spricht sie darüber, was sie daran reizt, mit dem Orgasmus der Männer zu spielen, und was bei ihrem Job anders läuft als im Kinofilm.
Publiziert: 09.02.2017 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:40 Uhr
Nica Speeva zeigt, was sie zu bieten hat
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Büro-Angestellte (25) steht in der Freizeit auf «Shades of Grey»-Spiele:Nica Speeva zeigt, was sie zu bieten hat
Peter Padrutt (Interview) und Philippe Rossier (Fotos)

BLICK: Nica Speeva, Sie und ich, wir trainieren hier im gleichen Fitnessclub ...
Nica Speeva:
Genau. Dein Gesicht ist mir auch schon aufgefallen.

Nica Speeva beim Interview mit BLICK: «Nur fürs Geld kannst du diesen Job nicht machen. Es braucht auch Passion dazu.»
Foto: Phiippe Rossier

Okay, hier duzen wir uns. Du bist eine natürlich wirkende junge Frau mit Brille. Heute erzählst du mir, dass du Männer plagst.
Ja, viele sind zuerst überrascht, wenn sie erfahren, was ich mache. Dann werden sie neugierig, wollen viel wissen über mich. Ich führe nebenbei ein ganz normales Leben. Meine Freunde wissen von meinem Job. Das schulde ich ihnen. Ich bin übrigens keine Domina, ich bezeichne mich als Bizarr- und Fetisch-Lady.

Was ist der Unterschied?
Eine Domina ist unberührbar. Ich hingegen finde es spannend, wenn man sich in Rollenspielen auch mal anfasst. Das kann unglaublich kreativ sein.

Reibt man sich wegen «Fifty Shades of Grey» in der Branche die Hände?
Natürlich kurbelt der Film das Geschäft an. Und es gibt sicher Menschen, die jetzt versteckte Neigungen mal ausleben wollen. Aber in der Realität ist es dann schon anders als auf der Leinwand. Trotzdem sollte man «Fifty Shades of Grey» nicht überbewerten: SM-Gefühle wachsen nicht einfach durch einen Film. Sie stecken tiefer in einem Menschen.

Wie hat der Fachfrau der erste Teil gefallen?
Ehrlich gesagt, war ich enttäuscht. Ich hatte grosse Erwartungen, doch für mich gab es zu wenig Action. Aber schon der Trailer zum zweiten Teil war vielversprechend, er wurde ja innerhalb von 24 Stunden bereits 114 Millionen Mal angeklickt. Im Film fordert Christian Grey seine Anastasia in einem gut besuchten Restaurant auf, ihr schwarzes Spitzenhöschen auszuziehen. Dann geht es auch in einem Lift zur Sache. Schon besser.

Hat der SM in «Fifty Shades of Grey» etwas mit deinem Job zu tun?
Der Film ist eine SM-Romanze, bei der auch Liebe ins Spiel kommt. Bei mir geht es unter anderem auch um Fesselungen, Rollenspiele, Fetische und Peitschenhiebe. Etwas ist aber im Streifen nicht unbedingt typisch: Christian, der den dominanten Part verkörpert, ist in der Geschichte jener, der von der Lust befeuert ist und aktiv jemanden für seine Spielchen sucht. Anastasia ist unendlich passiv. Beim SM, wie ich ihn erlebe, ist es umgekehrt: Da sucht vor allem der Mann den Kick, und zwar in der passiven Rolle.

Macht Rollenspiele aus Spass: Nica Speeva.
Foto: Philippe Rossier

Warum wollen vor allem Männer dominiert werden?
Das hat wohl mit der Evolution zu tun. Männer mussten immer befehlen und stark sein, in Rollenspielen können sie sich fallen lassen.

Mal ehrlich, es geht bei diesem Job doch vor allem ums Geld.
Natürlich gehört das Finanzielle auch dazu, aber wenn ich keine Lust dabei empfinden würde, könnte ich diesen Job nicht ausüben. Dahinter steckt Passion.

Das sagen Pornodarstellerinnen auch immer: dass sie haufenweise Orgasmen erleben am Set. Dabei ist es harte Arbeit.
Es ist wirklich so: Mir gefällt es, dass ich die Macht habe, zu bestimmen, was ein Mann darf und was nicht. Ich liebe es, das Feuer in seinen Augen zu sehen, wenn ich ihn bestrafe oder belohne. Nicht die eigene körperliche Lust ist dabei der Antrieb. Die Spannung liegt darin, dass ich als Regisseurin etwas Eigenes erschaffen kann, das ich mit dem Gast inszeniere. Es entsteht jedes Mal eine eigene Version von «Fifty Shades of Grey».

Wie fing alles an?
So mit 19 oder 20. Eine Freundin betrieb SM, das fand ich reizvoll und interessant. Wir redeten viel über das Thema. Es weckte meine Leidenschaft. Die Verwirklichung der Fantasien faszinierte mich.

Du bist als Erotikmodel und Bloggerin im Internet sehr aktiv. Auf Facebook schreibst du Philosophisches, rapportierst aber auch, wie du am Sonntagmorgen von deinen Katzen um sieben Uhr geweckt wirst, Kaffee im Bett trinkst und ein Buch liest. Ist «Fifty Shades of Grey» im Alltag angekommen?
Mein Privatleben unterscheidet sich wahrscheinlich nicht von jenem anderer Menschen. Ich gehe meinen Hobbys nach, treffe mich mit Freunden zum Kaffee, arbeite noch in einem Büro und mache jetzt eine Ausbildung im Online-Marketing-Bereich.

Die Ostschweizerin steht auf Fetisch und mag es, wenn man sich bei Rollenspielen auch anfasst.
Foto: Philippe Rossier

Muss dir ein Mann gefallen, damit dich das Spiel reizt?
Ja, aber nicht unbedingt körperlich. Wie er aussieht, ist nicht relevant. Die Muskeln spielen dabei keine Rolle. Eine gute Session entsteht, wenn die Chemie stimmt. Hygiene, gute Manieren und ein respektvoller Umgang sind das A und O.

Welches sind die verrücktesten Wünsche der Kunden?
Ein Gast überraschte mich mit einem Spiderman-Kostüm, das er mitgebracht hatte. Ich verwandelte mich in Spiderwoman, und dann folgte ein erotischer Ringkampf auf dem Bett. Nur das, kein Sex! Es kommt mir vor, als sei jeder Dritte ein Fussfetischist, da staune ich immer wieder. Andere wollen als Aschenbecher benutzt werden. Und einer wollte sogar, dass ich ihm die Hoden aufschlitze. So etwas mache ich natürlich nicht.

Hand aufs Herz: Macht dir die Arbeit immer Spass?
Auch ich habe Tage, an denen ich keine Lust habe, jemandem den Hintern zu versohlen (lacht). Ich nehme mir dann die Freiheit, keine Dates anzunehmen. Mir ist klar, dass der Gast für sein Geld hart arbeiten geht. Daher hat es mit Fairness zu tun, beim Date voll und ganz dabei zu sein. Zum Abschluss des Tages mache ich es mir gerne in meinem Lieblingssessel gemütlich und lese ein Stück gute Literatur.

Erzählen die Männer aus ihrem Privatleben?
Das ist unterschiedlich. Die einen gar nicht, die anderen breiten es aus, fragen mich auch um Rat. Oft gebe ich zu Beziehungs- und Sexfragen Tipps. So gesehen bin ich auch eine Art Psychologin (lacht).

Was erstaunt dich?
Wie grenzenlos die Fantasie ist. Immer wieder.

Ohne Lack und Leder läuft nichts in diesem Job.
Foto: Philippe Rossier

Macht der Job reich?
Reich an Erfahrungen. Ich habe nur wenige Kunden. Ich könnte viele mehr haben, wenn ich wollte, aber ich wähle sie gezielt aus.

Wie reagierst du, wenn du einem Gast auf der Strasse begegnest?
Das kommt fast nie vor. Aber wenn, dann würde ich mich diskret verhalten. Vertraulichkeit ist für den Gast sehr wichtig. Das respektiere ich natürlich.

Hast du in einer Session schon mal auf das Codewort verzichtet?
Ich biete ja keine ganz harten Sachen an, darum benutze ich kein Codewort. Ich nehme lieber Farben: Grün, Orange, Rot.

In «Fifty Shades of Grey 2» geht es nicht nur um Sex, sondern vor allem auch um Gefühle. Hat sich schon mal ein Kunde in Nica Speeva verliebt?
Ja, das kam schon vor. Zu ihrem eigenen Schutz haben sie sich aber von selbst distanziert. Wirkliche Probleme hatte ich damit nie.

Muss ich jetzt damit rechnen, dass jede normale Frau in einem Fitnessclub so einen Job macht?
Nein, sicher nicht, es wäre ja langweilig, wenn alle das gleiche mögen würden.

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