Dragqueen Gossipa über ihr Coming-Out
«Ich war der Zwitter von Spreitenbach»

Mit 13 Jahren outete sich Lou Limacher, der Mann hinter Dragqueen Gossipa, bei seiner Mutter als schwul. Ausgelöst wurde das Ereignis von einer Bratwurst.
Publiziert: 02.05.2021 um 09:56 Uhr
|
Aktualisiert: 02.05.2021 um 11:22 Uhr
Michel Imhof

Das Coming-Out kann für eine homo- oder bisexuelle Person oder einen trans Menschen zum schwierigsten Schritt im Leben werden. Lou Limacher (35), besser bekannt als Dragqueen Gossipa hatte diesen bereits im Alter von 13 Jahren. «Vorher war ich der Zwitter von Spreitenbach», sagt er.

Diesen Übernamen bekam er, weil «ich lieber mit den Mädchen Gummi-Twist gespielt und Äpfel verteilt habe, anstatt mit den Buben Fussball oder Räuber und Poli zu spielen.» Einem Mitschüler, der ihn stets mit diesem Übernamen betitelte, habe Limacher später mit Faust geschlagen. Dann habe er mit dem Hänseln aufgehört.

Bratwurst führte zu Coming-Out

Sein eigentliches Coming-Out wurde durch eine Bratwurst ausgelöst. «Meine Mutter hat teilzeit gearbeitet und hat immer für mich zu Mittag gekocht», erzählt er im Podcast «Mis Coming-Out». Er sei immer ein eher dickliches Kind gewesen, deswegen habe er später auch eine Lehre als Koch gemacht. «Und eines Tages hatte ich nicht genug vom Zmittag und habe mir, nachdem sie gegangen war, noch zwei Bratwürste mit Zwiebelsauce mehr gekocht», sagt er. «Nach dem Feierabend stellte mich dann meine Mutter zur Rede.»

Dragqueen Gossipa hatte ihr Coming-Out mit 13 Jahren.
Foto: Tobias Sutter
1/8

Die Schuld schob er aus Scham zuerst auf seinen Hund. Doch seine Mama liess nicht locker. «Da habe ich meinen Mut zusammengenommen und meine Tat gestanden.» Er habe nicht nur gesagt, dass er viel zu gerne esse, sondern «dass ich auch ein weiteres Problem habe. Dass ich anders sei als die anderen Mitschüler. Und dass ich den Vater meiner besten Freundin sexuell anziehend fand.»

Der erste Freund mit 15

Aus Scham sei er in sein Zimmer gerannt. Den Gedankensprung von der Bratwurst zu seiner Sexualität kann er sich heute nicht mehr erklären: «Ich weiss nicht, ob ich Mitleid oder von etwas ablenken wollte. Das Ganze ist ja schon ein paar Jahre her.»

Reagiert hat seine Mutter mit einer Umarmung. Limacher sei ohnehin in einer liberalen Umgebung gross geworden. Seine Eltern hatten einige schwule Freunde. «Da war es dann auch überhaupt kein Thema, als ich mit 15 meinen ersten Freund nach Hause nahm.»

Schüler bezeichneten Gossipa als Prinzessin

Heute ist Lou Limacher öfters als Dragqueen Gossipa unterwegs.

Auch dieser Schritt sei zuerst eine Überwindung gewesen. Besonders, als er regelmässig mitten am Tag zu einer Sendungsaufzeichnung aufbrechen musste. «Es war stets um die Mittagszeit. Viele Schüler, die mir auf dem Weg begegneten, haben mich angestarrt. Aber einmal meinten ein paar Kinder, ich sei eine Prinzessin. Das war total herzig.»

Mit seiner Kunstfigur will Limacher für mehr Akzeptanz der LGBTQ-Community kämpfen. Auch hinsichtlich der Ehe für Alle, die voraussichtlich im Herbst vors Volk kommt. Er sagt: «Ich verstehe nicht, dass ich in einem Land, in dem das Rote Kreuz gegründet worden ist, andere Rechte habe.»

Das Abc der LGBTIQ

Die LGBT & I stehen für die sexuellen Minderheiten, die anders lieben als Heterosexuelle. Sie haben gemeinsam, dass sie in vielen Kulturen und Gesellschaftskreisen wegen ihrer Andersartigkeit diskriminiert oder sogar verfolgt werden.

L – Lesbian, lesbisch. Frau steht auf Frau.

G – Gay, schwul. Männer, die Männer lieben.

B – Bisexual, bisexuell. Frauen oder Männer, die auf beide Geschlechter gleich gut ansprechen.

T – Transgender. Frauen oder Männer, die im falschen Körper auf die Welt gekommen sind.

I – Intersexuell, geschlechtlich nicht festgelegt. Intersexuelle Menschen können anatomisch nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden. Es stellt sich die Frage: Junge oder Mädchen, oder beides?

Q – Queer umfasst alles, was nicht hetero oder cisgender ist. Also jede Person, die nicht heterosexuell ist oder/und sich nicht dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht zugehörig fühlt, ist queer.

Die LGBT & I stehen für die sexuellen Minderheiten, die anders lieben als Heterosexuelle. Sie haben gemeinsam, dass sie in vielen Kulturen und Gesellschaftskreisen wegen ihrer Andersartigkeit diskriminiert oder sogar verfolgt werden.

L – Lesbian, lesbisch. Frau steht auf Frau.

G – Gay, schwul. Männer, die Männer lieben.

B – Bisexual, bisexuell. Frauen oder Männer, die auf beide Geschlechter gleich gut ansprechen.

T – Transgender. Frauen oder Männer, die im falschen Körper auf die Welt gekommen sind.

I – Intersexuell, geschlechtlich nicht festgelegt. Intersexuelle Menschen können anatomisch nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden. Es stellt sich die Frage: Junge oder Mädchen, oder beides?

Q – Queer umfasst alles, was nicht hetero oder cisgender ist. Also jede Person, die nicht heterosexuell ist oder/und sich nicht dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht zugehörig fühlt, ist queer.

Mehr
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?