Der Walliser Bauernsohn ist mit «Mein Leben als Zucchini» für den Oscar nominiert
Claude Barras lässt die Puppen tanzen

Er lernte Hochbauzeichner und bildete sich dann zum Animationsfilmer weiter. Nun darf Regisseur Claude Barras mit «Mein Leben als Zucchini» auf die höchste Auszeichnung der Filmwelt hoffen.
Publiziert: 13.02.2017 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:07 Uhr
Katja Richard

Er ist ein Bauernsohn aus dem Wallis – jetzt erobert er mit seinen Puppen Hollywood. Claude Barras (44) ist mit dem Animationsstreifen «Mein Leben als Zucchini» in der Kategorie Bester fremdsprachiger Kinofilm für einen Oscar nominiert. Letzte Woche traf er beim traditionellen Lunch in Beverly Hills bereits auf die 160 Oscar-Anwärter, darunter Stars wie Ryan Gosling (36, «La La Land»). «Das war beeindruckend. Die Leute waren aber alle sehr zugänglich», sagt Barras.

Keine kalte Computeranimation

Dass es ein Schweizer Animationsfilm so weit schafft, ist aussergewöhnlich. Vielleicht, weil er leiser ist als die internationale Konkurrenz. Statt kalter Computeranimation gibt es puppenartige Figuren, die eine Geschichte erzählen, die vom ersten Augenblick an berührt.

«Vor allem der Anfang ist traurig», warnt Barras die jungen Zuschauer im Kino. Die Hauptfigur Courgette, auf Deutsch Zucchini, ist ein Junge, der ins Waisenhaus kommt, nachdem seine alkoholsüchtige Mutter bei einem Streit stirbt. Trotz des schweren Stoffs gibt es Hoffnung und viel zu lachen. «Weil man in schwierigen Lebensumständen steckt, heisst das noch lange nicht, dass alles verloren ist», so Barras.

Mitten in Basel: Regisseur Claude Barras mit seiner Puppe Courgette.
Foto: Siggi Bucher
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Ohne weibliche Begleitung zu den Oscars

Der gelernte Hochbauzeichner Barras hat selbst ein Jahr lang in einem Heim mit Kindern gearbeitet. Vater ist er noch nicht. «Ich möchte unbedingt Kinder haben. Bis jetzt habe ich einfach noch nicht die passende Partnerin gefunden.»

Zur Oscar-Gala am 26. Februar wird er ohne weibliche Begleitung reisen. Den Smoking für den Anlass bekommt er vom Schweizer Label Essius ausgeliehen. «Diesen für nur einen Anlass zu kaufen, lohnt sich nicht», meint Barras bescheiden.

Auch falls er den Oscar gewinnt, wird Barras der Schweiz treu bleiben. Bei grossen Produktionen wie von Disney oder Pixar sei der Druck gross. «Dort reden viel mehr Leute mit, auch wenn es um den Inhalt geht. Mich interessieren weniger die grossen Effekte. Ich möchte weiterhin echte und berührende Geschichten erzählen können.»

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